Umfrage im Bettenfachhandel
Modemarken-Konzepte nicht immer überzeugend
Jan BarettiBetten Beckord, Gütersloh
"Ich halte die Einbindung der Modemarken in den Bereich der Heimtextilien für durchweg positiv. Sicherlich ist nicht jede Modemarke dafür geeignet. Dies ist meines Erachtens abhängig von der angestrebten Zielgruppe, der Präsenz am Markt und dem Image, welches die Marke am Markt transportieren möchte oder auch kann. In unseren Häusern führen wir in unterschiedlicher Ausprägung die Marken Esprit, Mexx, Joop!, Tom Tailor, Bruno Banani sowie Bugatti. Wenn eine Modemarke eine gewisse Marktpräsenz hat und diese auch für neue Sortimente erfolgreich ausgeweitet werden kann, so sind wir durchaus auch offen für neue Marken. Ich glaube nicht, dass Kunden speziell im höherwertigen Bereich aktiv nach Marken fragen. Ich denke, es wird sich zurückhaltend auf Events, in Lifestyle Printmedien, aber auch online informiert, um dann bei einer passenden Gelegenheit zu kaufen. Selbst beim klassischen Thekenverkauf würde der Kunde ungern zugeben, dass ihm diese oder jene Bettwäsche besser gefällt, weil ein Markenlogo darauf leuchtet. Dass dies so ist, zeigen uns die Zahlen. Viele Endverbraucher verbinden sicherlich eine Marke mit Qualität und Vertrauen."
Günter HildmannBetten Zellekens, Frankfurt
"Wir haben gute Erfahrungen mit Joop! und mit Esprit. Da kommen die Kunden tatsächlich rein und interessieren sich speziell für diese Marken. Gerade bei Joop! fragen sie auch immer wieder nach neuen Kollektionen. Escada könnte für uns interessant werden, aber es muss für den Kunden auch sichtbar sein, dass es Escada, also etwas Besonderes ist. Sie müssen ihre wertige Handschrift noch deutlicher rüberbringen. Ich habe über dieses Thema auch bereits mit der Leiterin unseres Innenstadt-Geschäfts gesprochen. Sie sagt, im Herbst kommt wieder eine neue Escada-Kollektion. Die werden wir uns anschauen und dann entscheiden."
Katharine SaulichBetten Rid, München
"Wir führen bereits Joop!, Esprit und s.Oliver. Es kommen natürlich Kunden und fragen gezielt nach den Marken. Vor allem Frauen, die diese Marken aus der Mode kennen. Auch jüngere Leute. Wobei wir die Beobachtung machen, dass die Mode mit den Kundinnen mitwächst. Sie waren jung, als sie zum Beispiel Esprit getragen haben und kaufen es immer noch. Esprit ist also nicht nur die junge Bettwäsche. Die meisten unserer Kunden sind 45 bis 55 Jahre alt. Aber es kaufen auch die Älteren für ihre Kinder. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden. Zum Herbst werden wir auch Boss, Escada und Polo Ralph Lauren aufnehmen. Die Marke Yves Delormes wird zusammen mit je einem Shop von Polo Ralph Lauren und Boss präsentiert werden. Escada bekommt einen separaten Shop."
Leif GinapBetten Struve, Lübeck
"Wir sind ausschließlich mit Joop! verbandelt. Sie bringen tolle Muster mit guter Qualität. Ansonsten halten wir nichts von Bettwäsche mit Modelabels. Vor allem bei Einziehdecken machen solche Labels keinen Sinn. Man muss auch bedenken, wie sieht die Kalkulation aus? Wie steht es um die Alleinstellung im Markt? In Großstädten wie Hamburg, München oder Düsseldorf mögen Modemarken bei Haustextilien eher funktionieren. Wir setzen auf die echten Bettwäschelabels. Die großen Bettwäschehersteller machen einen hervorragenden Job. Sie sind kompetent und bieten gute Qualität."
Marcus MannsdörferMannsdörfer Betten und Wäsche, Stuttgart
"Als Facheinzelhandel begrüßen wir grundsätzlich die Zunahme von neuen Marken aus dem Modebereich. Bei vielen Kunden besteht eine Markenaffinität, die durch das Marketing der Modehersteller oft in einem größeren, besseren Kontext genutzt wird, als bei den klassischen Heimtextilmarken. Der höhere Bekanntheitsgrad vieler Marken unterstützt den Abverkauf der verschiedenen Produkte. Ein durchgängiges Markenkonzept am POS, der Verpackung und der Endverbraucherwerbung ist dabei oft schlüssig und für den Kunden erkennbar. Anders als bei der Mode dürfen jedoch die oft notwendigen Marketingaufschläge beim Endverbraucherpreis in der Heimtextilbranche nicht so hoch ausfallen. Überzeugt das Produkt in Design oder Qualität nicht wesentlich, dann hilft auch die Marke nicht, einen höheren Preis am Markt zu generieren. Dies ist bei der Mode oft möglich, jedoch weniger im Heimtextil-Markt. Bei auf der Heimtextil-Messe gezeigten neuen Modemarken-Konzepten überzeugten uns jedoch nicht alle gleichermaßen. Liegt die Definierung der Farbwelt zu nah an der Mode der Bekleidungsmarken, ist dies im Abverkauf nicht immer 1:1 auf den Heimtextilmarkt umsetzbar. Hier müssen meiner Meinung nach eigenständige Konzepte der Modemarken für den Heim- und Haustextil-Bereich entwickelt werden. Auch enttäuschte uns bei manchen Herstellern die Qualität, so dass es auch mit einer gewissen Vorsicht zu genießen ist, neue Marken ungeprüft in das Sortiment zu integrieren."
aus
Haustex 10/11
(Handel)