Parkett-Musterböden: Teil 2

Altdeutscher Verband

"Du siehst, wohin du siehst, nur Schiffsverband am Boden." So könnte der erste Vers eines Gedichtes des Barockdichters Andreas Gryphius heute variiert werden. Aber entgegen seiner Prognose "Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein" erfreuen wir uns seit Jahrhunderten an den prachtvollen Böden aus der Barockzeit. Dieser zweite Vers trifft schon eher auf unsere Gegenwart zu: Was Heimwerkerqualität hat, wird von nachfolgenden Generationen wenig geachtet. von Karl Remmert

Diese Serie möchte die alten Hasen daran erinnern, was sie in ihrer Ausbildung gelernt und in ihren Prüfungen unter Beweis gestellt, aber oft wieder vergessen haben: Wir können Musterböden planen und verlegen. Diese Serie möchte den Jungen zeigen, wie Musterböden geplant und verlegt werden. Und schließlich möchte diese Serie dazu beitragen, dass mehr Betriebe als bisher Musterböden anbieten und Musterböden meisterhaft verlegen - und zwar für den Betrieb zu auskömmlichen und für den Kunden zu erschwinglichen Preisen.

Diese Serie wurde mit Fischgrät begonnen, weil sich alle übrigen Musterbodenverlegungen in ihrer Verlegsystematik von Fischgrät ableiten lassen.

Auch für Altdeutschen Verband gilt:
•Es werden Einzelstäbe benötigt
•Stäbe mit Federn müssen zur Hälfte rechts, zur Hälfte links gefedert sein
•Die Brücke muss symmetrisch im Raum liegen
•Deshalb muss der Schnurschlag ggf. aus der Raummitte verschoben werden

Ein Altdeutscher Verband lässt sich ebenfalls aus Stabparkett, Lamparkett, Overlayparkett und aus Zweischichtparkett legen. Ein Altdeutscher Verband ist ein Rapportmuster, bei dem auf zwei oder mehrere nebeneinander liegende Stäbe ein oder mehrere quer liegende Stäbe folgen. In der folgenden Reihe hat er einen Rapportversatz, bei dem das Muster so verschoben wird, dass die quer liegenden Stäbe genau mittig unter den lang liegenden Stäben liegen. Die Entscheidung, welchen Rapport das Muster haben soll, hängt neben gestalterischen Gesichtspunkten auch von der Verlegerichtung ab.

Parallel zu den Wänden lassen sich Altdeutsche Verbandböden mit jedem beliebigem Rapport verlegen. Diagonal unter 45 zu den Wänden sollte mit einem Rapportversatz in Form eines gleichschenkligen Dreiecks mit den Winkeln 45, 45, 90 verlegt werden, weil dann der Musterrapport parallel zu den Wänden verläuft.

Im Gegensatz zum üblichen Fischgrät, das in der Regel aus gleichen Stäben verlegt wird, müssen bei Altdeutschem Verband mindestens die quer laufenden Stäbe auf ein Vielfaches der Stabbreite abgelängt werden, je nach dem, ob jeweils zwei, drei oder noch mehr lange Stäbe bei dem Muster nebeneinander liegen sollen.

Bei dem hier besprochenen Beispiel ist ein Altdeutscher Verband ohne Fries verlegt worden. Es wurde unbehandeltes Zweischichtparkett mit einer Stabgröße von 68 x 476 mm in den Holzarten Eiche (für die Längsstäbe) und Merbau (für die Querstäbe) verwendet. Weil der Altdeutsche Verband parallel verlegt werden sollte und es demnach nicht darauf ankam, einen Rapportversatz von 45, 45, 90 zu erreichen, wurde das Muster so festgelegt, dass möglichst wenige Stäbe geschnitten werden mussten und dass möglichst wenig Verschnitt anfiel. Das wurde erreicht mit einem Rapport von drei ungekürzten Längsstäben aus Eiche, auf die drei Querstäbe aus Merbau folgen. Damit hat der Rapport eine Länge von 680 mm (476 mm + 3 x 68 mm) und eine Breite von 204 mm (3 x 68 mm). Bei einem Stabmaß von 476 x 68 mm können aus einem Stab zwei Querstäbe geschnitten werden, sodass der Verschnitt bei 5 % liegt.

Berechnung des Verschnittzuschlags am Beispiel:

Verschnittzuschlag = Fläche der benötigten Stäbe für einen Rapport Fläche des Rapports
Verschnittzuschlag = (0,068 m x 0,476 m x 4,5) (0,204m x 0,680 m)
Verschnittzuschlagsfaktor = 1,05

Das Beispiel zeigt, dass mit einem Verschnittzuschlag auf das Holz in einer Größenordnung, wie er üblicherweise bei Verband- und Fischgrätböden kalkuliert wird, ein ansprechender Musterboden gelegt werden kann.

Damit der Musterboden symmetrisch im Raum liegt, muss für den Beginn der Verlegung eine Raumeinteilung gerechnet werden.

