Parkett-Musterböden: Teil 3.1 Flechtböden mit symmetrisch angeordneten Würfeleinlagen
Flechtböden
"Du siehst wohin du siehst nur Schiffsverband am Boden". So könnte der erste Vers eines Gedichtes des Barockdichters Andreas Gryphius heute variiert werden. Aber entgegen seiner Prognose "Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein" erfreuen wir uns seit Jahrhunderten an den prachtvollen Böden aus der Barockzeit. Dieser zweite Vers trifft schon eher auf unsere Gegenwart zu: Was Heimwerkerqualität hat, wird von nachfolgenden Generationen wenig geachtet. von Karl Remmert
Diese Serie möchte die alten Hasen daran erinnern, was sie in ihrer Ausbildung gelernt und in ihren Prüfungen unter Beweis gestellt, aber oft wieder vergessen haben: wir können Musterböden planen und verlegen. Diese Serie möchte den Jungen zeigen, wie Musterböden geplant und verlegt werden. Und schließlich möchte diese Serie dazu beitragen, dass mehr Betriebe als bisher Musterböden anbieten und Musterböden meisterhaft verlegen und zwar für den Betrieb zu auskömmlichen und für den Kunden zu erschwinglichen Preisen.
Diese Serie wurde mit Fischgrät begonnen, weil sich alle übrigen Musterbodenverlegungen in ihrer Verlegesystematik von Fischgrät ableiten lassen.
Auch für Flechtböden gilt:
• Es werden Einzelstäbe benötigt
• Stäbe mit Federn müssen zur Hälfte rechts, zur Hälfte links gefedert sein
• Damit die Brücke symmetrisch im Raum liegt muss der Schnurschlag ggf. aus der Raummitte verschoben werden
Flechtböden lassen sich ebenfalls aus Stabparkett, Lamparkett, Overlayparkett und aus Zweischichtparkett legen. Ein Flechtboden ist ein Rapportmuster, bei dem Stäbe um 90° gedreht so aneinander stoßen, dass in den Ecken Platz für Würfeleinlagen bleibt. Die Entscheidung, welchen Rapport das Muster haben soll, hängt neben gestalterischen Gesichtspunkten auch von der Verlegerichtung ab.
Parallel und unter 45° zu den Wänden lassen sich alle symmetrischen Flechtböden verlegen. Bei asymmetrischen Flechtböden müssen die Stäbe so im Raum angeordnet werden, dass die gedachten Achsen durch die Würfel-einlagen parallel zu den Wänden verlaufen Ein asymmetrischer Flechtboden wird in Teil 3.2 dieser Serie im nächsten Heft besprochen.
Bei Flechtböden werden wie beim Altdeutschem Verband für die Flechtstäbe und die Würfeleinlagen unterschiedliche Stabgrößen benötigt. Einige Hersteller liefern Würfeleinlagen. Oft müssen die Stäbe für die Würfeleinlagen aber erst aus ganzen Stäben geschnitten werden. Die Technik des Serienschnittes, mit der exakt gleiche Stücke produziert werden können, und das Nachnuten und Federn mit Fremdfedern ist im 2. Teil dieser Serie beim Altdeutschen Verband besprochen worden (vgl. Heft 4/2011 S. 114 - 119).
Der hier behandelte symmetrische Flechtboden liegt im Wohnbereich eines Wohn- Esszimmers. Das Esszimmer sollte einen Natursteinfußboden (Travertin, der in Farbe und Struktur sehr gut mit Holz harmoniert) erhalten, damit über eine Terrassentür möglicherweise eingetragene Feuchtigkeit und Schmutz nicht sofort auf das Holz gelangen. Für den Flechtboden wurde unbehandeltes Zweischichtparkett mit einer Stabgröße von 68 mm x 476 mm in den Holzarten Eiche (für die Flechtstäbe) und Merbau (für die Würfeleinlagen) verwendet. Als Würfeleinlagen sollten Würfel mit der Stabbreite verwendet werden, also Würfel von 68 mm x 68 mm. Dementsprechend mussten jeweils 5 Flechtstäbe aneinander gelegt werden (68 mm +5 x 68 mm + 68 mm = 476 mm). Der Flechtboden sollte parallel zu den Wänden ohne Fries verlegt werden. Grund: In dem Raum sollte eine nierenförmig geschwungene Blumenwanne aus den 1960er Jahren erhalten bleiben. Ein Fries hätte in dem Bereich zu einem unbefriedigten Ergebnis geführt. Das Flechtmuster sollte aber so im Raum liegen, dass der Abstand von den Würfeleinlagen zu den geraden Wänden und zu den Travertin Platten gleich ist.
