Sabine Eicker: Exklusive Aussteuerwäsche
Prinzip Fachgeschäft mit Liebe zum gedeckten Tisch
Rheydt - Der Kauf von Aussteuerwäsche will überlegt sein und ist, wenn er denn heute noch stattfindet, eine durchaus langwierige und beratungsintensive Angelegenheit. Vor allem denkt man dabei an ein großes Textilfachgeschäft oder eine Fachabteilung. Das scheint in Rheydt (Mönchengladbach) etwas anders zu sein. Man geht in ein kleines Spezialgeschäft in der City-Passage und kauft wahrscheinlich keine Aussteuerwäsche im herkömmlichen Sinn, aber was hübsches Textiles, qualitätsmäßig Zuverlässiges für das Zuhause für Tisch, Bett, Bad oder für das Kind. Der Zusatz "exklusiv" ist für Rheydter Bürger zur Selbstverständlichkeit geworden, wenn sie zu Sabine Eicker einkaufen gehen. Sie fahren nicht in die nächste Großstadt Düsseldorf und schon gar nicht nach Mönchengladbach. Sie fühlen sich gut beraten und durchaus urban modern bedient in "ihrem" kleinen Fachgeschäft im Rheydter Zentrum.Und das seit 23 Jahren, also von Anfang an. Dabei hatte Sabine Eicker ganz andere Berufspläne. Krankenschwester ist sie geworden, Medizin wollte sie weiter studieren. Da lenkten sie ihre im textilen Bereich tätigen Eltern um und motivierten sie, sich als Geschäftsfrau im eigenen Laden zu versuchen. Wenn sie heute zurückdenkt, hatte sie gute Zeiten - und die hat sie auch jetzt noch, selbst wenn sich im Stadtteil vieles verändert hat. Es gibt viele Leerstände im Einzelhandelsbereich, durch Insolvenzen oder mangels Nachfolger. Wie bereits erwähnt wird nicht unbedingt Aussteuerwäsche gekauft, auch wenn Sabine Eicker jederzeit dafür gerüstet wäre. Seit vielen Jahren ist sie ihren Lieferanten treu und die wiederum wissen, dass sie eine gute Kundin ist. Genau gesagt: trotz der Übersichtlichkeit ihres Ladens mischt sie umsatzmäßig kräftig mit im Vergleich mit den "Großen". Ihr persönlicher Vorteil ist, dass sie rasch bei Vorlagen und aus Katalogen erkennt, was für sie und ihre Kunden schön und gut ist und was sich daraus machen lässt.
Darin liegt das Exklusive, das sich nicht kopieren lässt, das ungemein belebt und einfach immer wieder Spaß macht. Und auch den Kunden, darunter viele ältere Stammkunden. Man kennt sich gut, kann miteinander sprechen - wie in alten Zeiten. Das würde aber nicht reichen, selbst wenn man gerne was Neues, Textiles fürs Heim kauft, sich immer wieder beraten und verführen lässt. Und das oft zu ungewöhnlichen Dingen: mutigen Farbkombinationen, frechem Mustermix, ungewohnten lebhaften Materialien und kontrastreichen Dekorationen.
Der Tisch steht im MittelpunktDas hat sich so ergeben und war von Anfang an so gewollt. Auch die jungen Frauen - und die gilt es ja zu gewinnen - lieben schöne Tischwäsche und einfallsreiche Tischdekorationen. Was sie aber jetzt wirklich in den Laden zieht, sind die liebevoll ausgesuchten textilen Angebotsbereiche für das Kind. Sabine Eicker freut sich über die Mütter, die begeistert stöbern in Baby- und Kleinkind-Nachtwäsche namhafter Hersteller wie Spielburg, Le Petit Bateau, Louis & Louisa. "Ich versuche immer Neues zu finden, um interessant zu bleiben. Eigentlich bin ich auch konservativ, liebe Gemütlichkeit und das gute Schlichte, aber genau so mag ich verwandeln, verändern, was Neues probieren und auch riskieren", sagt die Geschäftsinhaberin. Bisher gelang ihr das immer gut - die Stammkunden bleiben treu und sorgen für rege Mundpropaganda im weiten dörflichen Umkreis, die begehrte junge Kundschaft erliegt immer wieder den gekonnten Tischdeko-Inszenierungen, die die quirlige Sabine Eicker ihnen bietet. Werbung entfällt oder besser gesagt, findet täglich rund um den Laden statt.
