Tova Letto
Exklusive Design-Ideen für Tisch, Bett und Bad
München - "Getrauen Sie sich wirklich einen Laden zu eröffnen in dieser kleinen Straße ohne sonderliche Attraktion?" Diese Frage wurde Stefan Lubczyk Anfang dieses Jahres wiederholt von Lieferanten, Mitbewerbern oder vertrauten Kunden gestellt. Er antwortete unverdrossen immer wieder mit "ja" - und er handelte auch danach. Im Mai 2011 eröffnete der im Haus- und Heimtextilienbereich erfahrene Einzelhändler seinen Laden in einer Nebenstraße von Münchens Luxus-Einkaufsmeile Maximilianstraße, direkt um die Ecke des bekannten Promi-Hotels Vier Jahreszeiten - Kempinski. Die Stimmung im Laden und die des Inhabers bestätigen Optimismus und Begeisterung für die Sache. Ein gutes Kapital für einen Einzelhändler dieser Branche in heutiger Zeit - so bestätigen Lieferanten.Stefan Lubczyk war nach seiner Fachausbildung einige Jahre bei Betten Heller in Kassel, bis er seinen Traum verwirklichte und seinen Beruf bei einem Traditionsfachhaus vertiefte - in München, denn das war seit eh und je sein Wunschziel. Fast ein Vierteljahrhundert lang sammelte er fachliche Erfahrungen in allen Bereichen des Hauses - und wagte als Profi die nächste Etappe, die Eröffnung seines eigenen Ladens. Er hatte finanziell vorgesorgt, vertraute langjährigen guten Kontakten zu Herstellern und hatte vor allem viel Freude und Mut im Umgang mit anspruchsvollen Kunden. In Münchens Innenstadt ein bezahlbares Ladenlokal zu finden, ist sicher keine einfache Sache. Stefan Lubczyk meint, die richtige Gelegenheit wäre auf ihn zugekommen - quasi ohne Anstrengung - und er hat mutig zugegriffen.
Die Wurzerstraße ist wirklich keine aufregende Shopping-Route. Der von der Maximilianstraße her markante Touristenstrom - berüchtigt viele schwarz verhüllte Damen mit einer Männereskorte und viele Besucher aus asiatischem Bereich oder Russland - verirrt sich nicht unbedingt in diese Straße, zumal TovaLetto keineswegs mit Schaufenstern lockt. Man muss schon den Laden betreten, um die Angebotseindrücke aufzunehmen. Vor dem Eingang steht ein mit einem Tischtuch bekleideter Tisch mit einem Stapel des hauseigenen Katalogs - ganz schlicht vor efeubegrünter Hauswand, charmant einladend wie ein mediterranes Lokal. Dieser angenehme Eindruck setzt sich im 160 qm großen Ladenlokal fort, hell und freundlich. Vorher war in diesen Räumen eine etwas angestaubte Galerie. Stefan Lubczyk verwandelte sie mit Unterstützung der Vermietergesellschaft in einen offenen, Licht durchfluteten - sowohl an der Straßenfront als auch an der gegenüberliegenden Hofseite ist je ein großes Fenster - Raum, der durch helle Wände und diffuses Deckenlicht großzügig wirkt und viel Platz für Raumszenerie und Bewegung lässt. Der gesamte Raum ist mit Wanddurchbrüchen offen gestaltet und ermöglicht viel Blickfreiheit. Die Produkte sind klar und thematisch übersichtlich und verständlich in Regalen untergebracht. Dazwischen entsteht der Freiraum, den sich der Ladeninhaber wünscht, um das Ladenlokal möglichst wohnlich, man kann auch sagen gemütlich zu gestalten.
Er bekennt sich ungeniert zur Liebe für Tischwäsche und lässt Betten als Blickfang dominieren. Was jetzt schon empfunden wird, ist die architektonisch sanfte Trennung in unterschiedliche Bereiche. Der hintere Teil, auf den man direkt vom Ausgang zukommt, ist sozusagen der klassischen Eleganz vorbehalten. Anziehungspunkt ist das Bett mit der stilisierten Rückwand, auf dem die Premium-Bettwäsche, zurzeit von Christian Fischbacher, aufgezogen ist. Im vorderen Bereich mit dem Bett nahe dem Eingang wird das moderne Bettwäsche-Sortiment interpretiert - zum Beispiel die Bettwäsche von ZR by Schlossberg. Mit dem Thema Bett wird sich Lubczyk, angefangen mit der Matratze, zwar weiterhin beschäftigen, will aber kein "Bettenlager" in seinem Laden einrichten. Mit seinen Sortimentskenntnissen und praktischen Erfahrungen wird er als Einrichter beratend die Kunden bedienen und abgestimmt auf Kundenwunsch und -bedürfnis die Ware beschaffen. Mit Boxspringbetten von Fylds oder Meridiani arbeitet er bereits.
