Sachverständiger Norbert Strehle

"Plakatbildung in repräsentativen Objekten stellt Mangel dar"

Im ParkettMagazin 5/2011 erklärte der Sachverständige Volker Brückner den Begriff Plakatbildung. Sein Fazit: Bei Hochkantlamellen ist das Phänomen hinzunehmen. Parkettexperte Norbert Strehle teilt diese Auffassung keineswegs wie der nachfolgenden Stellungnahme (gekürzte Fassung) zu entnehmen ist.

Die Ursachen plakatartiger Farbabweichungen bei Hochkantlamellenparkett beschreibt Kollege Brückner in seinem Fachbeitrag zutreffend. Allerdings teile ich seine Auffassung nicht, dass der Auftraggeber dies als unvermeidlich hinzunehmen hat.

Bei der Erarbeitung der DIN-EN 14 761 habe ich, nachdem die ersten Entwürfe für den Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik vorlagen, Einspruch erhoben, welchem die Normungsgremien letztendlich jedoch nicht entsprachen. Mir ist aufgefallen, dass es in der DIN-EN 14 761 Sortierungsklassen für die Breitlamelle und den Modulklotz gibt, jedoch nicht für Hochkantlamellenparkett. Die fehlenden Vorgaben waren schon immer ein Problem in der Branche. Nun hätte man die Möglichkeit gehabt, bei der Festlegung in der neuen europäischen Norm Abhilfe zu schaffen.

Mein Vorschlag war, zwei Sortierungsklassen einzuführen, nämlich "gemischt" und "ungemischt". Gibt man alle bei der Produktion angesammelten Parkettlamellen unterschiedlichster Herkunft in eine Mischtrommel, dann wird dies zu einem insgesamt einheitlichen Erscheinungsbild führen.

Man kann die Problematik nicht dadurch lösen, indem ausschließlich der Nutzen in den Vordergrund gestellt wird. Dies mag für Einsatzbereiche wie Ausbildungswerkstätten, Lagerhallen usw. zutreffend sein. Entscheidet sich ein Auftraggeber oder dessen Architekt für die Verwendung in repräsentativen Objekten, dann will er mit dem Parkett gestalten, so dass eben in solchen Fällen gerade nicht der Nutzen im Vordergrund steht. Die Wirkung des Bodens beruht auf einer einheitlichen und lebhaften Farbgebung.

Auch wenn die entsprechenden Normungsgremien meinem Vorschlag nicht gefolgt sind und es keine Regelung für das optische Erscheinungsbild eines Hochkantlamellenparketts gibt, werde ich auch in Zukunft solche plakatartigen Farbabweichungen in repräsentativen Flächenbereichen als Mangel bewerten.

Das Verarbeiten von zu Verlegeeinheiten zusammengefassten Parkettelementen aus unterschiedlichen Packungen verhindert das Vorkommen plakatartiger Farbunterschiede nicht. Einzig und allein das Mischen der Parkettlamellen vor dem Setzen zu Verlegeeinheiten sorgt hier durch einen zusätzlichen, jedoch sehr einfachen Produktionsgang für Abhilfe.Problematisch ist der folgende Hinweis von Volker Brückner: Wenn es bei der Verarbeitung aus mehreren Verpackungseinheiten Farbunterschiede gäbe, sei diese Ware beim Lieferanten zu beanstanden. Oft treten die Plakatbildungen erst mit oder gar nach der Oberflächenbehandlung zu Tage.

So kann und will ich Hersteller- und Lieferfirmen von Hochkantlamellenparkett nur dazu auffordern, für den Verbau in repräsentativen Bereichen vorgesehene Liefermengen durch Mischen der Parkettlamellen zu "homogenisieren". Dadurch wird das betreffende Produkt zweifellos hochwertiger, was durchaus auch einen höheren Verkaufspreis rechtfertigt.


Wie soll sich der Hersteller verhalten?


Ähnlich gelagert ist der Sachverhalt, den Mosaikparkett-Hersteller Reinlein/Österreich beschreibt: "Plakatbildung ist ein nach wie vor sehr häufig auftretendes Problem. Sie entsteht auch bei größeren Lieferungen von Mosaikparkett, speziell wenn beim Austeilen der Ware auf der Baustelle nicht von den gleichen Paletten gearbeitet wird. Wenn es dann zu Plakatbildung gekommen ist, wird vom Verleger oft behauptet, dass solche Farbabweichungen im rohen Zustand nicht zu erkennen waren und er deshalb das Parkett auch ohne Bedenken verlegt habe. Dieses Problem tritt häufig bei hellen Holzarten wie Esche und Ahorn auf. Wie sollen wir uns als Lieferant in solchen Fällen verhalten? Sind bereits verlegte Böden wieder aufzunehmen, oder wie wird sich der Sachverständige dazu äußern?"
aus Parkett Magazin 06/11 (Handwerk)