Online-Vertrieb gewinnt zunehmend an Bedeutung

Die Branche im Netz

Der Handel im Internet weist nach wie vor überragende Wachstumszahlen auf. Dabei reicht das Warenangebot mittlerweile weit über die klassischen E-Commerce-Sortimente hinaus. Auch für Parkett-, Laminat- und Korkböden steigt die Zahl der Online-Angebote stetig. Grund genug für das ParkettMagazin, sich diesem Thema mit einem Spezial zu widmen. von Danny Duttke

Das Internet hat sich in nahezu allen Bereichen zu einem wichtigen Medium entwickelt. Laut dem Nonliner Atlas 2010 der Initiative D21 e.V. sind rund 48 Mio. Deutsche im Alter über 14 Jahre online. So ist es nicht verwunderlich, dass ein großer Teil der Bevölkerung heutzutage ganz selbstverständlich das weltweite Netz nicht nur nutzt, um sich zu unterhalten und Informationen zu beschaffen, sondern zunehmend auch, um einzukaufen.

Der deutsche Online-Handel kann mit einer wachsenden Zahl an Internetnutzern Jahr für Jahr neue Rekordumsätze vermelden. Laut dem Branchenverband Bitkom haben 2009 rund 56 % der Deutschen online eingekauft. Die Umsätze im E-Commerce 2010 beziffert der Handelsverband HDE auf 23,7 Mrd. EUR, gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Plus von über 8 %. Für 2011 prognostiziert der HDE sogar ein zweistelliges Wachstum. Die größten Umsätze werden nach wie vor mit Büchern, Unterhaltungsmedien, Tickets oder Heimelektronik erzielt. Unter der nahezu überwältigenden Angebotsbreite an Waren und Dienstleistungen finden sich inzwischen aber auch beratungsintensive Produkte wie Holz-, Laminat- und Korkböden sowie Verlegewerkstoffe und Zubehör.

Onlineangebote: Verfall der Preise oder Umsatzbringer?

Die bedeutenden Marktteilnehmer unserer Branche sind mit einer Homepage im weltweiten Netz vertreten; jedoch mit zum Teil unterschiedlichen Strategien. Während einige Anbieter mit einem Online-Shop eine praktische und schnelle Art des Verkaufs betreiben, sehen viele der stationären Anbieter in solchen Angeboten die Gefahr von Preisdumping; zumal bei vielen Verbrauchern noch immer die Meinung vorherrscht, im Internet sei alles billiger. Neben dem vermeintlich günstigeren Preis schätzen Internetnutzer aber auch die höhere Transparenz und Vergleichbarkeit, die große Auswahl, die Möglichkeit zur Lieferung ins Haus sowie umfangreiche Produktinformationen und Bewertungen.

Andererseits wollen viele Konsumenten insbesondere bei hochwertigen Produkten nach wie vor nicht auf kompetente Beratung verzichten und lassen sich Produkte gerne im Fachgeschäft vorführen. Vergessen darf man auch nicht den emotionalen Aspekt: Das Einkaufserlebnis im Geschäft ist ein ganz anderes als das am Computer - das Produkt lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes "begreifen". Hier setzen viele Anbieter an, und versuchen den potentiellen Kunden im Netz mit den gesuchten Informationen zu versorgen, um ihn zugleich mit der eigenen Produktvorstellung ins Ladengeschäft zu dirigieren.

So ist zum Beispiel die Homepage von Hain Parkett als reine Informationsplattform für Handel und Endverbraucher angelegt. Der Erfahrung des Herstellers zufolge, kommen in der Tat immer mehr Kunden in das Fachgeschäft, die sich vorab im Internet informiert haben und mit konkreten Vorstellungen die Beratung am Point of Sale erleichtern. Jedoch kann nach Meinung des Unternehmens selbst die beste Homepage nicht das Beratungsgespräch im Fachgeschäft ersetzen: Oft kommen dem Kunden wichtige Fragestellungen bei seiner Recherche im Netz nicht in den Sinn; sie ergeben sich dann erst im Laufe der Verkaufsberatung vor Ort.

