Shopping-Center: Deutschland hat Nachholbedarf
Mehr neue Flächen bis 2013
Leicht erreichbar, überdacht, klimatisiert, alle Produktgruppen verfügbar und für das leibliche Wohl ist auch gesorgt - kein Wunder, dass sich Shopping-Center in Deutschland großer Beliebtheit erfreuen. Allerdings müssen Konzept und Ausstattung stimmen, damit der Einkaufstempel nicht an Attraktivität verliert. Bedarf an neuen Flächen besteht jedenfalls und der wird in den kommenden Jahren auch erfüllt.In Deutschland werden Shopping-Center immer beliebter. Eine große Zahl an Geschäften an einem Ort, mit einem ausgewogenen Produktmix, zumeist verkehrsgünstig gelegen und natürlich überdacht und klimatisiert sowie teilweise mit einem ergänzenden gastronomischen Angebot - das lockt die Kundschaft auch aus der Ferne an. Während in den neuen Bundesländern unmittelbar nach der Wiedervereinigung ein regelrechter Center-Boom einsetzte, hat dieser in den alten Ländern erst Ende der 1990er eingesetzt. Das Institut für Gewerbezentren (IFG) hat im Januar 2011 einen Bestand von 644 derartiger Center mit einer Geschäftsfläche von mindestens 8.000 m recherchiert. Die Gesamtfläche inklusive Gastronomie und Freizeitangeboten lag bei rund 16Mio.m.
Im europäischen Vergleich besteht allerdings ein deutlicher Nachholbedarf. Die Immobilienberatungsgesellschaft Cushmann & Wakefield (C&W) ermittelte zum Stichtag 1. Januar 2012 für Deutschland ein Flächenangebot von 163,5 m je 1.000 Einwohner und damit eine Platzierung eher im unteren Mittelfeld Europas. "In der Schweiz liegt das Verhältnis mit 241,5 m etwa 50% höher, in Österreich ist es mit 322,7 m nahezu doppelt so hoch wie bei uns", erklärt dazu Inka Schwarz von C&W. "Der europäische Durchschnitt liegt bei 246,6 m."
Zurückzuführen ist die Situation in Deutschland auch auf die schwache Bautätigkeit der letzen Jahre. 2011 entstanden durch Neubauten und Erweiterungen lediglich 179.300 m neue Flächen; laut Cushmann & Wakefield der niedrigste Zuwachs seit 1989. Auch europaweit kamen weniger Flächen hinzu als zuvor erwartet: Von den insgesamt 34 untersuchten Ländern ging das Fertigstellungsvolumen in 19 zurück. Statt der prognostizierten 6,8Mio.m waren es schließlich nur 5,9Mio.m.
Aber Besserung ist zumindest für Deutschland in Sicht. Für 2012 und 2013 sind hier mit 466.000m deutlich mehr neue Flächen geplant als im vergangenen Jahr und auch als im Verhältnis zu den deutschsprachigen Nachbarn, heißt es bei C&W. Zwischen 2011 und 2015 rechnet man beim IFG mit bundesweit mindestens 80 neuen Shopping-Centern.
Allerdings dürfen die neuen Flächen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Teilen der Republik inzwischen ein Überangebot gibt bzw. dass ältere Center gegenüber Neubauten an Attraktivität verlieren. Sinkende Besucherzahlen, Schwierigkeiten bei der Vermietung und daraus resultierende Probleme in der Zusammenstellung eines attraktiven Mieter-Mixes seien die Folge, sagt das IFG. Dem gelte es mit Konzepten entgegenzuwirken, die auf das veränderte Konsumentenverhalten und aktuelle Einzelhandelstrends aufbauen. Und: Der Kunde muss im Center nicht nur die gewünschten Produkte finden, sondern sich auch wohl fühlen; das Umfeld muss stimmen.
Insgesamt betrachtet, verlagern sich die Shopping-Center derzeit übrigens von der grünen Wiese zurück in die Innenstädte. Der Anteil der dortigen Neubauten lag nach Angaben des IFG zwischen 1996 und 2000 nur bei 43,1%, zwischen 2006 und 2010 kletterte er auf 50,4%.
Betrachtet man die unterschiedlichen Center-Typen, liegen die klassischen Einkaufszentren mit mehr als 59% weit vorn, gefolgt von Fachmarktzentren (22%) und Einkaufsgalerien/-passagen (12%).
aus
BTH Heimtex 06/12
(Handel)