Orderrunde

Liefersicherheit und Preisaufbau im Fokus


Köln - Die bevorstehende Orderrunde wird für den Textil- und Modefachhandel kaum einfacher als die zu Jahresbeginn werden. Denn die - zum Teil schwierigen - Umstände haben sich innerhalb des letzten halben Jahres nur wenig verändert. Der BTE empfiehlt deshalb dringend, ausreichend Zeit für Gespräche mit den wichtigsten Lieferanten einzuplanen.

Die Beschaffungssituation hat sich nur leicht entspannt. Es gab zwar aktuell keine großen Missernten bei der Baumwolle, nach wie vor steigen aber die Binnennachfrage und der Wettbewerb um die Arbeitskräfte in China an. Die Auslieferungsraten in der ablaufenden Saison waren meist ordentlich. Vor einigen Monaten hatte eine Reihe von Textilhäusern eine höhere Menge geordert als gemäß Limitplanung vorgesehen war. Entsprechende Überlegungen stehen nun wieder an. Sinnvoll ist dies wohl am ehesten gezielt bei solchen Lieferanten, die bereits aktuell Lieferprobleme haben, oder bei Basics ohne größeres Abschriftenrisiko.

In diesem Zusammenhang sollte man sich auch seine eigene Position als Handelspartner bewusst machen. Bei langjährigen stabilen Partnerschaften mit etablierten Lieferanten dürfte das Risiko von Lieferausfällen sicher geringer sein als bei Erstkontakten oder Verträgen mit Newcomern. Denn bei Engpässen ist zu erwarten, dass erst einmal die "guten Partner" bedient werden. Auch schnell wachsende Modelabels bergen sicherlich ein höheres Lieferrisiko, da steigende Warenmengen benötigt werden. In "kritischen" Fällen sollte man den Lieferanten konkret zur Lieferkette befragen, um das Lieferrisiko besser einschätzen zu können.

Für die Frühjahr/Sommer-Saison 2012 sind weitere Preissteigerungen zu erwarten. Jeder Händler sollte deshalb - neben der üblichen Lieferanten-Analyse mit Bewertung von Umsatzentwicklung, Abverkaufsquoten, erzielten Kalkulationen, Lagerdrehung und Roherträgen - dem Preislagenaufbau im eigenen Unternehmen besondere Aufmerksamkeit widmen. Es gilt herauszufinden, welche Preislagen von den eigenen Kunden besonders stark nachgefragt und wohl nicht übersprungen werden, um dann ggf. Ersatzlieferanten ausfindig zu machen.

Trotz des allgemeinen Trends zu Preissteigerungen in der Vorstufe dürften zum Teil aber wichtige Preislagen gehalten werden. Vor allem expansive Marken werden hierzu in der Lage sein, da dort vielfach überdurchschnittliche Skalenerträge anfallen. Ansonsten muss die eigene Preislagenstruktur behutsam angepasst werden. Zumindest scheint die Zeit dafür günstig zu sein. Denn zum einen sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Einzelhandels (Arbeitslosenquote, allgemeine Lohnentwicklung usw.) positiv, und zum anderen sind die Preissteigerungen dem Kunden über die höheren Rohstoff- und Produktionskosten plausibel zu erklären. Bei deutlich steigenden Preisen sollte unbedingt auch eine Limitplanung in Stück vorgenommen werden. Ansonsten läuft man Gefahr, bei gleichem Ordervolumen zu wenige Teile im Verkauf zu haben. Einige Häuser planen sogar den Einkauf bis herunter zum Warenträger, und zwar monatlich.
aus Haustex 08/11 (Handel)