Parkett-Musterböden: Teil 4

Gestaltung

"Du siehst, wohin du siehst, nur Schiffsverband am Boden". So könnte der erste Vers eines Gedichtes des Barockdichters Andreas Gryphius heute variiert werden. Aber entgegen seiner Prognose "Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein" erfreuen wir uns seit Jahrhunderten an den prachtvollen Böden aus der Barockzeit. von Karl Remmert


Dieser zweite Vers trifft schon eher auf unsere Gegenwart zu: was Heimwerkerqualität hat wird von nachfolgenden Generationen wenig geachtet. Und seien wir einmal ehrlich, sind das gute alte Stabparkett und das aktuelle Zweischicht-Einstab-Parkett nicht zu schade für einen lieblosen wilden Verband? Mit geringfügigem Mehraufwand sind aus diesen Materialien ansprechende Böden gestaltbar.

Diese Serie möchte die alten Hasen daran erinnern, was sie in ihrer Ausbildung gelernt und in ihren Prüfungen unter Beweis gestellt, aber oft wieder vergessen haben: wir können Musterböden planen und verlegen. Diese Serie möchte den Jungen zeigen, wie Musterböden geplant und verlegt werden. Und schließlich möchte diese Serie dazu beitragen, dass mehr Betriebe als bisher Musterböden anbieten und Musterböden meisterhaft verlegen und zwar für den Betrieb zu auskömmlichen und für den Kunden zu erschwinglichen Preisen.

In den vergangenen vier Heften des ParkettMagazins ist die Planung und Verlegung verschiedener Musterböden an konkreten Beispielen besprochen worden. Überlegungen zur Gestaltung, die den verlegten Beispielen vorangingen, sind bewusst ausgespart worden, damit der Praktiker Gelegenheit hatte, unbelastet von Vorüberlegungen die Planung und Verlegung nachzuvollziehen. In diesem abschließenden Teil der Serie sollen nun Grundsätze der Gestaltung angesprochen und einige Tricks gezeigt werden, die das Gesamtbild des Parkettbodens positiv beeinflussen.

Ein schmaler, langer Raum kann mit einem quer verlaufenden Parkett optisch verkürzt und verbreitert werden. Einem Raum, der weder als Quadrat noch als Rechteck wahrgenommen wird, kann mit einer Längsverlegung eine entschiedene Richtung gegeben werden. So wirkt der fast quadratische Raum, in dem der Altdeutsche Verband mit den Reihen in Richtung Fenster verlegt wurde, deutlich längsgestreckt (vgl. Teil 2 dieser Serie in Heft 4/2011, Bild 8), währen die ebenfalls fast quadratische Fläche des Flechtbodens in Teil 3.1 dieser Serie (vgl. Heft 5/2011, Bild 12) auch als Quadrat wahrgenommen wird. Die Raumrichtung lässt sich mit der Verlegerichtung also unterstreichen oder neutralisieren, wenn nötig sogar in ihr Gegenteil verkehren.

Die verwendete Holzgröße hat einen Einfluss auf die Wirkung der Raumgröße. Kleine Stäbe vergrößern einen Raum optisch, während große Stäbe einen Raum optisch verkleinern. Bei dem parallel verlegten Flechtboden in Teil 3.1 dieser Serie sind Würfeleinlagen mit der Stabbreite der Flechtstäbe verlegt worden, was die Teilfläche des Raumes mit Parkett optisch vergrößert (vgl. Heft 5/2011, Bild 12, ebenso die Variante in den Bildern 13 und 14), während bei dem schräg verlegten Flechtboden in Teil 3.2 dieser Serie (vgl. Heft 6/2011, Bilder 13 und 14) Würfeleinlagen mit der doppelten Stabbreite der Flechtstäbe verlegt worden, was dem großen Doppelraum angemessener ist.

Wand- und Zwischenfriese gliedern eine Raumfläche. Wandfriese fassen einen Raum zusammen. Bei breiten Wandfriesen wirkt ein Raum optisch kleiner, bei schmalen Wandfriesen wirkt er größer. Die Farbe der Friese hat ebenfalls einen Einfluss: dunkle Friese verkleinern Räume, helle Friese wirken eher neutral. In dem in Teil 3.2 dieser Serie (vgl. Heft 6/2011, Bilder 13 und 14) verlegten Flechtboden ist ein Fries aus Eiche, der gleichen Holzart wie die Flechtstäbe, verwendet worden. Dadurch wird der Musterspiegel eingefasst, ohne eingeengt zu wirken (vgl. Heft 6/2011, Bilder 10, 13 und 14) Wenn nur wenige Zwischenfriese verwendet werden, wirkt ein Raum kleiner und kann schnell optisch in einzelne Schollen zerfallen. Bei Verwendung mehrerer Zwischenfriese wirkt ein Raum größer und flächiger. Bei der Verwendung von Zwischen- und Wandfriesen und der Betonung von Raummitten oder Raumecken muss vor allem auf die Größe und die Platzierung der Möblierung Rücksicht genommen werden. aufwendige Friese und Betonungen der Raumecke oder der Raummitte, die von einem Schrank, einem Sessel oder gar einem Teppich verdeckt werden, büßen ihre Wirkung weitgehend ein oder führen gar zu einer Raumstörung.

