Bundesleistungswettbewerb der Parkett- und Bodenleger
Arbeitstechniken entschieden über Top oder Flop
In den Räumen der staatlichen Berufsschule Neustadt/Aisch fand vom 6.-7. November 2011 der 11. Praktische Bundesleistungswettbewerb der Parkett- und Bodenleger statt. Eigentlich sollte der Wettbewerb in den Räumen eines Sponsors durchgeführt werden. Da dieser seine Zusage kurzfristig intensiv einschränkte, hat Bundeslehrlingswart Heinz Brehm kurzerhand den Wettbewerb in die Schule Neustadt verlegt. Möglich war das aufgrund der guten Beziehungen zwischen Handwerk und Schule. Die Schulleiterin war zudem bereit, Organisation und den Vorsitz für den Designwettbewerb zu übernehmen. Zum Praktischen Wettbewerb hatten sich achtParkettleger und sieben Bodenleger angemeldet. Letztlich nahmen fünf Parkettleger und vier Bodenleger teil, die Anderen hatten aus unterschiedlichen Gründen kurzfristig abgesagt. Eine Absage erfolgte, da angeblich das Ergebnis des Wettbewerbs manipuliert werde und immer der bayrische Teilnehmer gewinnen würde. Diesen Vorwurf wollte Heinz Brehm so nicht hinnehmen und lud als neutralen Beobachter Harry Batt, Fachgruppenleiter der Innung Lüneburg Stade, dazu. Offizielles Bewertungsteam waren die Mitglieder des bayrischen Gesellenprüfungsausschusses Jörg Schülein, Georg Käsbauer, Marco Bäuerlein und Germann Kirschbaum. Den Vorsitz und die Organisation hatte, wie in den letzten Jahren, BLW Heinz Brehm inne. Die Detailvorbereitungen lagen in den Händen von Germann Kirschbaum, Parkett- und Belag-Fachlehrer an der Neustädter Berufsschule.
Sowohl die Parkett- als auch die Bodenleger hatten zwei Aufgaben zu bewältigen. Die Einweisung fand für alle am 6. November statt. Zu Beginn des Wettbewerbs stellte sich heraus, dass ein Parkettleger nicht die geforderten Prüfungsunterlagen mitgebracht hatte, was laut Statut einen Ausschluss bedeutet hätte. Die Jury entschied, den Teilnehmer dennoch zuzulassen, diesen Teilbereich aber mit null Punkten zu bewerten. Das veranlasste den Parkettleger, seine Teilnahme zu beenden und die Heimreise anzutreten. Ein weiterer Parkettleger musste vom Wettbewerb ausgeschlossen werden, da er sich beim Nuten der Parkettstäbe an der Hand verletzt hatte.
Schon bei der ersten Aufgabe zeigten sich bei den Parkettlegern deutliche Unterschiede in der Arbeitstechnik. Der bayrische Teilnehmer, Stefan Hock, bewältigte seine Arbeit sehr souverän und mit viel Routine, was ihm den Sieg bei den Parkettlegern sicherte. Weitere Plätze konnten aufgrund der gezeigten Leistungen nicht vergeben werden. Auf Nachfrage bei den beiden anderen Teilnehmern gab einer an, dass er während seiner gesamten Ausbildung niemals ein Fischgrätmuster verlegt habe.
Bei den Bodenlegern zeigten sich ebenfalls deutliche Unterschiede in der Arbeitstechnik. Ein Teilnehmer verlegte von der Mitte nach außen, die anderen begannen mit dem Wandfries und arbeiteten zur Mitte hin. Allerdings war die Arbeitstechnik hier letztlich nicht entscheidend, sondern die Qualität der Ausführung und die Schnelligkeit. 1. Bundessieger der Bodenleger wurde Kai-Kevin Marx (Rheinland-Pfalz), auf den Plätzen folgten Marvin Langmandel
(Bayern) und Matthias Janssen (Niedersachsen).
Den zusätzlich ausgetragenen "Gute Form"-Design-Wettbewerb, unter der Leitung von Schuldirektorin Scheckel durchgeführt, gewannen mit Parkettarbeiten Natalie Gierke und mit Bodenbelagsarbeiten erneut Kai-Kevin Marx.
Für Bundeslehrlingswart Heinz Brehm war dies sein 20. Bundesleistungswettbewerb. Er zeigte sich enttäuscht von der schwachen Beteiligung und von den abgelieferten Parkettarbeiten. Während die Bodenleger noch Leistungen zeigten, die Landessiegern gerecht wurden, waren die Arbeiten der teilnehmenden Parkettleger, mit Ausnahme des Bundessiegers, völlig daneben. "Wenn einfachste Verlegeregeln nicht zum Tragen kommen, wenn der Maschinenkurs keine Fortsetzung findet, wenn Prüfungsstück und Arbeitsprobe in der Schwierigkeit und in der Ausführung überhaupt nicht harmonieren und trotzdem Interesse und Energie seitens der Teilnehmer vorhanden sind, kann mit der Ausbildung etwas nicht ganz stimmen", zog Heinz Brehm ein ernüchtertes Fazit.
Das Ergebnis der Parkettleger sieht Heinz Brehm auch als Spiegel der schulischen Ausbildung in Deutschland. Aufgrund des föderalistischen Bildungssystems gebe es hier große Unterschiede. In den Berufsschulen Neustadt/Aisch, Ehingen und Plauen erhalten die Lehrlinge pro Unterrichtswoche neun Stunden praktischen Unterricht. Dabei werden die Arbeitstechniken zur Verlegung aller gängigen Musterböden vermittelt, und jeder Lehrling hat mehrere Muster- bzw. Übungsplatten anzufertigen. An anderen Berufsschulstandorten wird weniger oder gar kein praktischer Unterricht angeboten. Deshalb ist es nicht verwunderlich, unterstreicht Brehm, dass Teilnehmer aus Berufsschulen mit praktischem Unterricht ähnlich wie in Bayern deutliche Vorteile haben.
Allerdings sei auch festzuhalten, dass die praktische Ausbildung nicht allein den Berufsschulen zugeordnet werden darf.
Der nächste Bundesleistungswettbewerb wird Anfang November 2012 bei Ardex in Witten stattfinden. Hoffentlich mit mehr Teilnehmern, hoffentlich auf höherem Niveau, wie Brehm abschließend anmerkte. "Dem Handwerkernachwuchs und der gesamten Branche wäre es zu wünschen, dass sich in der Ausbildung einiges bessert."
aus
Parkett Magazin 01/12
(Handwerk)