Berechnung der Raumeinteilung am Beispiel:

Einteilung in Raumbreite (zwischen Türwand und Außenwand)
Reihen = Raumbreite Rapportbreite (aufrunden, kein Fries)
Reihen = 4,20 m 0,204 m
Reihen = 21

Einteilung in Raumlänge (entlang der Türwand)
Rapporte/Reihe = Raumlänge Rapportlänge (aufrunden, kein Fries)
Rapporte/Reihe = 4,48 m 0,68 m
Rapporte/Reihe = 7

Auch beim Altdeutschen Verband muss eine Hälfte der Stäbe rechts, die andere links gefedert sein.

Weil nun aber für die Querstäbe, die rechts gefedert sein müssen, weniger ganze Stäbe als für die Längsstäbe, die links gefedert sein müssen, benötigt werden, muss aus der Raumeinteilung die Anzahl der benötigten Stäbe ermittelt werden.

Berechnung der Anzahl der Stäbe am Beispiel:

Rapporte = Reihen (in Raumbreite) x Rapporte/Reihe (in Raumlänge)
Rapporte = 21 x 7
Rapporte = 147

Pro Rapport werden 3 Stäbe 68 x 476 mm Eiche und 3 Stäbe 68 x 204 mm Merbau benötig

Eichenstäbe = 147 Rapporte x 3 Stäbe/Rapport
Eichenstäbe = 441 linke Stäbe 68 x 476 mm

Merbaustäbe = 441 2 (2 Querstäbe/Stab)
Merbaustäbe = 221 rechte Stäbe 68 x 476 mm


Bei einer Verpackungseinheit von 26 Stäben gleicher Federung mussten für diesen Raum 17 Pakete Eiche mit linker Federung (441 26) und 9 Pakete Merbau mit rechter Federung (221 26) bestellt werden.

Bevor mit dem Verlegen begonnen werden konnte, mussten zunächst die Querstäbe abgelängt, genutet und gefedert werden.

Zum Ablängen eignet sich eine Grundplatte auf einer Unterflurzugsäge, die es ermöglicht, exakt gleich lange Teile im Serienschnitt abzulängen. Als Grundplatte kann jede Holzwerkstoffplatte verwendet werden. Sie sollte mindestens 19 mm dick sein, damit die Anschläge fest verschraubt werden können. Die Grundplatte wird auf die Kreissäge geschoben und dann mit Leisten am Sägetisch gegen Verrutschen fixiert. Als Anschlag können Leisten oder Parkettstäbe verwendet werden (vgl. Abbildung). Eine Grundplatte hat den Vorteil, dass der Anschlag an mehreren Stellen und vor allem direkt neben dem Sägeblatt gehalten ist, sodass eine hohe Genauigkeit der Winkelschnitte erreicht werden kann, im Gegensatz zu den Systemanschlägen, die mit großem Abstand zum Sägeblatt und nur an einer Stelle gehalten sind und deshalb beim Ablängen mehr oder weniger nachgeben.

Zum Einstellen des Rechten Winkels wird an zwei Köpfen ein Rechter Winkel angeschnitten. Danach werden die Stäbe mit den Sichtflächen aufeinander gelegt und mit den angeschnittenen Köpfen auf eine ebene Unterlage gestellt. Der Winkel muss so lange korrigiert werden, bis die Längsseiten der Stäbe exakt parallel verlaufen. Zum Einstellen der Gehrung wird an fünf Köpfen eine Gehrung angeschnitten. Dabei ist es sinnvoll, die Gehrung ca. 5 mm vor dem Stabende auslaufen zu lassen, damit genügend Länge zum Nachschneiden bleibt, bis der Winkel passt. Die fünf Stäbe werden dann so an eine gerade Kante angelegt, wie es die Abbildung zeigt. Der Winkel muss so lange korrigiert werden, bis alle Fugen exakt passen. Wenn die Winkel überprüft sind, können die Anschläge mit weiteren Schrauben möglichst nahe am Sägeblatt und möglichst nahe am Plattenrand festgesetzt werden.

Auf der Grundplatte wird nun ein Längenanschlag im Abstand vom Sägeblatt von etwas mehr als der benötigten Stablänge mit einer Schraubzwinge fixiert. Zum Anreißen und Überprüfen der Länge ist es zweckmäßig, eine entsprechende Anzahl Stäbe nebeneinander zu legen.

Der Längenanschlag muss nun so lange korrigiert werden, bis die Stablänge exakt passt. Dabei darf die Stablänge eher 1/10 mm zu kurz als auch nur 1/100 mm zu lang sein. Danach wird auch der Längenanschlag mit mehreren Schrauben festgesetzt.

In diesem Beispiel wurden dementsprechend drei Stäbe nebeneinander gelegt, angerissen und überprüft. Als Längenanschlag wurde ein aufgenuteter Stab verwendet, sodass der zu schneidende Querstab sowohl mit dem genuteten Kopf als auch mit dem Kopf mit "angehobelter" Feder exakt an der Oberwange am Anschlag angelegt werden konnte. So konnte an jedem Querstab ein industriell gefertigter Kopf belassen bleiben. Auf diese Weise ergab sich die Hälfte der Querstäbe als rechter Stab mit Feder vor Kopf, die andere Hälfte mit Nut vor Kopf. Nach dem Ablängen wurden die Stäbe sortiert gestapelt.