Auch bei Amashaufer verfolgt man das Konzept der reinen Informationsplattform, um den Kunden einen Eindruck von Produkt, Qualität, Technik sowie Zubehör und Pflege zu vermitteln. Einem Internet-Shop oder dem Einstellen von Preislisten steht man jedoch kritisch gegenüber. Zu groß sieht man hier das Risiko, dass Kunden vom heimischen PC aus die Preise zu drücken versuchen. Ohne vorhergehende fachliche Beratung mangelt es solchen Käufern üblicherweise an der richtigen Wertschätzung gegenüber dem Produkt.

Das Problem einer mangelnden Produktwürdigung sieht der Werkzeug- und Maschinenhändler Witte nicht. Die eigene Homepage ist ausschließlich auf professionelle Kunden ausgerichtet. Neben einer ausführlichen Beschreibung der Produkte bietet die Seite daher registrierten Handwerkern und Handelsfirmen auch die Möglichkeit der Online-Bestellung. Zudem können Kunden über ein Forum Rat einholen oder fachtechnische Diskussionen anstoßen.

Einen ganz anderen Weg geht die Firma Parkett Direkt. Über einen Online-Shop können sowohl private als auch professionelle Kunden an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr Parkett-, Kork-, Linoleum- und Vinylböden bestellen. Darüber hinaus wird ein deutschlandweites Filialnetz inklusive umfangreicher Lagerhaltung betrieben. Durch diesen Multichannel-Handel gehe kein Umsatz verloren; die neuen Einkaufsgewohnheiten lassen eher noch Zusatzgeschäfte entstehen. Gegenüber reinen Online-Anbietern sieht sich Parkett Direkt mit besseren Serviceleistungen und schnelleren Lieferzeiten im Vorteil.

Suchmaschinenoptimierung und Soziale Medien nehmen an Bedeutung zu

Recherchen im Internet beginnen oft mit dem Eingeben von Stichworten in Suchmaschinen. Die Auffindbarkeit der eigenen Firmenseiten bei solchen Suchanfragen ist daher ein wichtiger Aspekt. Aus diesem Grund hat der Parkett- und Laminatanbieter Hamberger seine Seiten dahingehend optimiert, dass sie stets eine der ersten Positionen einnehmen. Aber auch seinen Handelspartnern steht Hamberger mit seinem Know-how sowie mit effektiven Online-Tools zur Seite.

Zunehmend üben auch die neuen Medien einen Einfluss auf die Branche aus. Meisterwerke Schulte sieht in ihnen neue Möglichkeiten in der Verkaufsförderung, von denen Partner aus Handel und Handwerk direkt profitieren können. Der Parkett-, Laminat- und Leistenhersteller ist daher bereits mit Beiträgen in Wikipedia, Facebook und Xing vertreten und entwickelt derzeit weitere Ideen in Kooperation mit Handel und Handwerk.

Die Lindner AG sieht in den sozialen Medien die Chance der kostengünstigen Steigerung der Markenbekanntheit. Die Präsenz in verschiedenen Kanälen, und somit auch die schnelle Kommunikation von Inhalten, ermöglicht die effektive Verbreitung von Markenbotschaften.

Uzin ist sich sicher, dass der Einfluss der neuen Medien zunehmen und das reine Einstellen von Informationen langfristig nicht ausreichen wird. Das Unternehmen aus Ulm warnt jedoch vor voreiligen "Ich auch"-Aktionen, denn der unsachgemäße Umgang mit dem Web 2.0 könnte die Zielgruppe eher verärgern statt sie zu gewinnen. Daher ist neben einfacher Handhabung der Plattform insbesondere die rechtliche und soziale Kompetenz der beteiligten Mitarbeiter wichtig. Speziell bei Falschinformationen, die sich auf solchen Kanälen extrem schnell verbreiten können, muss man in der Lage sein, schnell und professionell zu reagieren.

Auch die Branchenverbände beschäftigen sich zunehmend mit dem sogenannten Web 2.0. Während einige Verbände sich erst noch in der Orientierungsphase befinden, prescht der Deutsche Korkverband bei Blogs, Youtube und Facebook vor. Im eigenen Youtube-Kanal werden Videos mit allgemeinen Informationen zu Kork und den portugiesischen Korkwäldern gezeigt, hinzu kommen Viralspots (über soziale Netzwerke und Medien in Umlauf gesetzte Werbefilmclips), die im Rahmen von Gewinnspielen eingesetzt werden. Nicht zuletzt tritt der DKV über Facebook mit den potentiellen Konsumenten in den direkten Dialog.


