Parkettindustrie in Österreich

Zwischen Gemeinsamkeit und Konkurrenz

Das ParkettMagazin besuchte im Herbst 2011 eine Reihe von Holzbodenherstellern in Österreich. Der Eindruck war durchgehend positiv. Die Märkte sind im Aufwind, die Absätze steigen und die Erfahrung mit der vergangenen Krise hat eine gewisse Gelassenheit erzeugt.

Der Verband der Parkettindustrie in Österreich ist überschaubar. Seine aktiven Mitglieder sind Bawart, Bergland/Amashaufer, Bauwerk Salzburg, Fischer, Hoco, der niederösterreichische Decklamellenproduzent Koudeler, Mafi, Meyer, Reinlein, Scheucher, Serenzo, Stia/Admonter, Stöckl Parkett, Weitzer und, nominell, die insolvente Vito. Zu den Fördermitgliedern zählen Säge- und Hobelwerke wie Saxeneder, Hermann Müller und Janach, der Massivparkettbetrieb Glawar, die Händler Holzinger und Wenisch sowie der große Parkettlegebetrieb Schönleitner.

Nicht mit von der Partie ist Tilo. Das Unternehmen firmiert als Handwerksbetrieb und unterliegt damit in Österreich dem Tischlergewerbe. Das hat für den Hersteller den Vorteil einer 40-Stunden-Woche mit eigenen Kollektivlöhnen, während Industriebetriebe eine 38,5-Stunden-Woche mit anderweitig ausgehandelten Tariflöhnen beachten müssen.

Das hält Tilo aber nicht davon ab, seine Stimme im Konzert der Parketthersteller zu erheben und den Wunsch nach allgemeiner Anhebung der Preise zu äußern. Die Preislage ist nämlich nicht so, wie die Hersteller es sich erhoffen, vor allem beim hauptsächlich nachgefragten Eichenboden. Die Marge könnte höher sein. Doch wenn der gesamte Parkett-Kuchen in Europa nicht zu Lasten eines anderen Fußbodenproduktes (Teppich) gesteigert werden kann, wie es Bauwerk-Vorstandsmitglied Ansgar Igelbrink durch gemeinsame Marketinganstrengungen großer Hersteller erreichen möchte, wird die alltägliche Konkurrenz das Handeln und die Preise bestimmen. Größte Gegenspieler in der Alpenregion sind, laut Branchenaussage, Weitzer und Bauwerk.

Emissionsarme Parkettböden

Da sucht sich der Parkettindustrieverband unter Vorsitz von Christoph Bawart eher Themen, die von gemeinsamem Interesse sind. Zuletzt wurde eine Studie "Öle und Wachse für behagliche Oberflächen von emissionsarmen Parkettböden" abgeschlossen. Im Auftrag von sechs Parkettherstellern - Weitzer war nicht beteiligt - hat die Holzforschung in Wien, unterstützt vom Forschungsförderungsfond Österreich, Öl-Wachse auf verschiedenen Holzarten im Emissionsverhalten getestet. Ziel war es, mehr Informationen über Ausdünstungen, Diffusionsverhalten, Wärmeempfinden, Haptik, Optik, Beständigkeit sowie Reparierbarkeit der Produkte zu erhalten, um den Einsatzbereich näher umreißen und bessere Pflegeanleitungen entwickeln zu können.

Solche Gemeinschaftsprojekte beschließt der Verband auf seinem jährlichen Treffen und behandelt sie dann in Arbeitsgruppen. "Unsere Tagungen finden immer in einem guten Klima statt", sagt Christoph Bawart. "Da gibt es ein klares Arbeitsprogramm, bei dem gemeinsame Probleme diskutiert werden. Auch in Europa sind wir bei der FEP aktiv vertreten." Die Frage von Emissionen, ist zu hören, wird ein ständiges Thema bleiben und die Österreicher weiter in vielen Varianten beschäftigen.

