Parkett-Musterböden: Teil 3.2 Varianten von Flechtböden

Flechtböden

"Du siehst, wohin du siehst, nur Schiffsverband am Boden". So könnte der erste Vers eines Gedichtes des Barockdichters Andreas Gryphius heute variiert werden. Aber entgegen seiner Prognose "Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein" erfreuen wir uns seit Jahrhunderten an den prachtvollen Böden aus der Barockzeit. von Karl Remmert

Dieser zweite Vers trifft schon eher auf unsere Gegenwart zu: Was Heimwerkerqualität hat wird, von nachfolgenden Generationen wenig geachtet.

Diese Serie möchte die alten Hasen daran erinnern, was sie in ihrer Ausbildung gelernt und in ihren Prüfungen unter Beweis gestellt, aber oft wieder vergessen haben: Wir können Musterböden planen und verlegen. Diese Serie möchte den Jungen zeigen, wie Musterböden geplant und verlegt werden. Und schließlich möchte diese Serie dazu beitragen, dass mehr Betriebe als bisher Musterböden anbieten und Musterböden meisterhaft verlegen und zwar für den Betrieb zu auskömmlichen und für den Kunden zu erschwinglichen Preisen.

Im vorhergehenden Teil dieser Serie ist das Prinzip aller Flechtböden und die Planung und Verlegung eines Flechtbodens mit symmetrisch angeordneten Würfeln vorgestellt worden (vgl. Heft 5/2011, S. 102ff). Von Flechtböden sind zahlreiche Varianten möglich.

Als Beispiel soll hier die Verlegung eines asymmetrischen Flechtbodens schräg zu den Wänden mit Fries vorgestellt werden. Es wurde unbehandeltes Zweischichtparkett mit einer Stabgröße von 68 mm x 476 mm in den Holzarten Eiche (für die Flechtstäbe) und Merbau (für die Würfeleinlagen) verwendet. Als Würfeleinlagen sollten Würfel mit zwei Stabbreiten verwendet werden, also Würfel von 136mm x 136mm. Dementsprechend mussten jeweils fünf Flechtstäbe aneinandergelegt werden (2 x 68 mm + 5x 6 8mm = 476 mm). Der Musterrapport, jeweils von Mitte Würfeleinlage bis Mitte Würfeleinlage, wird zweckmäßigerweise so verschoben, dass eine Würfeleinlage in der Mitte des Rapports liegt (vgl. Abb. Verschiedene Rapporte bei Flechtböden in Teil 3.1 dieser Serie in Heft 5/2011, S. 102). Auf diese Weise endet der Musterspiegel umlaufend mit der Diagonale durch die aneinander gelegten fünf Flechtstäbe.

Mit einer Skizze der Verlegesituation werden die Verhältnisse anschaulich. Zunächst wird der Musterspiegel rechtwinklig auf das karierte Papier gezeichnet und dann entlang der Diagonale durch die aneinander gelegten fünf Flechtstäbe ausgeschnitten und auf ein weiteres kariertes Blatt genau an die Karierung aufgeklebt. Nun kann der Fries ebenfalls mit 1 Karo x 7 Karos pro Stab an den Musterspiegel angezeichnet werden. Die Breite des Frieses und die Einteilung der Stablänge im Fries werden nach der Berechnung eingezeichnet.

Aus der Skizze ergibt sich, dass das Rapportmaß die Diagonale der fünf aneinandergelegten Flechtstäbe ist. Weil die Flechtstäbe unter einem anderen Winkel als 45 zu den Wänden liegen, kann das Rapportmaß nicht mit der Gehrungszahl, sondern mit dem Satz des Pythagoras berechnet werden. Die längere der kurzen Seiten des rechtwinkligen Dreiecks ist die Flechtstablänge, also 476 mm. Die kürzere der kurzen Seiten des rechtwinkligen Dreiecks ist 340 mm (fünf Stabbreiten, also 5 x 68 mm). Nach Pythagoras ist die lange Seite die Wurzel aus den beiden Flächen der Quadrate über den kurzen Seiten (c2 = a2 + b2). In unserem Beispiel ist das Rapportmaß also 585 mm = (47 6mm)2 + (340 mm)2.