Vor einem Wandfries sollte der Musterspiegel umlaufend mit dem gleichen Rapport enden. Die dadurch entstehenden unterschiedlichen Breiten für den Wandfries können ohne Probleme und in der Regel optisch kaum wahrnehmbar im Fries aufgefangen werden.

Bei der Verwendung von Wandfriesen kann es manchmal sehr reizvoll sein, nur eine Raumseite, z.B. die Fensterwand, oder eine Raumecke mit einem Fries einzufassen und dann den Fries totlaufen zu lassen.

Das gilt besonders für Räume, deren Wände nicht rechtwinklig zueinander stehen. Wandfriese, die in diesen Fällen symmetrisch um den Raum herumgeführt sind, wirken oft verkrampft. Das selbe gilt auch für Friese, die jeder Mauervorlage oder Mauernische folgen. Hier ist es oft eleganter, den Fries mit genügend Abstand vor den Mauervorlagen durchlaufen zu lassen. Die unterschiedliche Friesbreite im Bereich der Wände, vor den Mauervorlagen und in den Nischen gleicht das Auge aus. Wer aufmerksam historische Parkettböden betrachtet, wird diese Regeln immer bestätigt finden. Die Friesbreite bei dem Flechtboden in Teil 3.2 dieser Serie variiert zwischen 22cm und 43cm, ohne dass der Gesamteindruck des Raumes beeinträchtigt wird (vgl. in Teil 3.2 dieser Serie, Heft 5/2011 den Verlegeplan und die Bilder 10, 13 und 14).

Auch Musterrapporte, die sklavisch eingehalten werden, können störend wirken, wenn z.B. Würfeleinlagen angeschnitten werden, oder Einbauten zu nahe kommen. In solchen Fällen ist es besser, den Gesamteindruck des Bodens, als den Ausschnitt des Musterrapportes zu beachten. Bei dem Flechtboden in Teil 3.1 dieser Serie und der Variante mit Fries (vgl. Heft 5/2011 die Bilder 12, 13 und 14 und die Abbildung oben) sind die Würfeleinlagen im Bereich des Blumentroges bzw. bei der Variante mit Fries die Würfeleinlagen im Bereich der Austrittstufe weggelassen worden, was dem Gesamteindruck des Bodens gut tut (vgl. Bilder 1+2).

Bei der Auswahl verschiedener Hölzer in einer Fläche sollte sowohl auf die Farben als auch auf die Textur der einzelnen Hölzer geachtet werden. Große Farbkontraste und große Unterschiede in der Textur, z.B. bei Ahorn und Wengé, haben eine ganz andere Wirkung als in Farbe und Textur nah beieinander liegende Hölzer, z.B. Esche und Robinie oder Ahorn und Kirsche. Die in den vergangenen Heften vorgestellten Flechtböden aus den Holzarten Eiche und Merbau haben einen schönen Kontrast, der den Parkettboden hervorhebt, ohne ihn den Raum dominieren zu lassen (vgl. Bilder 1, 2, 14).

Auf Parkettböden sind verschiedene Gestaltungsmittel anwendbar. Es sollte aber vermieden werden, zu viele davon in einer Fläche anzuwenden, weil sich sonst die Wirkungen der einzelnen Gestaltungselemente gegenseitig aufheben können. Beim Entwerfen von Parkettmustern sollte man immer den Designergrundsatz "weniger ist mehr" beherzigen.

In den vergangenen Heften ist die Planung und Verlegung von Fischgrätböden, Altdeutschem Verband und zwei verschiedenen Flechtböden besprochen worden. Dabei zeigte sich, dass in allen Fällen für die Verlegung ein Kopf und Herzen nützlich sind, mit denen zusammen eine Brücke zusammengesetzt wird, die an einem Schnurschlag verlegt werden kann. Die Brücke hat zu beiden Seiten eine treppenähnliche Kontur, in die weitere Fronten eingelegt werden können. Mit diesem Wissen lassen sich nun alle beliebigen Parkettmuster so analysieren, dass eine systematische Verlegung möglich wird. Bei der Analyse eines Musters, von dem man z.B. nur ein Foto oder eine Zeichnung hat, geht man umgekehrt vor wie bei der Verlegung: zuerst wird die Brücke ermittelt, danach die Herzen, dann der Kopf und als letztes der Schnurschlag. Dazu verwendet man ein Transparentpapier, das man auf eine Zeichnung des Musters legt. Für die Ermittlung der Brücke muss nun entlang der Stabgrenzen eine Treppe gefunden werden, in die weitere Fronten eingelegt werden können. Diese Treppe wird auf das Transparentpapier gezeichnet. Durch paralleles Einzeichnen einer zweiten Treppe so nah wie möglich an der ersten Treppe ergibt sich die Brücke. Die Brücke lässt sich dann in Herzen zerlegen. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, das Herz in mehrere Teile zu zerlegen, die sich dann leichter handhaben lassen. Durch Einzeichnen der Einzelstäbe der nächsten Front in die Treppe der Brücke kann die Federung der Stäbe ermittelt werden.

