Einzelhandels-Trends bis 2020
Konsolidierung, Kooperationen und E-Commerce
Über aktuelle Trends bei Produkten wie Bodenbelägen, Stoffen oder Tapeten informiert BTH Heimtex in jeder Ausgabe. Wohin aber entwickelt sich der Einzelhandel? Auf diese Frage versucht der Unternehmensberater Ulrich Eggert in der Studie "Megatrends 2020: Handel" eine Antwort zu geben. 41 Trends hat er ausgemacht, die bis zum Jahr 2020 die deutsche Einzelhandels-Landschaft zum Teil gravierend verändern würden.A
ls eines der wesentlichen Probleme hat Eggert den enormen Flächenüberhang von gut 40 % ausgemacht. Dieser führe zu regelrechten Preiskriegen, aber zukünftig auch zu Leerständen und Umwandlungen. Gleichzeitig schreitet die Konsolidierung im Handel weiter fort, Restrukturierungen und Konzentration sind die Folge. Wobei sich die Marktanteile deutlich verschieben: Wachstum erwartet die Studie nur noch bei Discountern, Fachmärkten und im Distanzhandel. Hier sind auch Mischformen möglich, denn immer mehr Anbieter des stationären Handels drängen in das Online-Geschäft, zuletzt etwa die großen Baumarkt-Ketten.
Konsolidierung ist auch bei den Finanzen des Handels angesagt. Eggert erwartet, dass Mezzanine-Kapital ohne Stimm- und Einflussnahmerechte für mittelständische Betriebe an Bedeutung gewinnt, während sich größere Unternehmen mit dem Thema Private Equity (außerbörsliches Eigenkapital) anfreunden sollten.
Kostenkontrolle wird noch wichtiger. Bei größeren Unternehmen und Filialisten kann eine Optimierung der Logistik zu deutlichen Einsparungen führen. Gleichzeitig eröffnen sich hier Chancen für neue Dienstleistungen. Kooperationen und strategische Allianzen helfen ebenfalls, die Kosten zu senken - sowohl im Einkauf als auch im Vertrieb. Das kann bis zu gemeinsamen Standorten reichen - die erfolgreichen Shopping-Center machen es vor -, aber auch das Marketing umfassen.
Die Jagd auf tatsächliche oder vermeintliche Innovationen bedeutet nicht nur neue Produkte in großer Zahl, sondern fortlaufend neue Geschäftsprozesse, um Kosten zu sparen, und ständig neue Geschäftsformate, um die Unternehmen in ihrer Attraktivität gegenüber dem Verbraucher nach vorne zu bringen. Hier ist nicht (nur) der Firmeninhaber im stillen Kämmerlein gefragt. Open Innovation heißt die Zukunft: Mitarbeiter, Kunden und auch Dritte können unterstützend helfen. So lassen sich schließlich neue Märkte, Zielgruppen und Sortimente erschließen - auch jenseits von Landesgrenzen.
Außer über Produkte sollte auch über Dienstleistungen nachgedacht werden, mit denen man nicht nur den Kunden bei der Stange halten, sondern auch Geld verdienen soll.
Als wichtigstes Mittel zur Kundenbindung im Handel sieht Eggert Emotionen: Der Mensch ist ein emotionales Wesen und möchte auch als solches gesehen und angesprochen werden. Erlebnishandel und Concept-Stores sind dabei interessante Varianten dieses Themas.
Für eine gute Rendite immer wichtiger wird das Geschäft mit Markenprodukten. Wobei es nicht immer die Marke der Industrie sein muss, auch Handelsmarken räumt die Trendstudie große Chancen beim Kunden ein. Sie sind eine wesentliche Voraussetzung, um Filialisierung vorzunehmen oder Franchiseorganisationen auszubauen und darüber hinaus im Rahmen des Multichannel auch im Internet aufzutreten; denn hier geht ebenfalls nichts ohne Marke.
Als zahlungskräftige und -bereite Zielgruppen macht die Studie zum einen die Senioren aus, die zumindest in den nächsten 10 bis 12 Jahren noch nicht in größerem Maße mit dem Thema Altersarmut zu kämpfen haben. Sie verlangen nach Schönheit und Bequemlichkeit. Im Gegensatz dazu fragen die an Nachhaltigkeit orientierten LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) auch danach, woher die Ware kommt und wie sie produziert wird. Die Antwort darauf muss auch der Handel geben - und zwar nicht nur als Lippenbekenntnis.
Weitere Informationen zu der Studie "Megatrends 2020: Handel" sind auf www.ulricheggert.de zu finden.
aus
BTH Heimtex 09/11
(Handel)