Dieser Flechtboden sollte mit Fries verlegt werden, weil es sich um einen L-Raum handelt, noch dazu mit einer 1,17 m in den Raum ragenden Wandscheibe (mit Putz 14 cm), einer 1,40 m breiten und 17,5 cm tiefen Nische im Bereich des Übergangs zum Flur und mit Zimmertüren, die jeweils in die angrenzenden Räume öffnen, sodass die Schwellen vom Wohn-Esszimmer sichtbar sind (vgl. Verlegeplan). Ohne Fries würden in diesen Bereichen unschöne Anschnitte entstehen.

Bei solchen Räumen ist es sinnvoll, einen maßstäblichen Verlegeplan anzufertigen. Dabei wird zunächst der Raumgrundriss gezeichnet. Auf ein darüber gelegtes Transparentpapier werden genügend Musterrapporte gezeichnet, damit man durch Verschieben des Musterspiegels über dem Grundriss die Wirkung im Raum betrachten kann.

Eine Lösung mit einem symmetrisch auf die in den Raum ragende Wandscheibe zulaufenden Rapport zeigte die beste Wirkung. Die Friesbreite zu beiden Seiten der Wandscheibe kann nun errechnet werden.
Die Friesbreite vor Kopf der Wandscheibe wurde ebenfalls mit 22 cm festgelegt, um an der Stelle, die beim Betreten des Raumes sofort ins Auge fällt, einen symmetrischen Fries zu erhalten. Damit lag der Ausgangspunkt der Musterrapporte fest, und der Musterspiegel konnte nun in die Grundrisszeichnung eingezeichnet werden.

Zum Anreißen der Friesbreiten und des Schnurschlages ist es sinnvoll, eine Raumeinteilung mit Musterspiegelmaß und Friesbreite zu berechnen. Als erster Schritt wurde die Friesbreite an der Flurwand mit dem Raummaß zwischen der Wandzunge und der gegenüberliegenden Flurwand berechnet (vgl. im Verlegeplan oben). Der Rechenweg ist so, wie im vorhergehenden Teil 3.2 dieser Serie in Heft 5/2011 bei dem gerade verlegten symmetrischen Flechtboden beschrieben. Weil in diesem Fall die Friesbreite vor Kopf der Wandzunge festgelegt ist, wurde diese Friesbreite vorab vom Raummaß abgezogen.

Einteilung 1 zwischen Wandscheibe und gegenüberliegender Flurwand (vgl. im Verlegeplan oben)

Rapporte = Raumbreite - festgelegter Friesbreite Rapportmaß (abrunden, Fries)
Rapporte = (2,84 m - 0,22 m) 0,585 m (abrunden, Fries)
Rapporte = 4 (berechnen oder dem Verlegeplan entnehmen)

Musterspiegel = Anzahl der Rapporte x Rapportmaß
Musterspiegel = 4 x 0,585 m
Musterspiegel = 2,34 m

Friesbreite an der Flurwand = Raumbreite - Musterspiegelmaß - festgelegter Friesbreite
Friesbreite an der Flurwand = 2,84 m - 2,34 m - 0,22 m
Friesbreite an der Flurwand = 0,28 m

Für den Beginn der Brücke fehlte nun noch die Friesbreite an der Küchenwand (vgl. im Verlegeplan links). Diese Friesbreite konnte mit dem Raummaß und der Friesbreite neben der Wandscheibe berechnet werden.

Einteilung 2 zwischen Wandscheibe und Küchenwand (vgl. im Verlegeplan links)

Rapporte = Raumbreite - festgelegter Friesbreite Rapportmaß (abrunden, Fries)
Rapporte = (4,12 m - 0,22 m) 0,585 m (abrunden, Fries)
Rapporte = 6 (berechnen oder dem Verlegeplan entnehmen)

Musterspiegel = Anzahl der Rapporte x Rapportmaß
Musterspiegel = 6 x 0,585 m
Musterspiegel = 3,51 m

Friesbreite = Raumbreite - Musterspiegelmaß - festgelegter Friesbreite
Friesbreite = 4,12 m - 3,51 m - 0,22 m
Friesbreite = 0,39 m

Damit liegt eine Ecke als Ausgangspunkt des Musterspiegels fest. Die noch fehlenden Friesbreiten könnten auf die gleiche Weise errechnet werden, ergeben sich aber auch zeichnerisch aus dem Verlegeplan. Weil die genauen Friesbreiten für die Verlegung nicht benötigt werden, sollen sie auch nicht berechnet werden.

