Internetseiten unter der Lupe

Auch Gutes lässt sich noch verbessern

Auch Web-Agenturen kochen nur mit Wasser, wie es nachfolgende Beispiele zeigen. Wobei Lob und Kritik - wie stets im Leben - immer subjektiv sind. Sie müssen nicht von allen geteilt werden. Das Beste, man rufe sich die vorgestellten Homepages aus dem Netz auf und bilde sich ein eigenes Urteil.

Die Homepage http://www.boden-muenchen.de wurde vom Verfasser weniger wegen ihrer Optik oder technischen Raffinesse ausgewählt, sondern weil ihm der Firmenname so gut gefällt. BodenSchön. Zwei Worte, die eine positive Ausstrahlung besitzen. Besser und kürzer lässt sich kaum sagen, wofür man steht - eben für schönen Boden. So schafft schon der Firmenname Sympathie.

Zur Homepage selber. Der gesamte Bildschirm wird von einem Interieurbild mit einer Parkettfläche ausgefüllt. Klar ist das Interieur jedoch nur oben und seitlich erkennbar. Der große Mittelteil wird von einer blockförmigen grauen Fläche belegt, durch die hindurch das Interieur nur schemenhaft zu sehen ist. Es sieht aus wie eine graue transparente Folie, die über dem Bild liegt. Auf ihr sind die Text- und Bildelemente platziert. Dieses Gestaltungsmuster bleibt auch auf allen weiteren Seiten der Homepage gleich.

Eine interessante Idee, die aber ihre Tücken hat. Denn nicht nur das Interieur leidet in seiner Wirkung, weil eben schlecht erkennbar - auch die in Weiß gehaltene Schrift ist nur schlecht lesbar. Das fällt besonders nach einem Klick auf den Begriff "Philosophie" auf. Wer sich die Mühe macht, ihn zu lesen, findet ein durchaus Vertrauen weckendes Bekenntnis zur Produktfamilie Parkett und dem guten Service eines Fachbetriebes. Nur durchkämpfen muss sich der User halt. Der überzeugend formulierte Text hätte eine bessere Darstellung verdient.

Positiver sind die Bilder dargestellt, die in den Rubriken "Galerie" und "Holzarten" angeboten werden. Per Mausklick lassen sich die zunächst nur briefmarkengroßen Bilder so vergrößern, dass sie gut zu erkennen sind. Allerdings scheinen es größtenteils Amateuraufnahmen zu sein. Man sieht es meistens an der fehlenden Ausleuchtung. Auf der Seite "Kontakt" kann der User eine Mail senden, findet Telefon- und Fax-Nummer vor und kann sogar bei facebook abstimmen, ob ihm die Seite gefällt. Recht mutig.

Die Parkett-Oase mit Animation

Es heißt, man soll den Usern die Betrachtung einer Homepage so einfach wie möglich machen. Dies bedeutet unter anderem, dass die aufgerufene Seite auf einen Blick erkennbar ist, also ohne den Rollbalken bemühen zu müssen. Lieber einen Link mehr einbauen. Bei der Website der Parkett-Oase in Frankfurt/Main (http://www.parkett-oase.de/) muss man herunter scrollen, wenn alles gesehen werden soll, was die Seite bietet. Und zwar nicht nur auf der Eingangsseite, sondern auf sämtlichen Seiten der Homepage. Ob per Touchscreen oder mit der Maus ist das zwar kein Problem, ein kleiner Schönheitsfehler aber doch.

Dafür ist Bewegung im Spiel. Das Bild im oberen Teil der Eingangsseite verschwindet nach wenigen Sekunden und wird durch ein anderes ersetzt. Insgesamt fünf Bilder erscheinen nacheinander und sorgen so für Abwechslung. Eine Animation, wenn man so will, die dem Internet-Auftritt Dynamik verleiht. Websites dieser Art sind gelegentlich auch noch mit Musik unterlegt. Nicht in vorliegendem Fall.

