Ausstellung "Der fliegende Teppich", Bergneustadt
Kuriose Bildteppiche aus dem Orient
Es sind vor allem Porträt-Teppiche mit eher ungewöhnlichen Motiven, die noch bis zum 30. Oktober 2011 in der Ausstellung "Der fliegende Teppich" im Heimatmuseum Bergneustadt im Bergischen Land ausgestellt werden. Die Teppiche zeigen häufig Sehnsüchte ihrer meist persischen Knüpferinnen: Zum Beispiel eine junge Frau in einem schulterfreien Cocktail-Kleid oder ein sich innig küssendes Liebespaar. Oder es wurden Erlebnisse aus Kriegen eingeknüpft, Kriegsszenen mit Kampfhubschraubern, Panzern und Gewehren. Initiator Thomas Frick möchte mit der Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit zeigen, "dass es neben den klassischen Orientteppichen auch noch Bildteppiche gibt, die besondere Geschichten erzählen."
Nicht nur Erwachsene staunen über die Vielfalt der Motive - christliche Madonnen sind ebenso zu sehen, wie ein Porträt John F. Kennedys -, sondern auch Schulklassen, die durch die Ausstellung geführt werden. "Vor allem junge Leute erhalten so einen Bezug zum Orientteppich, sie setzen sich endlich einmal damit auseinander", so Frick. "Viele Schulklassen kommen vorbei. Es gibt einige Kinder mit Migrationshintergrund, die sich noch an die knüpfende Oma erinnern können und die von den ausgestellten Teppichen begeistert sind."
Teppichfan Frick selbst kam vor neun Jahren durch einen Zufall zum Thema Bildteppich: "Eigentlich wollte ich beim Internetauktionshaus Ebay ein Buch über Teppiche kaufen. Ein Verkäufer hatte jedoch einen Bildteppich mit Schah Abbas-Thema fälschlicherweise in die Kategorie Bücher eingestellt. Ich habe dann einen 60 cm x 90 cm großem Isfahan für nur ein paar Euro gekauft - und war begeistert." Seit diesem Zufallsfund hat Frick über 70, meist kleinformatige Teppiche gekauft; 50 davon werden ausgestellt. "Häufig nehmen die Knüpferinnen Restwolle und verarbeiten sie zu ihren eigenen, fantasievoll gestalteten Teppichen", erzählt Frick. Ein feiner Seiden-Hereke mit einer Million Knoten / m
2 hat es dem Sammler besonders angetan, denn: "Die Knüpferin hat sich hier selbst verewigt, schaut aus dem Fenster. Und sie hat die vier Jahreszeiten verewigt, zeigt sie in einer für die Türkei eher unüblichen Landschaft - das könnte eine typisch deutsche Landschaft sein. Vielleicht hat sie mal Deutschland besucht oder in einer Zeitschrift Bilder gesehen."
aus
Carpet Magazin 04/11
(Teppiche)