Von der errechneten Ecke des Musterspiegels kann nun der Schnurschlag für die Brücke und der Anfangspunkt des Herzens festgelegt werden (vgl. Verlegeplan). Der Abstand des Schnurschlages von der Flurwand und der Anfangspunkt des Herzens lässt sich exakt nur mit den Winkelfunktionen ermitteln. Weil Berechnungen mit den Winkelfunktionen üblicherweise nicht zum Ausbildungsumfang im Parkettlegerhandwerk gehören, soll hier auf eine Darstellung verzichtet werden. Statt dessen kann der Abstand des Schnurschlages vom Fries und der Anfangspunkt des Herzens vom Fries durch Anlegen von zwei Rand-Dreiecken und einem Herzen gemessen werden. Dabei ergibt sich ein Abstand des Schnurschlages vom Fries mit 38,5 cm (rechnerisch 38,7 cm) und der Anfangspunkt des Herzens vom Fries mit 27,5 cm (rechnerisch 27,6 cm). Damit auf der Baustelle die Friesbreiten und der Schnurschlag mit Anfangspunkt des Herzens angerissen werden können, werden diese Maße in den Verlegeplan eingezeichnet.

Aus dem Verlegeplan lässt sich die Anzahl der Rapporte mit 88 abzählen. Pro Rapport wird eine Würfeleinlage, die aus zwei Stäben 68 mm x 136 mm besteht und damit 59 ganze Merbau Stäbe 68mm x 476 mm benötigt (88 Würfeleinlagen 1,5 Würfeleinlagen pro Stab).

Weil hier für den Anschluss vom Musterspiegel zum Fries mit vorgefertigten Rand-Dreiecken gearbeitet werden sollte, mussten für die Rand-Dreiecke 23 Platten zu je sechs Stäbe 68 mm x 476 mm zusammengefügt werden. Es müssen sechs Stäbe sein, weil bei nur fünf Stäben die Breite des Sägeschnittes fehlen würde. Dafür werden 23 zusätzliche Stäbe benötigt (vgl. Verlegeplan). Bei 88 Rapporten ergibt das einen Zuschlag von 0,26 Stäben pro Rapport (23 Stäbe 88 Rapporte).

Damit ergibt sich folgender Verschnittzuschlag:

Verschnittzuschlag = Fläche der benötigten Stäbe für einen Rapport Fläche des Rapports
Verschnittzuschlag = (0,068 m x 0,476 m x 10,26) + (0,068 m x 0,476 m x2/3) (0,585 m x 0,585 m)
Verschnittzuschlag = 1,03

Auch hier ergibt sich rechnerisch ein sehr geringer Verschnitt von nur 3 % für den Musterspiegel. Zum Anpassen der Friese an die Wände und in die Türnischen wurde der Verschnitt mit den üblichen 5 % auf das Aufmaß des Raumes angesetzt. Bei Verpackungseinheiten von 26 Stäben gleicher Federung mussten für diesen Raum je 26 Pakete Eiche mit linker Federung und 26 Pakete Eiche mit rechter Federung bestellt werden (40,56 m2 Raum 0,068 m x 0,476 m Stab 26 Stäbe pro Paket 2 rechte/linke x 1,05 Verschnittzuschlag). Dazu 6 Pakete Merbau (88 Rapporte x 1,5 Stäbe pro Rapport 26 Stäbe pro Paket x1,05 Verschnittzuschlag). Die Merbau Stäbe wurden als rechte Stäbe bestellt, weil die Holzmaserung bei allen Würfeleinlagen in dieselbe Richtung laufen sollte (vgl. Abb. Brücke bei Flechte aus Zweischichtparkett in Teil 3.1 dieser Serie in Heft 5/2011, S. 104).

Für die Rand-Dreiecke mussten vor der Verlegung zunächst 23 Platten zu je sechs Stäbe 68 mm x 476 mm mit einigen Tropfen Leim in der Nut zusammengefügt werden, damit sich die Stäbe beim Auftrennen nicht verschieben. Die so vorbereiteten Einheiten wurden zu je zwei Rand-Dreiecken mit einer stationären Formatkreissäge aufgetrennt. Wem keine Formatkreissäge zur Verfügung steht, kann mit einer Vorrichtung auch auf jeder transportablen Kreissäge die Rand-Dreiecke zuschneiden. Die Rand-Dreiecke müssen für den Anschluss des Frieses genutet werden (vgl. Teil 2 dieser Serie in Heft 4/2011, S. 119).

Für die Würfeleinlagen wurden die Merbau Stäbe im Serienschnitt zugeschnitten, genutet und als rechte Stäbe gefedert (vgl. Teil 2 dieser Serie in Heft 4/2011, S. 118).

