Fußböden aus Bambus: Nischenprodukt mit vielen Vorteilen

Überaus robust und mit hohem Design-Potenzial

Bambusparkett ist in Europa ein Nischenprodukt und deshalb etwas Besonderes. Zwar steigt der Preis für den Rohstoff pro Jahr um bis zu 10 % und einige Parkettlieferanten haben das Produkt aus ihrem Sortiment genommen, aber das tut der Sache keinen Abbruch, sondern erhöht die Marktchancen für alle übrigen Anbieter. Denn Bambus ist ein Werkstoff mit vielen Vorteilen und für den Endverbraucher durchaus attraktiv.

Auch wenn der Materialpreis wegen der Wechselkurse schwankend ist - fachliche Argumente für Bambusparkett gibt es genug. Das Naturprodukt selbst gilt als sehr nachhaltiges Material, denn Bambus ist, botanisch gesehen, kein Holz, sondern Gras. Ein 20 m hoher Stamm kann innerhalb von 50 Tagen nachwachsen, wofür ein Laubholzbaum Jahrzehnte benötigt.

Dendrocalamus giganteus heißt die größte der vielen Bambussorten. In Peradiniya auf Sri Lanka hat dieser ursprünglich in Myanmar (Burma) beheimatete Typ die Rekordhöhe von 36 m erreicht. 300 bis 400 Rohre mit Durchmessern von bis zu 30cm besitzt ein solch riesiges Gewächs. Große Wälder dieser Spezies hat Indien, doch wirtschaftlich noch bedeutender ist der chinesische Bambus Phyllostachys pubescens - Moso genannt. Er wird rund 20 m hoch. 50% des Bambus-Weltbestandes wachsen in China, davon 7Mio.ha in der Provinz Zhejiang. Der Ertrag beläuft sich auf über 20Mio.t/Jahr und deckt 67% des Weltbedarfs.

Von den rund 1.300 Bambussorten haben etwa 300 einen holzartigen Stamm und damit Holzeigenschaften. Einige davon wurden in Europa eingeführt, vor allem in den Mittelmeerraum. Europas größter Bambuswald ist die Bambouseraie de Prafrance Anduze in Frankreich. Jedoch gibt es bei uns keine so vielfältige Nutzung und damit Anbaukultur von Bambus wie in Asien. Durchaus steigender Beliebtheit in der Raumgestaltung erfreuen sich aber Fußböden, Möbel und Holzverkleidungen aus diesem Material. Feng Shui und andere fernöstliche Modeströmungen tragen dazu bei. Technische Daten fördern den Einsatz von Bambus, denn die Druck-, Zug,- und Biegefestigkeit von Bambusparkett, heißt es, sei bis zu 80% stärker als bei Parkettarten aus Holz. Und der Härtegrad bei 8% Holzfeuchte nach Brinell übersteigt mit 5,3 die Werte von kanadischem Ahorn (4,8), Buche (4,0) und Eiche (3,8).

Für Parkett werden von den Bambusrohren nur die unteren Meter verwendet. Diesen Teil des Stammes schneidet man in Streifen. Dann werden die äußere grüne Schale sowie die innere Membran des Bambusrohrs entfernt. Anschließend kocht man die Bambusstreifen gegen Schimmel- oder Insektenbefall und damit der Zucker aus dem Material entweicht. Auch die "Glättung" sehr breiter, stabgroßer Bambusteile im grünen Original-Look ist schon gelungen. Üblicherweise aber sind es schmale Lamellen, die nach ihrer Trocknung geglättet, fein gehobelt und zu einem Brett verbunden werden. Die Art und Weise wie das geschieht, hat Einfluss auf das Oberflächenbild. Bei horizontal verarbeiteten Lamellen (Plain Pressed) sind die typischen Bambusknoten (Nodien) deutlich erkennbar. Bei hochkant gepressten Lamellen (Side Pressed) treten die Knoten weniger hervor und das schmalere Linienspiel dominiert. Die einzelnen Bretter klebt man zu einem Block aufeinander, von dem die Furniere gemessert werden.

Bei der Herstellung solcher Bambusblöcke und Mehrschichtböden sind Sorgfalt und guter Leim entscheidend. In den Anfangsjahren des Bambusbodens kam es öfter zu Deckschichtablösungen. Dieses Problem ist mit der Qualitätskontrolle europäischer Hersteller und Importeure über asiatische Produktionsstätten weitgehend behoben. Und die Entwicklung von Bambusparkett sollte noch nicht ausgereizt sein. Das Standardangebot von hellen oder braun gedämpften Oberflächen mit oder ohne Nodien dürfte noch Design-Potenzial haben. Mit digitalen Druckbildern auf Bambusfurnier soll schon experimentiert worden sein.



Gespräch mit Michael van Houten, Export Moso International

"Das A und O ist eine permanente Qualitätskontrolle"


ParkettMagazin: Woher beziehen Sie Ihren Bambus?

van Houten: Unser Firmenname weißt darauf hin. Moso wird der Riesenbambus genannt, den wir nahezu ausschließlich für unsere Bodenbeläge sowie Wand- und Deckenpaneele verwenden. Er wächst vor allem im Osten Chinas, in hügligem Gelände, mit großen Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter. Klima, Bodenbeschaffenheit und Sonneneinstrahlung beeinflussen die Qualität des Materials entscheidend, wie etwa auch bei Eichenholz.

PM: Wo liegt die Schwierigkeit bei der Bambusbearbeitung?

van Houten: Risikofaktoren sind die Rohstoffqualität, eine gute Trocknung und Klimatisierung, der Streifenaufbau, die Formstabilität und mehr. Kunden würden mehr Sicherheit bekommen, wenn es in China eine verbindliche Vorgabe für Maschinenqualitäten und die Verwendung von Leimen und Lacken nach europäischem Standard gäbe. Das A und O ist eine permanente Qualitätskontrolle vor Ort von der Ernte bis zum fertigen Produkt. Doch das ist zeit- und kostenintensiv und viele Importeure nehmen den Herstellungsprozess daher nicht so genau in Augenschein.

PM: Wie lassen sich solche Schwierigkeiten lösen?

van Houten: All die genannten Faktoren sind durch bessere Prozesse, einheitliche Kontrollanforderungen und Produktionsverfahren nach EU Normen, sowie CE- und FSC-Vorgaben in den Griff zu bekommen. Moso ist in China so umfassend organisiert, dass wir in der Lage sind, unsere Produktqualität langfristig zu garantieren - teilweise bis zu 30 Jahre. Um die Qualität umfassend zu sichern, hat Moso für die Produktion von Bambusfurnieren ein Joint Venture mit einem chinesischen Partner gegründet. Bei DMVP Bamboo Timber Ltd. mit Sitz in Hangzhou arbeiten zurzeit 150 Mitarbeiter. Hier ist Moso für das gesamte Management und die Einhaltung europäischer Standards bei allen Produktionsabläufen verantwortlich.
aus Parkett Magazin 05/11 (Bodenbeläge)