Internetseiten unter der Lupe
Web-Counter können mehr als nur Besucher zählen
Web-Counter heißen neudeutsch die Buttons, die auf manchen Internetseiten zu sehen sind und die Anzahl der Seitenaufrufe anzeigen. Deshalb werden sie auch Besucherzähler genannt. Wobei diese Bezeichnung ihren vielfältigen Funktionen nicht gerecht wird. Über Sinn und Nutzen gibt es geteilte Meinungen.Manche Web-Counter sind auffällig gestaltet, einige blinken, um sofort ins Auge zu fallen. Andere ordnen sich typografisch in einen Textblock ein und werden nur von denen erkannt, die den ganzen Text lesen. Allen gemeinsam ist die sich bei jedem Seitenaufruf verändernde Zahl.
Kürzlich sagte ein Parkettlegermeister: "Warum soll ich die Besucher meiner Website zählen? Ich zähle lieber das Geld, das ich am Abend in der Kasse habe". Natürlich hat er recht damit. Doch es ist auch wichtig, seine Kunden und Interessenten zu kennen. So kann man sich auf sie einstellen, kann sie so ansprechen, dass die Ansprache zum Erfolg führt. Was können die Web-Counter alles?
Die Statistik erfasst neben der Zahl der Besucher auch deren Verweildauer auf der Seite. Ferner ist auch die Einrichtung einer Zugriffs-Historie möglich, die Auskunft darüber gibt, wie viele Besucher am aktuellen und am vorigen Tag sowie in der letzten Woche oder im letzten Monat die Seite anklickten. Es kann auch festgestellt werden, wie viele User gleichzeitig auf der Seite waren, welche Bildschirmauflösung ihr PC besitzt, welche Suchmaschinen sie benutzten und vieles andere mehr.
Die Web-Counter lassen sich von Portalen darauf spezialisierter Web-Counter-Anbieter kostenlos herunter laden. Das heißt, sie laufen dann im Betrieb über deren Datenbank. Wie die Counter in eine bestehende Homepage eingebaut werden, wird im Netz gesagt. Für alle, die sich ihre Homepage von einer Agentur oder von einem Web-Designer entwickeln lassen, entfällt die eigene Arbeit. Die Profis machen das so, wie es der Betreiber wünscht.
Exzellente PräsentationDie Firma Fußboden Bauer wurde schon von der Heimtex, Schwesterzeitschrift des ParkettMagazins, für ihre vorbildliche Website als "Fachhändler des Jahres 2011" ausgezeichnet.
Die Seite verdient eine Würdigung auch im Rahmen dieser Serie. Vor einem anthrazitgrau/braunen Hintergrund treten sämtliche Bild- und Textelemente farbfrisch und kontrastreich hervor, zumal die Bilder professionell hergestellt wurden und in hoher Auflösung präsentiert werden.
Der Seitenaufbau folgt einem klar gegliederten Raster: Oben ein Bild als Hingucker. Links die Navigation, in der Mitte kurze Informationen in weißer Schrift. Hinzu kommen noch die Menüpunkte Tradition, Werte und Erfahrung am oberen Seitenrand. Rechts sind drei Bilder zu sehen.
Eins führt über den virtuellen Showroom zu einem sehenswerten Präsentationsvideo, ein anderes zu einem ausgewählten Referenzobjekt. Mit dabei ein noch in der Experimentierphase befindlicher Online-Shop.
Welche Punkte auch angeklickt werden, ob Holzböden, Restaurierung, Referenzen oder andere - stets bleibt der Seitenaufbau der gleiche. Das wirkt bei aller gebotenen Vielfalt ruhig und übersichtlich.
Übrigens: Einen Web-Counter sucht man auf der Internetpräsenz von Bauer vergebens. Der Gestalter der Homepage, Markus Stapf (siehe Kasten rechts), hat ihn aber eingebaut. Bauer und er kamen überein, ihn nicht sichtbar zu machen.
Bauer bekommt regelmäßig umfangreiche Statistiken über die Seitenaufrufe. Sie werden systematisch ausgewertet und in die Überlegungen zur optimalen Kundenansprache einbezogen.
Einfach, schlicht, übersichtlichViele Internetseiten des Handwerks sind überladen mit Textinformationen und Bildern. Ähnlich wie manche Anzeigen. Die Betreiber wollen die Fläche dazu nutzen, den Usern möglichst viel mitzuteilen. Etwas weniger kann hier oft mehr sein. Denn Informationsflut erschlägt die User und führt zum Weiterklicken auf andere Portale.