Mit der Verlegung des Musterspiegels wurde in der Ecke Flurwand/Küchenwand begonnen (vgl. im Verlegeplan links), weil die Anschlüsse zum Fries vorgefertigt waren. Alternativ lässt sich der Anschluss zum Fries auch herstellen, indem der Musterspiegel nach dem Verlegen beschnitten und dann mit der Oberfräse am Anlaufring nachgenutet wird.

Wenn der Musterspiegel durchgelegt und nachträglich beschnitten werden soll, würde man mit der Brücke in der Nähe der Raummitte beginnen. Die Lage des Schnurschlages würde man dann mit 1,827 m (0,28 m + 0,367 m + 2 x 0,585 m) von der Flurwand und den Beginn des Herzens mit 0,666 m (0,39 m + 0,276 m) von der Küchenwand anreißen.

Auch für diesen Flechtboden wurden für die Brücke Herzen zusammengelegt und mit Klebeband zu fixiert. Dann wurde der Kopf, bestehend aus 2 Herzen und drei Randdreiecken, in der Ecke Flurwand/Küchenwand auf dem Estrich angerissen und geklebt (vgl. Verlegeplan links oben). Die Brücke kann nun mit den bereitliegenden Herzen vervollständigt werden. Die Verlegung der Fronten läuft genau wie bei Fischgrät und dem in Teil 3.1 dieser Serie in Heft 5/2011 besprochenen Flechtboden. Weil der hier besprochene Flechtboden asymmetrisch angeordnete Würfeleinlagen hat, muss in jeder ungeraden Frontenzahl nach jeweils fünf Flechtstäben eine Würfeleinlage aus zwei Merbaustäben 68 mm x 136 mm verlegt werden, in jeder gerade Frontenzahl werden fünf Flechtstäbe ohne Würfeleinlagen verlegt.

Der Fries ist als regelmäßiger Verband aus den gleichen Eichenstäben wie der Musterspiegel verlegt und in den Ecken wie Fischgrät ausgeführt (vgl. Verlegeplan). In einem solchen Fall empfiehlt sich der Beginn der Friesverlegung jeweils von der Mitte des Musterspiegels aus, damit der Fries jeweils an beiden Raumecken gleich endet. Ob nun die Mitte des Musterspiegels in der Mitte eines Stabes oder am Kopfstoß zwischen zwei Stäben, liegt kann durch einfache Rechnung bei der Verlegung auf der Baustelle ermittelt werden.

Ergibt sich eine gerade Anzahl Friesstäbe, liegt die Mitte des Musterspiegels am Kopfstoß zwischen zwei Stäben, bei einer ungeraden Zahl in der Mitte eines Stabes. Die Einteilung des Frieses entlang der übrigen Wände wurde auf die gleiche Weise ermittelt. Bei diesem Beispiel ergab sich entlang der Flurwand eine gerade Anzahl Friesstäbe, also wurde von der Mitte des Musterspiegels nach rechts und links in der ersten Friesreihe jeweils mit ganzen Stäben die Verlegung begonnen, mit einem ganzen Stab vor den Musterspiegelecken geendet und die nächsten Reihen zu den Ecken abgetreppt. Wenn auf diese Weise alle Friese verlegt sind, lassen sich die Stäbe für die Raum-ecken problemlos einschneiden, weil die schon verklebten Friesteile unverrückbar verklebt sind. Ist ein Schmuckfries mit einer Betonung der Raumecke vorgesehen, sollte man mit der Verlegung in den Raumecken beginnen, weil sich so die Schmuckecke bequemer und genauer herstellen lässt. Der Fries wird dann in der Nähe der Raummitte in jeder Reihe mit einem genau eingepassten Stab geschlossen.

Im Bereich der Küchenwand (vgl. im Verlegeplan links) musste der Fries zwischen Fliesen in der Küche und Musterspiegel exakt eingepasst werden. Weil das Parkett unter Türfutter und -bekleidungen geschoben werden sollte, wurde hier die Verlegung an einem Korkstreifen vor der Anschlagschiene und gleichzeitig am Musterspiegel begonnen. Deshalb mussten im Bereich des Türdurchganges einige Stäbe zwischengeschoben werden, was aber bei der kurzen Länge problemlos war und einen sauberen Anschluss an der Anschlagschiene und an das Türfutter ermöglichte.
aus Parkett Magazin 06/11 (Handwerk)