GfK Geo Marketing: Positive Entwicklung im europäischen Einzelhandel
Steigende Umsätze erwartet
Eine neue Studie von GfK Geo Marketing zur Entwicklung des europäischen Einzelhandels macht Hoffnung: Trotz immer noch nicht überall überwundener Krise geht es mit den Umsätzen insgesamt bergauf. Vor allem in Ländern außerhalb der Eurozone zeigt die Wachstumskurve deutlich nach oben.GfK Geo Marketing hat eine Studie zur Situation des Einzelhandels in Europa in 2012 veröffentlicht. Für alle 27 Mitgliedsstaaten der EU sowie 5 weitere europäische Länder inklusive Russland und der Türkei wurden Kaufkraft, Einzelhandelsumsatz, Anteile der Einzelhandelsausgaben an den Gesamtausgaben der Bevölkerung, eine Umsatzprognose für 2012, Inflationsraten sowie die Verkaufsflächenausstattung und -leistungen der europäischen Länder berechnet und ausgewertet. Vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise und den teils immer noch andauernden Finanzierungsengpässen ist die derzeitige Anschaffungsneigung in den einzelnen Nationen sehr unterschiedlich.
Trotz aller Widrigkeiten ist 2011 das verfügbare Einkommen der Privathaushalte in den EU 27-Ländern weiter gestiegen. Insgesamt hatten die Verbraucher im vergangenen Jahr etwa 8,5 Bio. EUR für Konsumausgaben zur Verfügung. Im Vergleich zu den von den europäischen Statistikern von Eurostat für 2010 nachträglich angehobenen Zahlen ergibt sich ein Plus an
Kaufkraft von 2,6%. Dabei weisen die Länder der Eurozone ein vergleichsweise niedriges Wachstum auf.
In den insgesamt 32 betrachteten europäischen Märkten stiegen die
Einzelhandelsumsätze auf rund 2,96 Bio. EUR an (+2,4%), in der EU 27-Zone waren es 2,3 Bio. EUR. Damit hat sich der positive Trend der Vorjahre in abgeschwächter Form fortgesetzt. Ausreißer nach unten waren Griechenland (-14,2%), Portugal (-6,9%) und Spanien (-2,0%). Angesichts derer teils prekären Lage verwundert die gebremste Konsumlaune der Bevölkerung nicht. Auch wenn diese sich 2012 noch nicht verbessern dürfte, geht die Studie von einem Anstieg der Einzelhandelsumsätze um nominal etwas 1,4% aus. In den großen Volkswirtschaften bzw. Einzelhandelsmärkte werden für Frankreich und Deutschland immerhin Umsatzzuwächse von ca. 1 bis 2% erwartet. Großbritannien liegt mit +2,7% noch deutlicher im Plus.
Der
Anteil der Einzelhandelsausgaben an den privaten Konsumausgaben nahm 2011 in der EU 27 erneut ab und lag statt bei 31,9% nur noch bei 31,3%. Für alle 32 Staaten liegt die Quote mit 33,6% etwas höher, aber auch hier zeigt sich eine rückläufige Tendenz. Die Gründe für den sinkenden Anteil sind dabei dieselben wie in den vergangenen Jahren: vor allem steigende Energiekosten und wirtschaftliche Unsicherheit.
Der Einzelhandel in den EU 27-Ländern erzielte im Jahr 2011 nominal einen Umsatzzuwachs von rd. 1,2%. Die durchschnittliche
Inflation lag allerdings bei rund 3% (2009: 1%, 2010: 2,1%), der Einzelhandelsumsatz also real gesunken ist. Daraus ergibt sich bei immer noch niedrigem Zinsniveau eine "schleichenden" Geldentwertung; eine Bewegung, die in der aktuellen Überschuldungskrise sicherlich nicht unerwünscht erscheine, meinen die Autoren der GfK-Studie. Sie erwarten 2012 eine Trendumkehr zu einer wiederum niedrigeren Inflationsrate; sie dürfte in fast allen Ländern - mit Ausnahme der Schweiz, der Tschechischen Republik und Ungarn - einige Prozentpunkte niedriger liegen als 2011.
Die
Verkaufsfläche pro Kopf ist in den 32 Ländern Europas 2011 gegenüber 2010 um etwa 1% gestiegen, mit sehr unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Ländern. In der Krise gestoppte Projekte wurden wieder aufgenommen oder Leerstände wiederbelebt. Außerdem ist die Gesamtbevölkerung der 32 Staaten im vergangenen Jahr um +0,5% gewachsen ist.
Die Steigerungsrate der Verkaufsfläche blieb jedenfalls 2011 hinter dem Umsatzwachstum von +2,4% zurück. Die schon in den letzten Jahren zu beobachtende abnehmende Dynamik bei den Flächenzuwachsraten hat sich fortgesetzt. Sie dürfte aber nach Einschätzung von GfK Geo Marketing in den nächsten Jahren wieder erheblich an Fahrt aufnehmen.
Manuel Jahn, Co-Autor der Studie, abschließend zu deren Ergebnissen: "Besonders in jenen Ländern, die weiterhin von harten Sparmaßnahmen betroffen sind, ist das Konsumklima angesichts der niedrigen Erwartungen der Konsumenten in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und für die persönliche Lohnentwicklung zurückgegangen, was zu rückläufigen Einzelhandelsumsätzen führt. Auf der anderen Seite vollzogen einzelne Länder wie die Baltischen Staaten im Jahr 2011 bereits einen erheblichen turn around; Russland ist gar auf dem Weg, die etablierten Top 3 - Frankreich, Deutschland und Großbritannien - zu überholen.
aus
BTH Heimtex 06/12
(Handel)