Burnout

Auf mentale Kompetenz achten


Leistungsdruck, Zeitdruck, Innovationsdruck, Wettbewerbsdruck - die Druckverhältnisse am Arbeitsplatz sind beachtlich. Kein Wunder also, dass Burnout Schlagzeilen macht? Vorsicht, sagt Hans Eberspächer, anerkannter Fachmann für mentale Kompetenz aus Dossenheim, ganz so eindeutig seien die Zusammenhänge nun doch nicht.

Spezialgebiet des ehemaligen Professors für Sportpsychologie an der Universität Heidelberg sind Fragen des Selbstmanagements in Belastungssituationen und des mentalen Trainings. Seine Einschätzung: Ursache so manchen Burnout-Falls ist eine viel zu eindimensionale Sichtweise von Handlungskompetenz. Der Irrtum: Handlungskompetenz wird gemeinhin als Sachkompetenz verstanden: Beherrsche deine Sache, und du hast Erfolg! Diese Fehlvorstellung sei häufiger Ursprung vieler sachlicher wie psychischer Probleme. Denn wirkliche Handlungskompetenz, erläutert Eberspächer, "besteht aus drei Teilen, der Sachkompetenz, der Sozialkompetenz im Umgang mit anderen und der Selbstkompetenz im Umgang mit sich selbst." Und besonders an letzterer, der Selbst- oder mentalen Kompetenz, mangele es sehr, sehr oft. Und das sei die Quelle vieler persönlicher Probleme bis hin zum Burnout.

Aufgrund fehlender mentaler Kompetenz fühlten sich viele in vielen Situationen hilflos und empfänden sich aufgrund dieser verunsichernden Hilflosigkeit unter Stress. "Wer nur etwas weiß, aber nichts darüber weiß, wie er sich in herausfordernden Situationen stabilisieren und steuern kann, der muss sich hilflos und der Situation ausgeliefert fühlen", erklärt Eberspächer. Und jeder kenne die Folgen davon: Ärger über sich selbst, Mutlosigkeit bis zur Resignation, auf jeden Fall aber Ratlosigkeit, Angst vor der nächsten vergleichbaren Situation mit vorauseilender Verkrampfung. Und die Lösung des Problems? Für Eberspächer heißt sie mentales Fertigkeitstraining.

Dazu gehören sieben Bausteine: Das wichtigste Gespräch, Vorstellungen, Stärken und Schwächen, Hier und Jetzt, Entspannen, Handeln analysieren und Ziele. Das wichtigste Gespräch? "Gemeint sind die Gespräche mit sich selbst, Selbstgespräche", stellt Eberspächer klar. Die seien zusammen mit den Vorstellungen der Zentralschlüssel zur mentalen Kompetenz. Selbstgespräche und Handeln seien nicht voneinander zu trennen. "Wer ständig Angst- und Befürchtungsgedanken in seinem Kopf bewegt, nimmt sich deshalb jede Möglichkeit zu tatkräftigem Handeln!" Deshalb fokussierten sich Erfolgreiche zielorientiert mit aufbauenden Selbstgesprächen. Und entsprechenden Vorstellungen. "Zweckmäßige Vorstellungen entlasten und unterstützen das Handeln", erklärt Eberspächer. Gehe beispielsweise jemand mit der Vorstellung in eine Verhandlung "Die Gegenseite hat die besseren Karten, da stehe ich ziemlich nackt da, das kann nicht gut gehen", sei das eine selbstlähmende Vorstellung. "Es ist also nicht die gegebene Konstellation als solche, also die möglichen besseren Karten der Gegenseite, die von vornherein Gewinner und Verlierer festlegt, sondern die vorstellungsmäßige Herangehensweise an die Sache", sagt er. Eberspächer weiß, viel zu viele Köpfe werden von solchen destabilisierenden Vorstellungen beherrscht. Deshalb seine Handlungsaufforderung: Wer nichts dagegen unternimmt, macht sich selbst verrückt und öffnet dem Ausbrennen Tür und Tor!
aus Haustex 12/11 (Handel)