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Vorbildliche nachhaltige Forstwirtschaft auf der malaysischen Halbinsel

Malaysia hatte vor einigen Jahren ein eigenes forstwirtschaftliches Zertifizierungssystem mit der Abkürzung MTCS eingeführt. Ziel war die Sicherstellung einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Im vergangenen Jahr gelang dem Malaysian Timber Council (MTC), d.h. der malaysischen Holzexportförderung, die Anerkennung des eigenen Systems durch den international operierende PEFC. Ein Meilenstein für den MTC. Holzprodukte aus Malaysia waren dadurch aus der vermeintlichen Schmuddelecke herausgerückt worden und erreichten internationale Hoffähigkeit. Wichtigste Exportprodukte der malaysischen Holzindustrie sind Möbel, Sperrholz, Schnittholz und Rundholz. Der Gesamtwert der Exporte machte im vergangenen Jahr knapp 5 Milliarden EUR aus. Dabei fallen Parkettexporte in der makroökonomischen Betrachtung trotz bekannter Hersteller wie zum Beispiel Malaysia Wood Industries (Universal/Unilin), Ecowood und BKB kaum ins Gewicht.

Malaysia ist ein grünes Land

Nach Angaben des MTC ist Malaysia einer der bewaldetsten Staaten der Welt. Weit über die Hälfte der Landesfläche besteht aus Wald und knapp ein weiteres Fünftel ist in Plantagenform mit Bäumen bepflanzt. Angebaut werden hauptsächlich Ölpalmen, Hevea zur Latexgewinnung und Kakao. Im Vergleich dazu verfügen Staaten wie Deutschland, Kanada oder die USA nur über rund ein Drittel ihrer Landesfläche als Wald.

Rund 4Mio.ha der Waldflächen sind entweder als Nationalparks ausgewiesen oder anderweitig unter Schutz gestellt. Jeglicher Holzeinschlag ist in diesen Gebieten verboten. Rund 12Mio.ha Waldfläche werden forstwirtschaftlich genutzt. Davon sind rund 4Mio.ha inzwischen gemäß MTCS/PEFC gemäß einer nachhaltig betriebenen Fortwirtschaft zertifiziert. Knapp eine weitereMio.ha ist bisher nur nach dem MTCS zertifiziert und durchläuft in diesen Wochen die Überprüfung durch PEFC. Auffällig ist dabei allerdings, dass sich die zertifizierten Flächen, abgesehen von zwei relativ kleinen forstwirtschaftlichen Bewirtschaftungseinheiten im Bundesstaat Sabah, ausschließlich auf der malaysischen Halbinsel befinden. In Sarawak gibt es keinerlei zertifizierte Fläche. Es gab dort einmal einen nach MTCS-Standards zertifizierten Wald, die Gültigkeit des Zertifikats wurde allerdings schon vor einigen Jahren zurückgezogen.

Hier liegt ein grundsätzliches Problem für die malaysische Regierung und den MTC. Wie zur Geschichte Malaysias erläutert, genießen die Bundesstaaten Sabah und Sarawak einen historisch begründeten Sonderstatus. Unabhängig davon ist nach der Landesverfassung die Forstwirtschaft Angelegenheit der Bundesstaaten bzw. Sultanate und unterliegt nicht dem Einfluss der Zentralregierung.

Die Statistik hinsichtlich der Produktion von Rundholz für das Jahr 2009 zeigt daher auch ein ungleichgewichtiges Bild. Der Bundesstaat Sarawak erntete im vergangenen Jahr trotz ungefähr gleicher Fläche wie die gesamte malaysische Halbinsel knapp die dreifache Menge an Rundholz wie auf dem Festland.

Die Exportstatistik von Malaysia für die verschiedenen Holzprodukte über einen Zeitraum der letzten dreißig Jahre ist aufschlussreich. Rohstoff und Halbfabrikate sind stark rückläufig, Fertigprodukte mit hohem Veredelungsgrad stark ansteigend. "Die notwendige nachhaltige Forstwirtschaft in Malaysia reduziert die jährliche Erntemenge drastisch und führt bereits heute zu einer bereichsweise unzureichenden Versorgung der heimischen Holz verarbeitenden Industrie. Importe mit Rohstoff aus dem Ausland sind dringend notwendig", sagte der Geschäftsfürer des MTC, Cheah Kam Huan, zur Lage der malaysischen Holzwirtschaft und belegt damit die Statistik.

