Alböden Spezial: Alte Zeiten, gute Zeiten
Böden, die von langem Leben erzählen
Menschen schwärmen von "guten alten Zeiten" und sehnen sich nach einem Leben in Harmonie, Frieden und ohne Hektik. Ob das früher wirklich so war, ist nicht von Belang. Allein der Glaube zählt. Auf dieser Welle schwimmt auch der Erfolg alter oder auf alt getrimmter Fußböden. Dort, wo solche Dielen ursprünglich liegen - in Schlössern, Bauernhäusern oder alten Kneipen - fühlt jeder sich geborgen. Dieses Gefühl ins eigene Heim übertragen, das sollen die neuen, alten Parkettprodukte.Tradition, bewegtes Leben, das Echo von Generationen - all das strahlen alte Holzböden aus. Unter den Parkettproduzenten gibt es Spezialisten, die über die Hälfte ihres Geschäftes mit rustikalen, alten oder gealterten Dielen bestreiten. Dennebos aus Holland ist solch ein Unternehmen. Auch Chêne de lEst aus dem Elsass gehört dazu, wenn sägeraue Ware mit zu diesem Bereich gezählt wird. "Fußerotisch" nennen die Franzosen das Gehgefühl auf solch geriffelten Grobstrukturen.
Andere Hersteller hatten den gealterten Boden zunächst als "Eyecatcher" ins Programm genommen. Dass daraus ein Trend wurde, kam unerwartet. "Der Erfolg überraschte uns, als wir im Jahr 2008 die Eiche Barrique eingeführt haben", bekennt Haro. "Jetzt bedienen wir damit individuelle Wünsche auf hohem Niveau." Architekten und Planer, die sich durch hochwertige und nachhaltige Produkte abheben wollen, Betreiber von Hotels und Ladengeschäften, dazu Privatleute mit dem Hang zu stilvollem Wohnambiente und historischen Baustoffen - das ist die Zielgruppe für diese Art von Holzböden.
Historische Baustoffe sind in Mode. Aus jahrhunderte-alten Gebäuden werden bei Abbrucharbeiten nicht nur Holzbalken, sondern auch Türen, Fensterrahmen, Terracotta-Fliesen, Gitter, Zäune oder Granitplatten gerettet. Alles findet nach der Restaurierung seinen Platz in neuen Häusern. Und weil die Nachfrage den originalen Nachschub übersteigt und auch der Preis eine Rolle spielt, wird künstlich nachgeholfen. Gealterte Dielen sind von echtem Altholz kaum zu unterscheiden.
Die Tatsache künstlicher Alterung wird keineswegs verschwiegen, wenngleich die Wortwahl im Verkaufsgespräch - "biologische Antastung" statt "Wurmloch" - den Verbraucher davon überzeugen soll, dass hier kein Schaden vorliegt. Anders sieht es mit der Herkunft aus. Häufig stammt die Ware aus Fernost und viele Importeure scheuen sich, dies öffentlich zuzugeben. "Zu groß sind die qualitativen Schwankungen und zu zweifelhaft die Herstellverfahren einiger Länder und Unternehmen", meint der Schweizer Hersteller Bauwerk. Das muss aber nicht so sein. Es ist dennoch bezeichnend, dass dem ParkettMagazin für das Thema "Altholzböden" hauptsächlich in Europa produzierende Hersteller Rede und Antwort stehen wollten. Die sehen darin natürlich einen Vorteil. "Wir glauben, dass der Herkunftsnachweis der verwendeten Rohstoffe und der Nachweis, wo das Produkt hergestellt wurde, zunehmend an Bedeutung gewinnen wird", heißt es von Dennebos Flooring.
Weil Werte wie Authentizität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit in der Gesellschaft Gewicht haben, wird dem "gebrauchten Look" noch Wachstumspotenzial zugebilligt. Böden mit rustikalem und lebhaftem Erscheinungsbild, sagt Elisa Buchgraber von Admonter, würden eine Gegenbewegung zu den sehr zurückgenommen astreinen, weiß-grauen Parkettvarianten darstellen. Tilo-Produktmanager Hermann Roither ergänzt: "Ein Ende des Trends rustikaler Optiken ist bis jetzt nicht abzusehen. Natürlich wird das Geschmackspendel der Kunden in den nächsten Jahren wieder in eine andere Richtung ausschlagen. Welche das sein wird, lässt sich derzeit erahnen, jedoch noch nicht mit Sicherheit spezifizieren."
aus
Parkett Magazin 06/11
(Bodenbeläge)