Thema Schalldämmung

Bodenbelag schluckt Schall

Ein hoher Geräuschpegel ist eine der Hauptursachen für eine verminderte Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. Er verringert die Konzentrationsfähigkeit und schädigt in Form von Stress die Gesundheit erheblich. Und auch daheim ist es störend, wenn die Geräusche aus anderen Räumen oder Wohnungen ans Ohr dringen. Der Grund dafür kann auch der Bodenbelag sein. Je nach dessen Beschaffenheit "schluckt" er mehr oder eben weniger Geräusche. Woran das liegt, was für unterschiedliche Arten von Lärm den Geräuschpegel beeinträchtigen und welche Produkte für eine gute Raumakustik sorgen, beschreibt BTH Heimtex in diesem Themenschwerpunkt.

Ist es in einem Großraumbüro unangenehm laut, hängt das häufig auch mit dem verlegten Bodenbelag zusammen. Besonders dort, wo viele Menschen in einem Raum zusammen arbeiten, kann ein hoher Geräuschpegel herrschen. Und Lärm ist nach wie vor eine der Hauptursachen für eine verminderte Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. Er mindert die Konzentrationsfähigkeit und damit die Arbeitsleistung und löst Stress aus, der die Gesundheit schädigt.

In Bezug zur Bau- und Raumakustik kann der Bodenbelag Trittschallschutz zu Nachbarräumen, den Geh- beziehungsweise Raumschall sowie störende Geräusche durch Stühlerücken u.ä. und die Nachhallzeit im Raum günstig beeinflussen. Die Industrie tut viel dafür, diese Effekte zu erreichen bzw. noch zu verbessern. Sie investieren kontinuierlich in die Entwicklung von Dämmmatten, Akustikunterlagen und -konstruktionen.

Trittschall stört den Nachbarn

Tritt- bzw. Körperschall entsteht beim Begehen von Fußböden und Treppen, beim Stühlerücken oder dem Verschieben von Möbeln oder anderen Gegenständen. Bei geringer Dämmung werden diese Geräusche in den angrenzenden und insbesondere in den darunter liegenden Räumen deutlich und störend wahrgenommen.

"Trittschalldämmung ist in Deutschland ein heikles Thema", erklärt Alexander Siebel, der mit seinem Vater die Schall- und Wärmemesstelle Aachen (SWA) betreibt. Der ab den 1950er Jahren verwendete schwimmende Estrich mindere den Trittschall zwar um mindestens 8 dB. Eine ausreichende Reduzierung wird aber im Massivbau erst ab etwa 20 dB erzielt. Dieses Niveau werde häufig weder im Neu- noch im Altbau tatsächlich erreicht, gibt der Ingenieur zu bedenken. Weil seit den 1970er Jahren dicke Dämmstoffe unter Estrichen verwendet werden, komme es außerdem häufig zu sogenannten Raumdröhnproblemen.

Gemessen wird der Trittschall in Dezibel (dB), genau wie das Trittschallverbesserungsmaß. "Das gibt an um wie viel ein Bodenbelag im Vergleich zur massiven Normbetonrohdecke den Trittschallpegel mindert", ergänzt Siebel.

Das SAW ist als amtlich anerkannt Prüfstelle unter anderem Partner des Textiles & Flooring Institute (TFI) für die Schallmessung an Bodenbelägen. Bei diesen erreichen Teppichböden mit und ohne spezielle Akustikträger Dämmwerte zwischen 20 und 36 dB, während Holz und Laminatböden mit Unterlagen im Allgemeinen 8 bis 20 dB erzielen, in Sonderfällen immerhin bis zu 25 dB.

Raumschall vor allem in Büros problematisch

Raum- beziehungsweise Gehschall beschreibt das akustische Geschehen innerhalb eines Raumes. Gemessen wird in diesem Zusammenhang die Nachhallzeit. Sie kennzeichnet die Anteile des "geschluckten" und des reflektierten Schalls. "Je kürzer die Nachhallzeit ist, desto beruhigender und angenehmer empfinden die Menschen die Akustik in dem entsprechenden Raum", beschreibt Alexander Siebel die Zusammenhänge.