Der Laden selbst ist 32 qm groß und bis auf das letzte Regal durchorganisiert. Der etwa 3 m lange Ladentisch ist die Bühne für das Verkaufsgeschehen. "Eigentlich sind die Kunden einfallslos, sage ich einmal einfach so." Die Harmoniestraße in Rheydt ist keine direkte Shoppingmeile. Die Kunden kommen in den Laden, weil sie etwas möchten, also Bedarf haben. Dabei sind sie qualitätsbewusst und kaufen auch so. Tischwäsche-Marken haben in diesem Rahmen Tradition. Sander, Pichler, Table Fashion haben klaren Stellenwert, werden aber immer wieder neu interpretiert, unterstützt mit Katalogen. Dabei helfen Sabine Eicker - Mutter zweier erwachsener Töchter und daher wieder mit mehr verfügbarer Zeit - eine Vollzeit-Mitarbeiterin und abwechselnd zwei Teilzeitkräfte. Bettwäsche von elegante und JOOP! verkauft sich über das Markenimage vom Regal heraus, ebenso die Frottierware von Cawö. Miteinander dekoriert und gemischt wird alles, je nach Lust und Laune, attraktiver Neuheit, Saison und Farben.
Die Präsenz der Inhaberin ist überall spür- und sichtbar. Die beiden verfügbaren Wände im Ladenraum reichen bis zur Decke, sind exakt und übersichtlich eingeräumt und werden stets sofort nachgefüllt. Genauso wird rasch nachbestellt und im Keller gelagert. Die Verkaufsberaterinnen wissen genau, was in den Regalen liegt, was neu ist, empfehlenswert und praktisch - wie es der Fachhandel macht. Sabine Eicker bietet darüber hinaus Designprodukte aus Metall, Glas und Porzellan, oder Teile bestimmter Porzellan- und Keramikserien und ebenso Tischleuchten, die den gedeckten Tisch wirklich dekorativ und Appetit anregend machen. Besonders bei Tischläufern mit Sets und Servietten spielt Sabine Eicker mit Farben, Formen und Wohnaccessoires, die sie liebevoll bei bestimmten Lieferanten zusammensucht. Es geht ihr dabei immer um klare Linien und dekorative Funktion, nicht um verspielten Effekt. Das ist ihr wichtig. Nicht alle Kunden gehen dabei sofort auf dieses verführerische zweckmäßige Dekorationsspiel ein, die meisten reagieren darauf, freuen sich über neue Ideen und kommen erwartungsvoll wieder.
Durch glückliche Umstände kann Sabine Eicker über ihren kleinen Laden hinaus solche Erwartungen immer wieder wecken. Es bot sich am anderen Ende der City-Passage ein etwa 40 qm großer Leerraum an, einsehbar von der Passage und von drei Straßenfronten aus. Dort hält sich die Chefin auf, um "neue Ware richtig aufzubereiten", um zu bügeln und vor allem um wunderschöne Impressionen rund um den Tisch zu kreieren. Die Passanten ziehen vorbei und immer wieder kommt es vor, dass sie an Ort und Stelle die frisch dekorierte Ware kaufen. Dazu müssen sie allerdings in den Laden gehen. "Der Ausstellungsraum ist ein Ausstellungsraum und soll Illusionen wecken. Das macht mir Spaß und da fällt mir endlos viel ein".
So soll es auch bleiben - bei der Klarheit und Zuverlässigkeit des kleinen Fachgeschäfts und den sprudelnden Einfällen, die unter anderem Tischwäsche so exklusiv und begehrenswert macht.
gk
aus
Haustex 06/11
(Handel)