Alle Stäbe mussten nun an den geschnittenen Köpfen genutet werden. Notfalls lässt sich das mit einer Kreissäge mit 3 mm dickem Sägeblatt ausführen. Besser geeignet ist eine Tischfräse, bei der sich die Stäbe exakter führen lassen.

Nach dem Nachnuten ist die Hälfte der Querstäbe mit der industriell gefertigten Kopffeder als rechte Stäbe verlegefertig. Die übrigen Querstäbe müssen nun gefedert werden. Bei Zweischichtparkett liefern einige Hersteller auf Anfrage lose Federn. In diesem Beispiel wurden die Federn aus 3 mm dickem Sperrholz zunächst als Streifen geschnitten und von Hand durch eine Hülse aus zusammengerolltem Schleifpapier gezogen, um die Kanten etwas abzurunden, was das Einstecken der Federn und Zusammenschieben der Stäbe deutlich erleichtert. Danach wurden die Federn abgelängt und die übrigen Querstäbe am nachgenuteten Kopf als rechte Stäbe gefedert.

Altdeutscher Verband lässt sich wie Verbandboden verlegen, bei dem in jeder Reihe Längsstäbe und Querstäbe wechseln. Altdeutscher Verband lässt sich aber auch wie Fischgrät verlegen indem jeweils eine Front mit Längsstäben und anschließend eine Front mit Querstäben verlegt wird. Einen parallel zur Wand verlaufenden Altdeutschen Verband wird man eher wie Verbandboden verlegen. Einen unter 45 zur Wand verlaufenden Altdeutschen Verband wird man eher wie Fischgrät verlegen. In jedem Fall muss vor dem Verlegen in den Raum ein Schnurschlag gezeichnet werden, dessen Lage über eine Raumeinteilung ermittelt werden muss.

Weil in diesem Beispiel der Altdeutsche Verband parallel zu den Wänden liegt, soll im Folgenden nur die parallele Verlegung besprochen werden. Die Raumeinteilung und Verlegung unter 45 zu den Wänden erfolgt analog wie die Verlegung von Flechtböden, die im 3. Teil dieser Serie besprochen wird.

Ob der Schnurschlag genau in der Raummitte liegt oder verschoben werden muss, kann durch einfache Rechnung ermittelt werden.

Ergibt sich bei der Errechnung der Reihenzahl eine gerade Reihenzahl, liegt die Symmetrieachse des Musters zwischen zwei Reihen und dementsprechend in Raummitte. Bei einer ungeraden Reihenzahl liegt sie in der Reihenmitte und dementsprechend um eine halbe Reihenbreite aus der Raummitte verschoben. Bei diesem Verlegbeispiel ergab sich durch Rechnung eine ungerade Reihenzahl. Dementsprechend musste der Schnurschlag um Reihenbreite aus der Raummitte verschoben werden ( x 0,204 m = 0,102 m).

In diesem Beispiel wurde der Schnurschlag in Richtung Tür verschoben. Von dem um 0,102 m aus der Raummitte verschobenem Schnurschlag aus wurde in Richtung Tür parallel der Schnurschlag gezeichnet, an dem entlang die Brücke verlaufen sollte. Es wurde ein Abstand von 7 Reihen (7 x 0,204 m = 1,428 m) gewählt. An diesen Schnurschlag wurde ein erstes Herz so angezeichnet, dass die Reihen vor Kopf symmetrisch an beiden Wänden gleich enden. Weil die Reihen jeweils um einen halben Rapport gegeneinander verschoben sind, muss die Raummitte in einer Reihe in der Mitte der Längsstäbe, in der nächsten Reihe in der Mitte der drei Querstäbe liegen, in der nächsten Reihe wieder in der Mitte der Längsstäbe und so fort. Bei diesem Verlegbeispiel wurde von der Raummitte in Richtung Tür Länge der Längsstäbe plus ein Rapport ( x 0,476 m + 0,680 m = 0,918 m) angerissen und von dort ausgehend das erste Herz angezeichnet.

Das Parkett sollte mit einem Korkstreifen an eine Vorstoßschiene angepasst werden. Deshalb wurden vom Schnurschlag ausgehend zunächst die Rapporte genau angepasst, die an die Vorstoßschiene anschließen. Die Anreißtechnik für das Anpassen an Korkstreifen wird im 4. und letzten Teil dieser Serie beschrieben. Von diesem Beginn wurde dann treppenförmig bis zur Brücke verlegt. Von der Brücke aus wurde dann der Boden in Richtung Türwand ergänzt und anschließend bis zur gegenüberliegenden Wand verlegt.
aus Parkett Magazin 04/11 (Handwerk)