Thomsit-Entwicklungsleiter Hartmut Urbath

Holzböden elastisch kleben

Mit Erscheinen der aktualisierten Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 610 im März 2011 sind lösemittelhaltige Parkettklebstoffe "grundsätzlich nicht mehr notwendig" definiert. Als Ersatzstoffe empfohlen werden hier, neben lösemittelfreien PU-Klebstoffen, ausdrücklich silanmodifizierte Parkettklebstoffe mit Giscode RS 10. Diese neuesten Klebstoffe zeichnen sich im Gegensatz zu ihrer weichelastischen Vorgängergeneration durch schnelleres Abbinden und eine härtere Klebstofffuge aus. Hartmut Urbath, Entwicklungsleiter für Fußbodenklebstoffe der Marke Thomsit von Henkel, gibt eine Übersicht zum Stand der aktuellen Klebetechnik.

Thomsit und andere Klebstoffhersteller haben sich freiwillig dazu verpflichtet, seit dem 1. Januar 2011 keine lösemittelhaltigen Parkettklebstoffe mehr in Deutschland zu verkaufen. Die heute angebotenen lösemittelfreien Klebstoffe gelten als zuverlässig, universell einsetzbar, sicher in der Anwendung und sind sehr emissionsarm entsprechend den strengen Kriterien des Emicode EC1PLUS-R. Einige Produkte sind zusätzlich nach den Kriterien des Blauen Engels (RAL-UZ 113) zertifiziert.

Anfangs konnten sich alternative Kleber gegen die traditionellen Lösemittelkleber nur zögerlich durchsetzen. Dispersions- oder auch Pulverklebstoffe konnten nicht uneingeschränkt für alle Holzarten und Formate genutzt werden. Einige elastische Klebstoffe der 1. Generation hatten den Nachteil, den Untergrund oder die Versiegelung durch Weichmachereffekte zu beinträchtigen.

Heute dominieren Technologien auf Basis silanmodifizierter Polymere (SMP-Klebstoffe). Deren Elastizität sorgt dafür, dass dem gesamten Systemaufbau vom Untergrund bis zur Belagoberfläche Spannung entzogen wird. Denn diese Kleber fangen die klimatisch bedingten Quell- und Schwindbewegungen in Maßen auf, ohne sie an den Untergrund weiter zu leiten und erlauben dem Holz, sich in Grenzen zu bewegen. Lösemittelhaltige Klebstoffe vermochten das nicht. War die Kraft des Holzes zu groß, blieb der Klebstoff fest und der Untergrund brach. Elastische SMP-Parkettklebstoffe dagegen wirken wie Schlichter und fangen die Schubspannungen teilweise auf.

Ihre gewünschte Elastizität erhalten die SMP- und auch die Polyurethankleber aus den eingesetzten Rohstoffen. Langkettige Polymere, die von Natur aus hochelastisch sind, bilden das Rückgrat dieser Klebstoffe. Allerdings beeinflusst die Kettenlänge des Polymers nicht nur das Maß an Elastizität, sondern auch das Auftragsverhalten der Klebstoffe. Je länger nämlich die Polymerkette ist, desto zäher wird der Klebstoff und desto schwerer ist er aufzuziehen. Ohne chemische Zusätze könnten solche elastischen Parkettklebstoffe bei Raumtemperatur nicht verarbeitet werden. Erst durch eine Kombination von Rohstoffen, gezielter Polymersynthese und der Zugabe verdünnender Hilfsstoffe erreicht man eine Verstreichbarkeit der elastischen Klebstoffe.

Schon frühzeitig hat Henkel auf einen eigenen, von der Henkel-Forschung entwickelten Grundbaustein in der Rezeptur gesetzt, der heute die Basis der aktuellen Flextec-Linie bildet. Bereits diese Grundpolymere stellt Henkel selbst her und kann so maßgeschneiderte Rohstoffe bereitstellen für Parkettklebstoffe mit einem optimalen Verhältnis aus Verarbeitungseigenschaften, Festigkeit und Elastizität. Darüber hinaus produziert Henkel auf Basis dieser eigenen Technologie z.B. auch Fugendichtstoffe und Montagekleber. Trotz der Weiterentwicklung benötigen die langkettigen Polymere aller Hersteller immer noch Verflüssiger als "innere Schmiermittel", um die ideale Verstreichbarkeit einzustellen. Leider bringen viele dieser Verflüssiger weichmachende Eigenschaften mit und gerieten wegen möglicher Wechselwirkungen mit Versiegelungen in die Diskussion.

Dazu lässt sich anmerken, dass der Klebstoff zunächst einmal unter das Parkett gehört und nicht in die Fuge. Dann gibt es auch keine negativen Einflüsse. Darüber hinaus stehen heute Stoffe zur Verfügung, die effizient verdünnen, aber keine ausgeprägt weichmachenden Effekte mit sich bringen. Daher können hochwertige, elastische Klebstoffe heute auf Weichmacher empfindlichen Untergründen, wie beispielsweise Gussasphaltestrichen, direkt eingesetzt werden. Im Problemfall allerdings muss ein empfindlicher Untergrund entsprechend der Angaben im technischen Merkblatt des Klebstoffs mit einer sperrenden Grundierung auf Polyurethan- oder Epoxidharzbasis geschützt werden.

In fast zehnjähriger Praxiserfahrung sind viele Millionen Quadratmeter Parkett schadensfrei elastisch und dimensionsstabil geklebt worden. Die hohe Alterungsbeständigkeit der elastischen Klebstoffe ist dabei ein Garant für den Erfolg. Im Unterschied zu lösemittelhaltigen Kunstharzklebstoffen unterliegen sie keinem Alterungsprozess und verlieren über ihre gesamte Lebensdauer nicht an Elastizität.

Positiv beeinflusst hat diesen Erfolg vor allem auch die Weiterentwicklung der hartelastischen Parkettklebstoffe. Wo die weichelastischen Varianten an ihre Grenzen stießen, übernahmen sie die Regie. Diese zweite Generation macht es möglich, dass heute auch Exotenparkett, Holzpflaster RE/WE und massive Dielen sicher geklebt werden können.

Für die flächendeckende Akzeptanz elastischer Parkettklebstoffe spielt dieser Entwicklungssprung eine bedeutende Rolle, weil der Trend zu immer größeren Formaten und geringeren Dicken den Klebstoff weiter fordert. Obwohl hartelastische Klebstoffe heute bereits nahezu alle marktgängigen Parkettangebote sicher am Boden befestigen, gibt es auch bei ihnen eine Grenze des Machbaren. In diesem obersten, ausgesprochen schmalen Leistungsbereich werden heute noch zweikomponentige PUR- Klebstoff eingesetzt. Doch auch hier wird es Alternativen geben. Das ist die Aufgabe der dritten Generation einkomponentiger elastischer Parkettklebstoffe.
aus Parkett Magazin 04/11 (Handwerk)