Zur Klärung der Verlegesituation ist es zweckmäßig, eine Skizze anzufertigen. Dazu eignet sich kariertes Papier, bei dem ein Karo der Stabbreite entspricht und die Stablänge mit einer entsprechenden Anzahl Karos dargestellt werden kann. In diesem Fall wird ein Stab 68 mm x 476mm mit 1 Karo x 7 Karos dargestellt. Auf diese Weise lässt sich die Verlegesituation in wenigen Minuten darstellen. In diese Skizze können nach der Berechnung der Raumeinteilung die für die Verlegung erforderlichen Maße eingetragen werden.
Der Musterrapport muss jeweils von Mitte bis Mitte Würfeleinlage gerechnet werden und beträgt 408 mm ( x 68 mm +5 x 68 mm + 68 mm = 6 Stabbreiten). Zur Ermittlung des Musterüberstandes ist eine Raumeinteilung zu berrechnen.
Einteilung in RaumbreiteRapporte = Raumbreite Rapportmaß (abrunden, Abstand zur Wand)
Rapporte = 4,17m 0,408m
Rapporte = 10
Musterspiegel = Rapporte x Rapportmaß
Musterspiegel = 10 x 0,408m
Musterspiegel = 4,08m Abstand zur Wand zu klein
Rapporte neu = 9
Musterspiegel = 9 x 0,408m
Musterspiegel = 3,67m
Musterüberstand= (Raumbreite - Musterspiegel) 2
Musterüberstand = (4,17m - 3,67m) 2
Musterüberstand = 0,24m von Mitte WürfeleinlageEinteilung in Raumlänge
Rapporte = Raumbreite Rapportmaß (abrunden, Abstand zur Wand)
Rapporte = 4,28m 0,408m
Rapporte = 10
Keine Berechnung, da der Musterüberstand so wie in Raumbreite sein soll
Musterüberstand = 0,24m von Mitte WürfeleinlageMit dem gleichen Rechenweg lässt sich bei einem Musterboden mit Fries die Friesbreite berechnen. Statt des Musterüberstandes ergibt sich dann die Friesbreite. Der ermittelte Musterüberstand wurde in die Skizze der Verlegesituation übernommen. Damit als Kopf ein möglichst vollständiges Herz verlegt werden kann, wurde wegen des in die Parkettfläche hineinragenden Kachelofens die Brücke zusätzlich um einen Rapport zur Fensterwand verschoben (240 mm + 408 mm = 648 mm). Auch dieses Maß wurde in die Skizze übernommen.
Mit der Raumeinteilung kann auch die Anzahl der Würfeleinlagen berechnet werden, aus der sich die Anzahl der benötigten Merbau Stäbe ermitteln lässt.
Berechnung der Anzahl der Würfeleinlagen Rapporte = Rapporte (in Raumbreite) x Rapporte (in Raumlänge)
Rapporte = 9 x 10
Rapporte = 90
Da pro Rapport eine Würfeleinlage benötigt wird (4 x = 1) werden 90 Würfeleinlagen und damit 15 ganze Merbau Stäbe 68mm x 476mm
benötigt (90 Würfeleinlagen 6 Würfeleinlagen pro Stab = 15 Stäbe)Damit ergibt sich folgender VerschnittzuschlagVerschnittzuschlag = Fläche der benötigten Stäbe für einen Rapport Fläche des Rapports
Verschnittzuschlag = (0,068m x 0,476m x 5) + (0,068m x 0,476m x1/6) (0,408m x 0,408m)
Verschnittzuschlag = 1,01Auch hier ergibt sich rechnerisch ein sehr geringer Verschnitt von nur 1%. Zum Anpassen an die Wände und vor allem an den Blumentrog wurde der Verschnitt mit den üblichen 5% angesetzt, wie er bei Verband- und Fischgrätböden kalkuliert wird. Bei Verpackungseinheiten von 26 Stäben gleicher Federung mussten für diesen Raum 12 Pakete mit linker Feder und 12 Pakete mit rechter Feder bestellt werden (4,17 m x 4,28 m Raum 0,068 m x 0,476 m Stab 26 Stäbe pro Paket 2 rechte/linke x 1,05 Verschnittzuschlag). Dazu 1 Paket Merbau Stäbe. Die Merbau Stäbe wurden als rechte Stäbe bestellt, weil die Holzmaserung bei allen Würfeleinlagen in dieselbe Richtung laufen sollte.