Das Mitmach-Internet


Während früher Informationen im Internet lediglich von den Inhabern der Seiten geliefert wurden, hat sich inzwischen die Rolle des Internetnutzers vom passiven Empfänger hin zum aktiven Gestalter und Verteiler von Inhalten gewandelt. Social Media, Web 2.0 und UGC lauten die Schlagworte für dieses so genannte Mitmach-Internet, bei dem die Nutzer oft zusätzlich untereinander vernetzt sind.

Unter den Begriffen Social Media (Soziale Medien), Web 2.0 und UGC (User Generated Contend = Nutzer generierter Inhalt) werden Angebote verstanden, die es den Nutzern ermöglichen, untereinander über bestimmte Themen zu kommunizieren.

Die Inhalte werden hierbei aktiv durch die Nutzer erstellt und verbreitet. Der Austausch findet in Form von Text, Bild, Audio oder Video statt. Beispiele für solche Anwendungen sind Xing, Facebook, Youtube, Twitter sowie Blogs und Internet-Foren.

Xing versteht sich als soziales Netzwerk für berufliche Kontakte, das die berufliche Perspektiven verbessern und bei der Vermittlung von Jobs helfen soll. Darüber hinaus helfe Xing Geschäftsleuten beim Suchen von wichtigen Informationen, Aufträgen, qualifizierten Mitarbeitern, Kunden und Ideen. Laut Angaben der Xing AG nutzen weltweit über 10 Mio. Mitglieder die Plattform (Stand September 2010).

Über Facebook können Kollegen, Freunde und andere Menschen miteinander kommunizieren und Informationen austauschen. Die Registrierung erfolgt durch Angabe des Vor- und Zunamens sowie einer E-Mail Adresse. Anschließend legen Nutzer eine Profilseite an, laden Fotos hoch und geben Informationen über sich preis, unter anderem können dies Angaben wie Bildung, Interessen, berufliche Laufbahn und Kontaktdaten sein. 2004 startete Facebook mit seinem Dienst an der Harvard Universität für die dortigen Studenten. Heute zählt Facebook weltweit über 500 Mio. aktive Mitglieder, davon rund 13 Mio. in Deutschland.

Youtube ist eine Internet basierte Video-Plattform, auf der Nutzer Videoclips hochladen und über Websites, Mobilgeräte, Blogs und E-Mails weitergeben kann. Dabei können die Videos für Jedermann öffentlich oder nur einem bestimmten Personenkreis zugänglich gemacht werden. Über Empfehlungen und Kommentare tauschen sich die Anwender aus. Aktuell werden nach Angaben des 2005 gegründeten Unternehmens täglich ca. 2 Mrd. Videos abgespielt und hunderttausende hochgeladen.

Blog hat sich als Kurzform von Weblog etabliert. Frei übersetzt Bedeutet der Begriff Internet-Tagebuch. Blogs sind Webseiten, die meist in Form eines Journals regelmäßige Beiträge beinhalten, die chronologisch sortiert sind. Der Autor oder Blogger stellt in seinen Artikeln Aspekte des eigenen Lebens oder Meinungen zu bestimmten Themen dar. Via Leserkommentare dient das Blog auch als Medium zum Austausch von Gedanken und Erfahrungen. Unternehmen nutzen Blogs daher auch, um dauerhaft mit Kunden und Partnern zu kommunizieren.

Twitter ist eine Plattform zur Verbreitung kurzer Textnachrichten - den so genannten Tweets - und wird auch als Mikroblogging-Dienst bezeichnet. Die Tweets können maximal 140 Zeichen lang sein und werden allen Benutzern angezeigt, die dem Autoren durch abonnieren seiner Einträge folgen. Die Abonnenten werden daher auch mit dem englischen Begriff "follower" (Folger) tituliert. Die über Twitter veröffentlichten Nachrichten können über verschiedene Kanälen abgerufen und eingespeist werden. Dem Benutzer stehen unter anderem Softwarelösungen für verschiedene Endgeräte wie PCs oder Handys zur Verfügung. Bei Twitter sind zur Zeit 175 Mio. Nutzer registriert, die täglich ca. 95 Mio. Textnachrichten verbreiten (Stand September 2010).