Grafisch betrachtet ist der Seitenaufbau ruhig. Unter dem Bild befindet sich eine Leiste mit den Rubriken Home, Philosophie, Beratung, Produkte und Leistungen, Anfahrt, Kontakt und Impressum. Der Klick auf diese Begriffe öffnet Felder mit erfreulich kurzen Texten. Von "Produkte und Leistungen" aus geht es zu neun Begriffen und von diesen zu den entsprechenden Texten, die sich sämtlich mit den Handwerks- und Dienstleistungen des Betriebes beschäftigen. Produkte selbst zeigt man nicht. Wo da anfangen und wo aufhören, haben sich die Verantwortlichen wohl gesagt.

Auf eine sprachliche Unkorrektheit sei noch hingewiesen. An einer Stelle heißt es: "Unsere Produktpalette beinhaltet neben der klassischen Neuverlegung auch sorgfältige Sanierung". Etwas später wird erwähnt, dass man bei der Auswahl passender Wandfarben hilft und bei der Pflege des Bodens. Alles okay. Nur handelt es sich bei dieser Beschreibung um die Arbeits- und Dienstleistungs-, nicht um die Produktpalette.

Eine freie Fläche erhöht die Wirkung

Eine Website braucht unmittelbar keine Konkurrenz zu fürchten. Wenn der User sie aufgerufen hat, ist nur diese Seite zu sehen. Im Unterscheid zur Zeitungsanzeige, die meistens von anderen Anzeigen umgeben ist, die alle um die Gunst der Leser buhlen. Bei der Anzeige neigen die Gestalter dazu, den teuer eingekauften Anzeigenraum von links bis rechts und von oben bis unten auszufüllen. Bei der Homepage kann man es sich leisten, nur einen Teil der Fläche mit Text und Bild zu belegen. So wie es die Firma Manfred Preuß in Bonn macht (http://www.parkett-preuss.de).

Auf einem ruhigen Hell- in Dunkelgrau übergehenden Fond ist auf der Eingangsseite ein rechteckiger Text- und Bildteil platziert, der rund die Hälfte der Gesamtfläche ausmacht. Der Rest bleibt frei. Das erhöht die Wirkung. Die Web-Agentur freiart, Königswinter, die die Seite für Preuß entwickelte, benutzt für ihre eigene Homepage übrigens das gleiche Gestaltungsmuster.

Eine Leiste mit sechs Begriffen führt zu zahlreichen Nebenseiten. Die Vorstellung des Betriebs ist erfreulich kurz gehalten. Manche Firmen breiten hier eine längere Firmengeschichte aus, die kaum jemanden interessiert. Weniger positiv ist, was man sich auf der Seite "Aktuell" leistet. Hier sind noch Ausstellungstermine des laufenden Jahres zu finden, die längst überholt sind. Das gilt ebenso für weitere Meldungen auf dieser Seite. Es ist kein Einzelfall im Netz. Man vergisst einfach, terminlich abgelaufene Meldungen von der Homepage zu entfernen. Die Pflege der Internetseite ist jedoch mindestens so wichtig wie ihre Gestaltung. Eine solche Aufgabe sollte der Web-Agentur anvertraut werden, die die Seite entwickelt hat.

Die Rubrik "Ausstellung" führt zur einer Bildergalerie des Geschäftes. Und ein Klick auf Kollektionen öffnet ein Fenster mit 19 Produktkategorien, von denen sich jede öffnen und anschauen lässt. Bleiben noch zu erwähnen die Kategorien "Leistungen" mit zahlreichen Servicehinweisen und "Kontakt", wo es unter anderem um E-Mail-Kontakt geht. Etwas unglücklich ist hier der Begriff "Rückruf-Service" gewählt. Das erinnert an die Rückrufe der Industrie für Produkte, die nicht in Ordnung sind. Gemeint ist in diesem Fall jedoch, dass die Fachleute von Preuß den User zurückrufen, falls dieser Fragen hat. All diese kleinen kritischen Anmerkungen sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Gesamtauftritt dieser Bonner Firma im Netz durchaus sehen lassen kann. Gutes lässt sich allerdings immer noch verbessern.
aus Parkett Magazin 01/12 (Handel)