Green Building setzt sich in Deutschland durch
"Grünes" Bauen lohnt sich
Die Einsicht, dass umwelt- und sozialverträgliches Bauen nicht nur Kosten verursacht, sondern neben einem guten Gewissen auch handfeste finanzielle Vorteile bieten kann, hat sich mittlerweile auch in Deutschland durchgesetzt. Mit den Green Buildings lässt sich Geld verdienen; noch vor allem bei Bürokomplexen und Einkaufszentren. Aber auch in der Wohnungswirtschaft ändert sich die Denkweise. Gefördert wird diese Entwicklung von der erfolgreichen Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).Für unsere Branche haben sich Green Buildings als wichtiger und dauerhafter Trend erwiesen. Schon in der Planungsphase der "grünen Gebäude" wird darauf geachtet, dass beim Bau, während und auch nach der Nutzung so wenig Energie, Wasser und Material wie möglich verwendet wird. Gleichzeitig sollen die Auswirkungen auf die Umwelt - auch die Nutzer und das soziale Umfeld - ebenfalls auf ein Minimum reduziert werden. All dies erfordert eine genaue und intensive Konzeption, die weit über die üblichen Planungen hinaus geht. In der Regel entstehen für derartige Bauvorhaben zunächst höhere Kosten. Doch die Medaille hat zwei Seiten.
Einerseits werden Bauherren und Investoren durch verschärfte staatliche Bestimmungen gezwungen, mehr für den Klima- und Umweltschutz zu tun. So müssen beispielsweise ab 2019 in der EU Neubauten der öffentlichen Hand genauso viel Energie produzieren, wie sie verbrauchen. Verwirklichen lässt sich dies etwa mit Wärmepumpen oder Sonnenkollektoren. Im Gegenzug hat die öffentliche Hand eine Reihe von Förderprogrammen aufgelegt, die bei der Umsetzung ihrer gesetzlichen Vorgaben helfen können.
Andererseits erwachsen den Besitzern der grünen Gebäude aus den hohen Anfangsinvestitionen handfeste, finanzielle Vorteile, weil sich die Vermarktung solcher Gebäude deutlich einfacher gestaltet und Investitionen sich dadurch schneller amortisieren. Ingo Weiß, Leiter Real Estate Advisory Services beim Finanzdienstleistungs- und Beratungsunternehmen Jones Lang La-Salle zeigte sich in der Wirtschaftswoche sogar überzeugt davon, dass "je nach Standort Bürogebäude ohne Nachhaltigkeitsanspruch in dem von Leerständen geprägten Büroimmobilienmarkt schon heute kaum mehr zu vermarkten" seien.
Bei Wohnungen dauert es häufig doppelt so lang, bis die Investitionskosten ausgeglichen sind. Vermutlich ist das auch der Grund, warum hier "grünes" Bauen und Sanieren noch nicht derart ausgeprägt ist. So hat der Immobilienfinanzierer Planet Home herausgefunden, dass 46 % der Haus- und Wohnungsbesitzer nur Investitionen tätigen würden, wenn sich diese schon nach sechs bis zehn Jahren amortisieren. Gleichzeitig achten private Mieter "bei der Wahl ihres Zuhauses vor allem auf Lage und Ausstattung. Energieeffizienz spielt eine Nebenrolle", äußerte Roland Vogel, Präsident des Sachverständigenverbandes BVS, gegenüber dem Tagesspiegel.
Dennoch ist der Einsatz umweltverträglicher Baustoffe auch im Wohnungsbau ein Trend, sagen 91 % der von Bau Info Consult befragten Architekten. Hinzu kommt in diesem Segment nach Aussage der Marktforscher der Wunsch der Verbraucher nach einem "natürlichen Look" ihrer Wohnumgebung, der häufig mit umweltverträglichen Baustoffen einhergeht. Und schließlich ist auch die Tatsache, dass die DGNB inzwischen auch Wohngebäude zertifiziert, ein Indiz für einen Bewusstseinswandel in der Wohnungswirtschaft. Denn ohne einen Bedarf wäre dieses Zertifikat wohl kaum entwickelt worden.
Die noch recht kurze Geschichte der DGNB ist ohnehin eine Erfolgsstory. Mitte 2007 gegründet, hat die Vereinigung heute bereits mehr als 900 Mitglieder aus allen Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft. In gut drei Jahren wurde ein Zertifizierungssystem zur Bewertung besonders umweltfreundlicher, Ressourcen sparender, wirtschaftlich effizienter und für den Nutzerkomfort optimierter Gebäude entwickelt. Aktuell verfügen schon über 120 Bauwerke über das DGNB-Zertifikat oder ein Vorzertifikat. Und man hat bereits den Sprung über die Landesgrenze geschafft: Gemeinsam mit internationalen Partnerorganisationen wird das System etwa in Österreich, Bulgarien und der Schweiz an die jeweiligen länderspezifischen Gegebenheiten angepasst.
aus
Parkett Magazin 04/11
(Nachhaltigkeit)