Welcher Klebstofftyp eignet sich NICHT für Räuchereiche?

Experten raten: Hände weg von 1-K-PU-Klebern!


Thomsit, Wolfram Schreiner, Techniker: Angesichts der Wechselwirkungen von Wasser und Ammoniak sind Dispersionsklebstoffe zur Verarbeitung von Räuchereiche-Elementen nur eingeschränkt einsetzbar. Auch vom Einsatz einkomponentiger PU-Klebstoffe ist abzuraten. In einem uns bekannten Fall war der PU-Klebstoff noch zwei Jahre später so weich unter dem Parkett, als wäre er gerade erst frisch aufgetragen worden. Bei der chemischen Reaktion nutzen PU-Klebstoffe die Feuchtigkeit der Umgebungsluft. Dabei setzen sie Wassermoleküle (H2O-Gruppen) in ihre Molekülstruktur ein und verfestigen sich. Ammoniak ist ähnlich aufgebaut und besteht aus OH-Gruppen, die sich exakt an die Stellen setzen, die eigentlich von den wässrigen H2O-Gruppen besetzt werden sollten. Als Folge bleibt der Klebstoff weich und härtet nicht aus.

Kiesel, Thomas Schaffer: Restammoniak im Holz kann bei der Verklebung gravierende Schäden hervorrufen. Bei Polyurethanklebstoffen ist darauf zu achten, eine geruchsfreie Räuchereiche zu verarbeiten. Sonst kann es selbst bei zweikomponentigen PU-Klebstoffen dazu kommen, dass der Klebstoff nicht genügend aushärtet. Seit geraumer Zeit werden auch chemische Stoffe eingesetzt, welche die Geruchsschwelle herabsetzen. Die Verbindungen von Ammoniak und Essigsäure kann zu Abbindestörungen bei elastischen Parkettklebstoffen führen. Daher ist es wichtig, dass elastische Parkettklebstoffe über ausreichende Stabilisatoren verfügen. Diese schützen den Klebstoff vor dem Befall zersetzender Substanzen.

Ardex Technik: SMP-Klebstoffe eignen sich nicht.

Berger-Seidle, Dr. Wolfgang Kahlen: Alle Reaktionsklebstoffe auf Basis der Silan-/MS- oder PU-Technologie können aufgrund der möglichen chemischen Reaktion mit Ammoniak zu Haftungsproblemen führen.

Bona, Marcel Schmidt, Technischer Leiter: Empfindlich können 1K-PU Klebstoffe reagieren, diese führen wir jedoch nicht im Sortiment.

Bostik, Lothar Eiden, Abteilung Bautechnik: Nicht aufgrund des Räucherns, sondern hinsichtlich der Parkettformate sind Dispersionsklebstoffe etwas kritischer zu betrachten.

Mapei, Günther Hermann, Technischer Marketing Manager Fußboden: Grundsätzlich sind einkomponentige PU-Klebstoffe nicht zur Verlegung von Räuchereiche geeignet. Die Ammoniakemissionen stören den Abbindevorgang, behindern die Durchreaktion und damit auch die Verklebung mit dem Parkett.

Pallmann, Rainer Mansius, Leiter Anwendungstechnik: 1K-PUR-Klebstoffe und weiterentwickelte Klebstofftypen wie MSP oder STP sind wegen ihrer Störanfälligkeit nicht geeignet.

Schönox Technik: Bei einkomponentigen PU-Systemen haben Untersuchungen gezeigt, dass es zu Problemen kommen kann. Das freie Ammoniak reagiert schneller mit dem PU als freies Wasser (Luftfeuchtigkeit). Der Klebstoff kann nicht ordnungsgemäß abbinden. Bei Massivparkett sind Dispersionsklebstoffe ungeeignet.

Sika: Wenn die Ammoniakkonzentrationen zu hoch sind, eignet sich kein Parkettklebstoff, egal welche Basis oder Typ. Es sollte nur sorgfältig abgelüftete und nahezu geruchsfreie Ware verklebt werden. Andernfalls sind Unverträglichkeiten zu erwarten, weil die Klebstoffe chemisch in ihrer Aushärtung und Trocknung gestört werden.

Stauf Anwendungstechnik: Elastische, schwach vernetzende und kennzeichnungsfreie 1K-PU-Klebstoffe haben in der Vergangenheit Probleme beim Aushärteprozess gezeigt, weil die reaktiven Gruppen des Klebstoffs mit überschüssigem Ammoniak reagieren. Auch sehr preisgünstige, so genannte "Objektklebstoffe" auf Silanbasis mit deutlich vermindertem Bindemittelanteil sollten in diesem Zusammenhang nicht ungeprüft eingesetzt werden.

Wakol: Bei 1K- und 2K-PU-Klebstoffen besteht die Gefahr, dass die Aushärtereaktion gestört wird. Daher sollten Polyurethanklebstoffe nur eingesetzt werden, wenn gesichert ist, dass keine Ammoniakemissionen mehr stattfinden.
aus Parkett Magazin 04/11 (Bodenbeläge)