Spezial Nachhaltigkeit


Der Begriff Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen. Vor geraumer Zeit noch nahezu unbekannt, ist er mittlerweile in aller Munde. Zwar wird er vor allem in Politik und Wirtschaft geradezu inflationär in praktisch jedem passenden oder unpassenden Zusammenhang benutzt. Insgesamt lässt sich aber feststellen, dass das Thema über einen zunächst primär plakativen Charakter hinaus an tatsächlicher Bedeutung gewonnen und sich wohl dauerhaft in der öffentlichen Wahrnehmung platziert hat. Das gilt auch für Industrie und Handel, die nicht nur den verstärkten Wunsch der Kunden nach nachhaltigen Produkten registrieren, sondern auch die gesellschafts- und umweltpolitische Relevanz von nachhaltigem Produzieren und Wirtschaften erkannt haben. Wirklich?

Seien wir ehrlich: Manche Firmen betreiben Etikettenschwindel - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Zutaten bleiben unverändert, nur der Aufkleber wird grün eingefärbt, bekommt ein phantasievolles Siegel und fertig ist das vorgeblich umweltfreundliche und/oder nachhaltige Produkt. Greenwashing wird so etwas genannt, und der eine oder andere ist damit sogar erfolgreich.

Aber die Verbraucher sind zunehmend sensibilisiert und häufig reicht es eben nicht mehr, nur den schönen Schein zu wahren. Der Kunde will wissen, was hinter der Verpackung steckt, woher die Rohstoffe kommen, wie die Verarbeitung vor sich geht und ob das Produkt ihm in der Anwendung vielleicht sogar schaden kann.

Neben den ökologischen Aspekten rückt auch die soziale Komponente der Nachhaltigkeit verstärkt ins Blickfeld. Unter welchen Bedingungen wird die Ware hergestellt? Wird der Produzent seiner Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Gesellschaft und Staat gerecht oder steht für ihn nur der maximale Gewinn im Vordergrund? Was übrigens auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat, denn die verfügt über eine ökonomische Komponente, die langfristige wirtschaftliche Stabilität fordert.

In diesem Umfeld hätte es die holzverarbeitende Industrie und damit auch die Parkett- und Laminatbranche eigentlich leicht: Das Prinzip der Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft und der Rohstoff ist ein nachwachsendes Naturprodukt. Aber: Holz wird nicht überall auf der Welt umweltverträglich geerntet. Bei der Verarbeitung und Verlegung kommen Klebstoffe, Öle und Lacke zum Einsatz, die unter Umständen negative Auswirkungen auf die Umwelt, den Verarbeiter oder den Verbraucher haben können. Und was passiert eigentlich, wenn der Bodenbelag nach vielen Jahren wieder entfernt wird?

Die Gelegenheiten für die Hersteller von Parkett, Laminat- und Korkböden, Leisten und Profilen, Klebern, Lacken und Ölen, nicht nachhaltig zu agieren, sind also zahlreich. Aber mindestens ebenso zahlreich sind die Möglichkeiten, der Verantwortung gegenüber der Umwelt, seinen Mitarbeitern, den Verbrauchern und auch der Gesellschaft gerecht zu werden - durch transparente Produktionsabläufe, umwelt- und gesundheitsverträgliche Produkte oder soziales Engagement.

Und unsere Branche tut etwas. Auf den folgenden Seiten finden Sie daher nicht nur allgemeine Informationen zum Thema Nachhaltigkeit, zu Umwelt- und Bausiegeln sowie aktuellen Entwicklungen, sondern auch eine ganze Reihe positiver Beispiele von Unternehmen, für die Nachhaltigkeit mehr ist als ein Lippenbekenntnis. Thomas Pfnorr
aus Parkett Magazin 04/11 (Nachhaltigkeit)