Die Wertschöpfung hochwertiger Fertigprodukte und der zugehörige Verbrauch an heimischem Holz ist schwer einzuschätzen. Importe zum Beispiel von Eiche aus Europa und den USA oder Hevea aus Thailand dürften einen erheblichen Einfluss auf die Exportstatistik hochveredelter Fertigprodukte wie Möbel oder Parkett gehabt haben. Dennoch erscheint es eindeutig ablesbar, dass sich die jährliche Einschlagmenge im Laufe der vergangenen dreißig Jahre drastisch reduziert hat.

Zertifizierungssystem MTCS/PEFC im Detail

Schon im Jahre 1999 begann Malaysia, ein eigenes forstwirtschaftliches Zertifizierungssystem aufzubauen. Zuständig dafür war der Malaysian Timber Certification Council (MTCC). Unter der Kontrolle eines Aufsichtsrates, der mit Vertretern der Holzindustrie, der Forschungsinstitute, und mit Delegierten aus Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen besetzt war, wurden Leitlinien aufgestellt. Insgesamt basiert das System auf 9 Prinzipien, 47 Kriterien und 96 zu überprüfenden Indikatoren. Im Falle von forstwirtschaftlichen Plantagen kommen noch einige Punkte hinzu.

Das Malaysische System wurde am 1. Mai 2009 vom PEFC anerkannt und wird inzwischen in den Beschaffungsrichtlinien für den Einkauf nachhaltig erzeugter Baustoffe der Regierungen von Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Japan, Niederlande und Neuseeland anerkannt. In Deutschland beschränkt sich die Anerkennung bisher nur auf die Stadt Hamburg.

In den zertifizierten und nachhaltig bewirtschafteten Forsten ist zunächst eine Bestandsaufnahme notwendig, die zur Identifizierung der zur Ernte freigegebenen Bäume dient. Als Mindestdurchmesser gilt eine Größenordnung von 55-65cm. Bestandsaufnahme durch die Forstämter und der eigentliche Vorgang der Holzfällung ist im malaysischen Bergland eine schwierige Prozedur. Straßen und Pfade müssen erst angelegt werden und bei der Bestandsaufnahme gibt es noch keinerlei Infrastruktur. Den Förstern bleibt nichts anderes übrig, als bei der brütenden tropischen Hitze über Stock und Stein, bergauf und bergab durch den Wald zu klettern.

Der Erntevorgang wird an Konzessionäre vergeben, die sowohl die Kosten für die Erstellung der Infrastruktur als auch die Kosten der eigentlichen Ernte tragen müssen. Der Staat bzw. die Forstämter erheben Gebühren in Form von rund 180 EUR/m2 Nutzungsprämien/ha, Steuern pro geerntetem m3 abhängig von der Holzart zwischen 2,00 und ca. 6,25 EUR/m3 sowie eine Aufforstungsprämie in Höhe von 2,50 EUR/m3.

Über das gesamte Land verteilt gibt es Kontroll-Stellen der Forstämter für mit Holz beladene Lastwagen. Jede Ladung muss an diesen Kontrollpunkten vorgeführt werden. Die Ladung wird von den Beamten vermessen, die durch das Etikettensystem festgehaltenen Nummern der Stämme werden festgehalten und später mit den Inventarlisten verglichen und die Rechnungen für die fälligen Gebühren werden ausgestellt.

Unter Berücksichtigung der maximalen Erntemenge von 68 m3/ha ergibt sich eine interessante Kalkulation, die die enormen Kosten für Infrastrukturschaffung, Transportkosten und Kosten der Ernte verdeutlicht. Die Gewinnmarge der Konzessionäre dürfte allerdings auch nicht ganz unerheblich sein. Bei einem Marktpreis in Höhe von rund 250-300EUR/m3 für hochwertiges tropisches Rundholz erhält der Staat nur zwischen 7,15 EUR für minderwertige Hölzer und 11,40 EUR für besonders hochwertige Hölzer.

Plantagenbewirtschaftung erfährt dramatische Veränderungen

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat sich die Fläche der Plantagenbewirtschaftung kontinuierlich erhöht. Dabei hat sich allerdings eine deutliche Verschiebung zu Lasten von Hevea Plantagen und zu Gunsten von Ölpalmen ereignet. Rund 1,2Mio.ha wurden wegen besserer Renditen von Latex zu Palmöl umgewandelt. Dieser Trend dreht sich aktuell wieder in Anbetracht des extrem hohen Tagespreises für Latex.