Die Wunschvorstellungen oder auch nur Ideen der Kunden sind für ihn das Wichtigste. Die fängt er auf, spinnt sie kreativ weiter und schafft Lösungen. Grundsätzlich ist das gesamte Sortiment aufgebaut auf hochwertige Qualität, Exklusivität und kreative oder handwerkliche Besonderheiten. Offen sein für alles, sagt Lubczyk, und freut sich auf jeden Tag, der im Laden neues bringt. TovaLetto hat schon seinen eigenen Kundenkreis, überwiegend neugierig und aufgeschlossen, wenn auch sehr anspruchsvoll. "Fordernde und anstrengende Kunden zufriedenzustellen und zu begeistern, das macht mir Spaß in meinem Beruf!" Noch führt er allein den Laden, nur mit zeitweiser Vertretung, wenn er auf Messen ist. Beliebtheit und Bekanntheitsgrad vermehren sich besonders bei dieser Klientel am wirkungsvollsten über Mundpropaganda. Viele seiner Kunden sind traditionsbewusst und legen Wert auf konventionell edlen Festtags-Tischschmuck oder fein ausgearbeitete Bettwäsche in sichtbar wertvollen Materialien. Für die und seine anspruchsvollen internationalen Kunden, die auch auf Empfehlung den Weg in die diskrete Wurzerstraße finden, führt er Luxussortimente mit europäischem Kultwert aus Italien (Graziano, Quagliotti) und die internationalen Premium-Marken, vor allem aus Deutschland und der Schweiz. Dabei achtet er auf praktische Details, welche die Optik sinnvoll ergänzen. Tagesdecken zum Beispiel dürfen nicht fehlen im Gesamtbild. Und Spa-Fashion spielt zunehmend eine Rolle.
Viel zum Geschäftserfolg trägt die heitere Ladengestaltung bei. Schaufenster fallen weg, es spielt sich alles im Raum ab über Regal-Präsentation und kleine Tisch- und Sitzgruppen. Dazu die aufmerksame Art des Inhabers, der sofort kreativ mit Rat einspringt, wenn der Kunde das wünscht. Zum Glück ist das oft der Fall, denn darin sieht Lubczyk seine besondere Chance. Viele seiner gut situierten Kunden lieben Außergewöhnliches, sogar Einmaliges, das sonst nirgends zu sehen ist. 70 Prozent der verkauften Produkte sind Sonderanfertigungen. Das und zuverlässige Kontakte zu den Lieferanten erübrigen Lagerhaltung. Dieses Manufakturverhalten macht es möglich, mit jungen Handwerkern unkonventionelle Ideen zu entwickeln. Selbstverständlich handelt es sich dabei immer um beste Materialien. So hat der Münchner Dirndlschneider Daniel Fendler aus Brokat, Borten und mit Original-Trachtenhandarbeit ungewöhnliche Kissen geliefert, die Gefallen fanden. Oder die Acryl-Malerei der Künstlerin Stephanie von Fürstenberg wurde umgesetzt in Exklusiv-Druckmotiv auf Bettwäsche. Und im Allgemeinen steht Lubczyk zu seiner Meinung, wenn ihm etwas nicht gefällt und geändert werden soll. Hauptsache die Qualität, die muss immer stimmen. Mit dieser Voraussetzung hat er eine beachtliche Auswahl an Einziehdecken zu bieten, deren Inlett und Zusammensetzung der Daunenfüllung er selbst bestimmt und mit TovaLetto etikettiert hat. Ausschlaggebend für die Harmonie im Ladenraum ist der feine Farbsinn, den Kissen effektvoll anregend oder beruhigend unterstreichen.
Ein kleiner Einzelhandelsladen mit Haustextilien in Münchens prominentem Einkaufsviertel sieht optimistisch in die Zukunft. Bisher habe er bereits sein geplantes Umsatzziel erreicht, gesteht der Ladeninhaber.
(gk)
aus
Haustex 11/11
(Handel)