Produktionssteigerung trotz Preisdruck

Auf 5% schätzt der Verband 2011 die Steigerung der Parkettproduktion in Österreich. Das deckt sich mit der durchschnittlichen Absatzentwicklung. Eigene Daten erhebt der Verband nicht. Die Firmen melden an das Statistikamt des Staates und von dort bekommt der Verband seine Informationen.

Der Preisdruck auf den österreichischen Holzboden ist durch preisaggressive Importe aus vielen Ländern nach wie vor hoch. Diese Situation wird sich kaum ändern. "Wir versuchen Qualitätsprodukte herzustellen und sind durch unsere flexible Produktion näher am Markt als Importeure", beschreibt Christoph Bawart Vorteile der eigenen Lage. Überdies hat Georg Stöckl beobachtet, dass in der Schweiz die asiatische Konkurrenz abnimmt. "Die Bodenleger kaufen wieder mehr europäische Qualität."

Die meisten österreichischen Parkettwerke leben von der Auftragsfertigung. Möglichst wenig Lagerkapazität, möglichst flexibel auf den Kundenwunsch reagieren können, so lautet die Devise. Wer mehr Quadratmeter produzieren will, muss obendrein an den Rohstoff denken. Der kann nicht nur teurer, sondern auch knapper werden. Alles stürzt sich derzeit auf die Eiche. Noch scheint genug Laubholz am Markt zu sein, eher ist es Nadelholz, dessen Preis sich nach oben bewegt, weil die Sägewerke derzeit kaum auskömmlich wirtschaften und die Baukonjunktur im Frühjahr 2012 wieder anziehen könnte. Aber viele erwarten auch beim Rohholz Eiche eine Verteuerung.

Dicke der Deckschicht ist umstritten

In vergangenen Jahrzehnten hat sich der Rundholzeinschlag in Österreich von 14Mio.auf 28Mio.m verdoppelt. "Damit erreichen wir eine Grenze, wo dünnere Deckschichten wichtiger werden", erinnert Georg Stöckl an das Thema Ressourcenschonung. "Wir haben 3-mm-Nutzschichten im Programm und je besser die Lacke werden, desto weniger Bedeutung hat die Dicke der Decklage." Dem stimmen die meisten Hersteller zu, wollen in der Konsequenz aber nicht folgen. Nach wie vor gelten Nutzschichten von mindestens 3,5mm als Qualitätsmerkmal und als wichtiges Verkaufsargument. Auch beim Thema Zertifizierung herrschen unterschiedliche Auffassungen. Alle Hersteller besitzen die notwendigen Label und wissen um deren Bedeutung im Objekt und bei öffentlichen Aufträgen. Darüber hinaus aber empfindet der eine durchaus zunehmendes Verbraucherbewusstsein, während es von anderer Seite heißt: "Entweder sucht der Kunde einen speziellen Boden, dann ist es ihm eine Zertifizierung egal oder er sucht etwas Billiges, dann ist zertifiziertes Holz zu teuer."

Ob klein, ob groß - alle Parketthersteller in der Alpenregion investieren in Schauräume und Parkettstudios und sehen sich als hochwertige Spezialanbieter. Jeder entwickelt eine Besonderheit: Bei Bawart sind es spezielle Holzarten, Bauwerk reaktiviert den Hochglanzlack, Scheucher fährt eine Zwei-Marken-Strategie, Admonter ist mit dem Välinge 5GS-Klickprofil auf dem neuesten Stand, Stöckl gibt dem HDF-Träger bei Zweischichtparkett mehr Raum, Tilo hat mit Natwood imprägnierten Terrassendielen und Vinylböden lukrative Vertriebszweige aufgetan, Weitzer zielt mit den Begriffen Pflegefrei-, Gesund- und Flüsterparkett direkt auf den Kundennutzen und fast alle bieten individuelle Farben für die Parkettoberfläche schon ab 30 bis 50 m Bestellmenge.
aus Parkett Magazin 01/11 (Bodenbeläge)