In Büros, aber auch in den heimischen vier Wänden ist dabei der Frequenzbereich der menschlichen Sprache zwischen 150 und 500 Hz von großer Bedeutung. Im Bereich um 400 Hz punkten textile Beläge mit spezieller Akustikkonstruktion, die in diesem Zusammenhang auch als poröse Absorber bezeichnet werden. Durch ihre im Verhältnis zur sonstigen Einrichtung große Fläche und ihre Oberflächenstruktur schlucken sie viel Schall. Konkret bauen sie die Energie - nichts anderes sind die Schallwellen - ab, indem sie die Wellen dämpfen. Dabei kann Teppichboden diesen Schall gegenüber einem Hartbelag um bis zu 35 % reduzieren. "Hartbodenbeläge reflektieren aufgrund ihrer glatten Oberflächen wesentlich mehr Schallenergie", weiß Siebel zu berichten.

Einen Absorptionsgrad von 90% können Teppichböden in sehr hohen Frequenzbereichen von etwa 4.000 Hz erzielen. "Unter 100 Hz müssen textile Beläge allerdings passen", schränkt Siebel ein. Insbesondere tieffrequente Musik können sie wegen ihrer nicht ausreichenden Dicke schlechter schlucken.

Bodenbelag als kostengünstiger Schallschlucker

Mittlerweile sei das Thema Schallreduzierung in vielen Bereichen bei Planern präsent, meint Siebel. Im Bildungsbereich - besonders in Kindergärten und Schulen - werde darauf sehr geachtet, weil viele Pädagogen über die Lärmbelastung klagen. "Bei der Konzipierung von Büros hängt es stark vom beauftragten Architekten ab, ob Raumakustik gelingt oder nicht", fasst er seine Erfahrungen im Objekt zusammen.

Um ein insgesamt angenehmes akustisches Raumklima zu erreichen, können spezielle Akustikdecken oder besonderes Mobiliar eingesetzt werden. "Aber ein Teppichboden bietet bereits eine sehr gute Grundlage, den Geräuschpegel zu senken", empfiehlt Alexander Siebel. Zudem sei diese Maßnahme im Vergleich kostengünstiger und schneller umzusetzen, da kein großer Planungsaufwand nötig sei. In kleineren Büros oder Räumen sei das in der Regel schon ausreichend.
Wenn es aber aus optischen oder anderen Gründen doch ein Hartbodenbelag sein soll, bieten deren Hersteller und die Zubehörindustrie ein breites Produktsortiment an, das die Raumakustik positiv beeinflusst. So entwickelte Classen auf Basis der Air-Solution-Technologie seine Soft & Silent-Laminatkollektion. Eine luftgedämmte Lage sorgt dafür, dass der Raumschall deutlich gemindert wird. Hamberger bewirbt seinen Haro Tritty Silent CT als leisesten Laminatboden der Welt, hat aber auch Dämmunterlagen für seine übrigen Produkte im Programm, die nicht nur den Schall reduzieren, sondern auch das Laufen angenehmer machen sollen. Solche Unterlagsbahnen finden sich auch im Sortiment von Witex. Sie versprechen eine Trittschallreduzierung von bis zu 23 dB.


Schalldämmung kurz erklärt


Trittschall: Geräusche, die beim Begehen des Bodenbelags in allen angrenzenden Räumen wahrnehmbar sind

Raumschall: Geräusche, die in dem Raum zu hören sind, in dem sie entstehen

Nachhall: Kontinuierliche Reflexionen von Schallwellen

Dezibel (dB): Einheit, in der die Lautstärke (oder deren Reduktion) angegeben wird

Hertz (Hz): Einheit für die Frequenz von Geräuschen, etwa Stimmen
aus BTH Heimtex 10/11 (Bodenbeläge)