Bei einer Flechte muss wie bei Fischgrät eine Hälfte der Flechtstäbe rechts, die andere links gefedert sein. Die Würfeleinlagen können zur Hälfte rechts, zur Hälfte links gefedert werden. Dann wechselt der Holzmaserungsverlauf im fertigen Boden schachbrettartig. Die Würfeleinlagen können aber auch alle in einer Richtung rechts oder links gefedert werden. Dann verläuft die Holzmaserung im fertigen Boden bei allen Würfeleinlagen in derselben Richtung.
Flechtböden werden wie Fischgrät verlegt (vgl. 1. Teil dieser Serie in Heft 3/2011, S. 80 - 85). Da in diesem Beispiel der Flechtboden parallel zu den Wänden verlaufen sollte, musste die Brücke unter 45° aus einer Raumecke verlegt werden.
Die Brücke ist um einen Rapport aus der Raumecke zur Mitte verschoben worden, weil das das Anarbeiten an den in die Holzfläche ragenden Kachelofen erleichtert.
Für den Schnurschlag wurde also zunächst die Mitte der 2. Würfeleinlagen von der Kachelofenwand und die Mitte der 1. Würfeleinlagen von den Travertin-Platten angerissen. Der Punkt liegt 648 mm von der Kachelofenwand und 240 mm von den Travertin-Platten entfernt.
Um einen 45° Winkel zu erhalten, muss ein 2. Punkt angerissen werden. Der 2. Punkt wurde hier mit dem Abstand von 2,648 m (2,00m +0,668 m Randabstand bis Mitte Würfel) von der Kachelofenwand und 2,24 m (2,00 m +0,24m Randabstand bis Mitte Würfel) von den Travertin-Platten angerissen.
Damit der Schnurschlag beim Anlegen der Herzen sichtbar ist, musste er von der Verbindungslinie dieser beiden Punkte zusätzlich Diagonale der Würfeleinlage (68 mm x 1,414 2 = 48 mm) nach rechts (Richtung Travertin-Platten) verschoben werden. Statt der Rechnung mit der Gehrungszahl 1,414 kann auch auf der Baustelle durch Messen die Würfeldiagonale ermitteln werden. Das so ermittelte Maß ist zwar nicht so exakt wie ein rechnerisch ermitteltes, für die Verlegung aber hinreichend genau.
Sinnvoll ist es, für einen Flechtboden, für die Brücke Herzen zusammenzulegen und mit Klebeband zu fixieren. Die Verwendung von Herzen erleichtert die Verlegung der Brücke erheblich, weil ein Herz wesentlich exakter als Einzelstäbe auf dem Schnurschlag ausgerichtet werden kann. Eines dieser Herzen wird für den Kopf zugeschnitten.
Die Brücke kann nun mit dem Kopf und den bereitliegenden Herzen auf den Untergrund geklebt werden. Bei der Brücke entstehen rechts und links Treppen wie bei Fischgrät, in die die weiteren Fronten eingelegt werden können. Die Verlegung der Fronten läuft genau wie bei Fischgrät, mit dem Unterschied, dass in jede Treppe nicht nur ein Stab, sondern jeweils 5 Flechtstäbe und eine Würfeleinlage eingefügt werden müssen.
aus
Parkett Magazin 05/11
(Handwerk)