Der Schnurschlag ergibt sich durch Zeichnen einer Geraden innerhalb der Brücke, die die Herzen an mindestens zwei Punkten so berührt, dass die Herzen bei der Verlegung genau am Schnurschlag ausgerichtet werden können. Bei einigen Mustern ist es erforderlich, den Schnurschlag unter einem andern Winkel als 45° schräg in den Raum zu legen, damit das Muster parallel zu den Wänden verläuft.

Der Flechtboden in Teil 3.1 dieser Serie (vgl. Heft 5/2011) ist ohne Fries verlegt worden. Wäre statt des Musterüberstands ein Fries in gleicher Breite wie der Musterüberstand verwendet worden, hätte der Musterspiegel mit einem ganzen Rapport geendet. Dann hätten alle Würfeleinlagen am Musterspiegelrand halbiert bzw. in den Ecken geviertelt werden müssen. Deshalb kann es manchmal besser aussehen, wenn zu dem Musterrapport z.B. einige Stabdeckbreiten hinzugerechnet werden, um volle Würfel einlegen zu können oder um mit den eingelegten Würfeln einen Abstand vom Fries einzuhalten.

Holzfußböden müssen an die raumbegrenzenden Wände, an benachbarte Fußbodenbeläge oder sonstige Einbauten angeschlossen werden.

Fußleisten sollen den Abstand zwischen Holzfußboden und Wand abdecken, deshalb dürfen sie vor allem bei großen Räumen nicht zu dünn sein. Weiter sollen sie die Wand bei der Reinigung des Fußbodens vor Verschmutzung schützen, deshalb dürfen sie nicht zu schmal sein. Und schließlich sollen sie die Fußbodenfläche optisch einfassen und abschließen, deshalb müssen sie in ihren Proportionen zur Raumgröße und in ihrer Profilierung zu Fußboden, Türbekleidungen und Einrichtungsstil des Raumes passen. Die in den vergangenen Teilen dieser Serie besprochenen Musterböden liegen alle in einem grundsanierten Bauernwohnhaus, das vor dem 1. Weltkrieg erbaut wurde und von Größe und Ausstattung her über dem seinerzeit üblichen Standard lag. Dem sollte mit der Sanierung Rechnung getragen werden. So wurden in allen Wohnräumen Parkettmusterböden verlegt. Weil die Räume eine Raumhöhe von 2,80m haben, sind die Böden mit 90 mm hohen weißen Hamburger Leisten eingefasst worden. Bei solchen hohen profilierten Leisten ist es schwierig, saubere Außenecken herzustellen. Deshalb wurde für die Gehrungen die Faltmethode aus dem Möbelbau verwendet, die es ermöglicht, Außenecken rationell und sauber herzustellen. Bei der Faltmethode werden die angeschnittenen Gehrungen von außen mit Klebeband fixiert, an die Gehrungsflächen Leim angegeben, die Ecke in den vorgesehen Winkel gefaltet und mit Klebeband gehalten. Nach Abbinden des Leims wird das Klebeband entfernt und die Ecke zeigt eine saubere Gehrung, die sich bei der Montage nicht mehr verändert. Wenn man zu Beginn der Fußleistenmontage zunächst alle Außenecken zuschneidet und verleimt, ist diese Methode eher schneller als das Anpassen einzelner Teile. Auf jeden Fall ist das Ergebnis besser. Mit dieser Methode lassen sich auch Leisten, die auf einer Wand stumpf enden, so herstellen, dass vor Kopf der Leiste das Profil umläuft.

Wenn Fußleisten gedübelt werden sollen, biete sich der Einsatz einer Bohrhilfe an.

Wenn die Dübel noch vor der Grundierung und Spachtelung des Estrichs gesetzt werden, besteht keine Gefahr für den Parkettboden. Die Bohrlöcher für die Leisten werden mit einer Schablone angerissen, die so gebohrt ist (etwas höher als die Dübel über der Fußbodenoberkante sitzen), dass die Schrauben die Fußleiste dicht auf den Fußboden drücken.

Das Anpassen der Parkettfläche an Anschlagschienen oder Einbauten, an die dicht angearbeitet werden muss, lässt sich mit einer Anreißtechnik aus dem Bodenbelagsbereich genau durchführen. Das anzupassende Stück wird in einem bestimmten Abstand zur Wand auf das verlegte Parkett gelegt, der Abstand zu der Linie, bis zu der das anzupassende Stück vorgeschoben werden muss wird gemessen und mit dem gleichen Maß entlang der Kontur, an die angepasst werden soll, auf das anzupassende Stück übertragen. Dazu eignet sich besonders eine Wandschmiege, es geht aber auch mit einem Zollstock und Bleistift. Wenn es besonders genau werden soll, kann zunächst etwas länger geschnitten werden, um dann z.B. mit dem Korkstreifen, der zwischengelegt wird, genau anzureißen.
aus Parkett Magazin 01/12 (Handwerk)