Darüber hinaus hat die malaysische Regierung inzwischen 375.000 ha Fläche in forstwirtschaftlichen Fläche in Plantagenform umgewandelt.

FLEGT-Abkommen mit der EU steht noch aus

Seit Jahren führt die EU mehr oder weniger erfolglos mit Malaysia Gespräche über den Abschluss eines Partnerschaftsabkommen (VPA) im Rahmen des FLEGT-Programmes (Forest, Law, Environment, Governance and Trade. Anlässlich einer Pressekonferenz zur Eröffnung der im Oktober in Kuala Lumpur erstmals ausgetragenen Messe "MTC Wood Mart" konnte Malaysias Minister für Plantagen- und Forstwirtschaft Tan Sri (Adelstitel) Bernard Dompok noch keinen Termin für einen Abschluss der Gespräche nennen. "Soweit mir bekannt ist, gibt es keinen festgelegten Zeitplan. Die EU hat allerdings angedeutet, dass sie den Abschluss des Partnerschaftsabkommen vor dem Inkrafttreten der EU Holzhandelsgesetzes im Jahre 2013 anstrebt," sagte der Minister.

Selbst wenn es gelingen sollte, das Abkommen innerhalb der kommenden zwei Jahre in trockene Tücher zu bringen, heißt dies noch lange nicht, dass damit die Legalität sämtlicher Holzlieferungen aus Malaysia automatisch bestätigt wäre. Erst wenn in dem Land ein lückenloses und von neutraler Seite kontrolliertes System der Überwachung der gesamten Handelskette aufgebaut ist, könnte dieses Ziel als erreicht betrachtet werden.

Vorsichtige Zweifel hinsichtlich eines tatsächlichen Vertragsabschlusses sind allerdings angebracht. Der Bundesstaat Sarawak zeigt sich bisher bezüglich dieses Themas völlig uninteressiert. Die EU kann allerdings ein Abkommen nur mit einem Land und nicht mit nur einzelnen Bundesstaaten eines Landes abschließen. Diese komplexe Situation könnte sich unvorteilhaft für malaysische Exporte in den Wirtschaftsraum der EU auswirken. Die neue EU Verordnung besagt, dass eine Zertifizierung der Nachhaltigkeit nicht zwingend als gleichzeitige Zertifizierung der Legalität betrachtet werden kann. Somit nutzt das PEFC-Zertifikat für Lieferungen von Holzprodukten, die aus Holz der kontrollierten malaysischen Halbinsel hergestellt worden sind, nicht unbedingt als Legalitätsnachweis. Zusätzliche Kosten wären damit unvermeidbar.


Einige wesentlichen Geschichtsdaten zu Malaysia


Im Jahre 1946 wurde die Föderation Malaya gegründet, nachdem zuvor die Briten ihre ehemalige Kolonie im Zuge des 2. Weltkrieges von den Japaner zurückerobert hatten. Das Gebiet beschränkte sich zu dieser Zeit ausschließlich auf die malaysische Halbinsel vom südlichen Thailand bis nach Singapur. Erst 1957 erlangte das Land seine endgültige Unabhängigkeit.

Die ersten Kolonialherren waren im 16. Jahrhundert für rund 140 Jahre die Portugiesen, gefolgt von den Holländern. 1795 vertrieben wiederum die Engländer die Holländer, die allerdings im Staatsgebiet des heutigen Indonesiens als Kolonialmacht verblieben.

Großbritannien war nach der Unabhängigkeitserklärung von Malaysia vorerst weiterhin Kolonialherr in Singapur und den auf der Nordseite von Borneo gelegenen Gebieten Sarawak, Brunei und Sabah. Erst 1963 zogen sich die Briten auch aus Sarawak und Sabah zurück. Beide Gebiete traten der Republik Malaysia bei und genießen aber noch heute einen gewissen Sonderstatus, was auch für forstwirtschaftliche Fragen von erheblicher Bedeutung ist.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Sultanat Brunei noch etliche Jahre unter britischem Protektorat stand und Singapur durch einen genialen Schachzug des damals führenden Politikers Lee Kuan Yew seine Unabhängigkeit erreichte. Lee setzte gegenüber London zuerst durch, dass sich Singapur dem bereits unabhängigen Malaysia anschließen würde, um sich dann einige Jahre später wieder als Stadtstaat abzuspalten.
aus Parkett Magazin 04/11 (Holz)