RSS wurde für einen plattformunabhängigen Austausch von Artikeln einer Website entwickelt und steht für eine Familie XML-basierter Dateiformate, die sich durch besonders einfache Textstrukturen auszeichnen. Insbesondere Nachrichtenseiten und Blogs offerieren RSS-Dienste, da sie dem Nutzer eine einfache Möglichkeit bieten, sich automatisch durch Abonnieren so genannter RSS-Feeds (engl. to feed = füttern, einspeisen) auf dem Laufenden zu halten. RSS-Nachrichten können per Webbrowser, E-Mail Programm oder speziellem RSS-Reader eingesehen werden.

Internetforen sind Kommunikationsplattformen zum Austausch von Gedanken, Meinungen und Erfahrungen zu bestimmten Diskussionsthemen (Threads/Topics). Die Nutzer schreiben zu den einzelnen Themen Beiträge (Postings), die von Interessierten gelesen und beantwortet werden können. Von Unternehmen werden Foren häufig im Produkt-Support eingesetzt: Neben der Möglichkeit, dass Kunden hier spezifische Fragen zu den Produkten stellen, können sie mitunter Ihre Antworten bereits in älteren Beiträgen finden.

Wikipedia ist eine kostenlose Online-Enzyklopädie, die unentgeltlich von einem weltweiten Autorenkollektiv erstellt wird. Dabei kann jeder Internetnutzer Autor eines Artikels sein, der etwas zu einem bestimmten Themengebieten beitragen kann und möchte. Die gesamten Inhalte der Wikipedia stehen unter freien Lizenzen und können - unter bestimmten Voraussetzungen - auch kommerziell genutzt, verändert und verbreitet werden. Seit den Anfängen im Jahr 2001 hat sich Wikipedia heute zum meistgenutzten Online-Nachschlagewerk entwickelt.



Leitfaden Social Media


Der IT-Branchenverband Bitkom hat einen Leitfaden Social Media herausgebracht, der Schritt für Schritt die einzelnen Aspekte und Möglichkeiten eines Engagements in den sozialen Medien darlegt. Zahlreiche Best Practices und eine Checkliste helfen zudem bei der Planung für das eigene Unternehmen. Der Leitfaden kann kostenlos auf der Verbandshomepage (www.bitkom.org) herunter geladen werden. Für erste Überlegungen, ob die Einbindung von sozialen Medien für Ihr Unternehmen von Nutzen ist, und welche Gesichtspunkte Sie bei der Planung einbeziehen müssen, wird im Folgenden die Checkliste mit freundlicher Genehmigung von Bitkom wiedergegeben.

Checkliste für Unternehmen zum Einsatz von Social Media

1 Strategie Prüfen Sie, in welchen Geschäfts- und Funktionsbereichen Social Media Ihnen einen Mehrwert bietet.

2 Ziele Definieren Sie konkrete Ziele, die Sie mit Social Media im jeweiligen Geschäftsbereich erreichen wollen.

3 Organisation Legen Sie fest, wer in Ihrem Unternehmen für Social Media verantwortlich ist und wer die Social Media Aktivitäten steuert.

4 Zielgruppe Finden Sie heraus, auf welchen Social Media Plattformen sich Ihre Zielgruppen bewegen und welche davon Sie für Ihre Ziele nutzen wollen.

5 Inhalt Prüfen Sie, ob Sie relevante Inhalte im entsprechenden Format für diese Plattformen haben oder ob Sie diese generieren können.

6 Medienmix Betrachten Sie Social Media nicht isoliert, sondern nutzen Sie die Synergien zwischen den Medien und integrieren Sie es in den bestehenden Kanalmix.

7 Richtlinien Geben Sie Ihren Mitarbeitern Richtlinien/Hilfestellungen an die Hand, wie sie sich bezüglich Social Media verhalten sollen.

8 Kontrolle Stellen Sie sich auf eventuelle Irritationen oder Krisen ein, die durch ein Engagement in Social Media entstehen können.

9 Aufwand Kalkulieren Sie den finanziellen und personellen Aufwand für die Social Media Aktivitäten.

10 Erfolgsmessung Messen Sie den Erfolg der Social Media Aktivitäten.

11 Monitoring Beobachten Sie, was in Social Media über Ihr Unternehmen und das Unternehmensumfeld kommuniziert wird.
aus Parkett Magazin 04/11 (Handel)