Insofern macht es Parkett-Häser, Dresden, auf seiner vor geschalteten website www.parkett-haeser.de durchaus richtig. Zu sehen ist der braune Firmenschriftzug, eine Zeile darunter die Produktpalette und wiederum darunter in einer Zeile die beiden Werbe- und Internetagenturen. Ansonsten nur weiße Fläche. In der Beschränkung zeigt sich der Meister. Ein Klick auf den Firmenschriftzug führt zur eigentlichen Startseite. Ein Hinweis darauf fehlt.
Die Startseite folgt dem Gestaltungsmuster der Vorschaltseite. Auf leerer Fläche ist oben mittig ein Gruppenbild mit dem Text "Seit 1928 in Dresden" zu sehen, wohl das Bild der Mitarbeiter. Man kann es nur ahnen. Links dann eine braune Leiste mit sieben Stichworten, über welche sich der User Leistungen, Referenzen und anderes anschauen kann. Auch auf diesen Seiten bleibt es beim festgelegten Gestaltungsraster. Ein ruhiger Internetauftritt. Für manchen vielleicht zu ruhig. Dies ist übrigens eine ältere Seite. Ein Web-Counter ist unsichtbar vorhanden.
Der Inhabername ist die BotschaftEs gibt Nachnamen, die eignen sich bestens für einen aussagefähigen Firmennamen. So der von Parkettleger Christoph Schöne im sächsischen Oschatz. Sein Firmenname ist Programm und Bekenntnis zum Produkt: Schönes Parkett, siehe http://www.schoenes-parkett.de/
Sein schönes Parkett will der Anbieter zeigen und hat oben rechts auf seiner Internetseite ein Interieurbild eingebaut, welches im Sekundentakt mit dem nächsten Interieur- bzw. Parkettdetailbild wechselt. 23 Bilder sind es insgesamt. Leider wird der eigene Anspruch, schönes Parkett zu zeigen, verfehlt. Weil die Bilder erstens zu klein sind, um Wirkung zu entfalten und zweitens qualitativ nur mittelmäßig. Von den selbst mit einer Amateurkamera gemachten Aufnahmen ist eben nicht mehr zu erwarten. Gut hingegen ein Bild des Inhabers am unteren Seitenrand. Das wirkt vertrauenswürdig.
Schöne besitzt einen Besucherzähler, welcher links auffällig platziert ist. Das heißt, man möchte dem User zeigen, wie oft die Seite schon aufgerufen wurde. Dabei stört es den Betreiber offensichtlich nicht, dass die Besucherzahl noch im dreistelligen Bereich ist. Andere starten ihren Internetauftritt mit einer vierstelligen Zahl, weil sie meinen, es mache keinen guten Eindruck, wenn zunächst wenige Seitenaufrufe angezeigt werden. Interessant ist: Wer auf die Idee kommt, den Web-Counter selbst anzuklicken, gelangt zur Seite des Web-Counter-Anbieters. So wirbt dieser auch für sich selbst.
Web-Counter - ja oder nein?
Markus Stapf, Geschäftsführer der Internetagentur MSIS-Hosting.de in Großenlüder (Hessen) über Zweck und Nutzen des Web-Counters in einer Homepage.
ParkettMagazin: Auf Homepages von Firmen auch dieser Branche sind gelegentlich Web-Counter zu sehen. Was halten Sie davon und was haben die Betreiber für einen Nutzen?Markus Stapf: Grundsätzlich ist der Web-Counter ein Instrument, mit dem der Seitenbetreiber etwas über die User erfährt, die seine Seite besuchen. So kann er Rückschlüsse ziehen und sie bei der Gestaltung seiner Homepage nutzen.
ParkettMagazin: Haben Sie ein konkretes Beispiel?Stapf: Mehrere. So lässt sich über den Web-Counter zum Beispiel die von den Usern verwendete Bildschirmauflösung feststellen. Sollte die Mehrzahl von ihnen die Bildauflösung 1024:768 besitzen, ist es bei der Programmierung der eigenen Homepage sinnvoll, eben diese Auflösung zu verwenden. Das garantiert den betreffenden Usern die optimale Ansicht von Bildern und Texten.
ParkettMagazin: Sie haben u.a. die Homepage der Firma Bauer, Motten, entwickelt. Dort ist kein Web-Counter zu sehen.Stapf: Er ist vorhanden, aber unsichtbar.
ParkettMagazin: Warum ist er für die User unsichtbar?Stapf: Ich habe das der Firma Bauer so geraten. Es bringt meines Erachtens nichts, den Usern zu zeigen, welch großes Interesse die Website hervorruft. Wichtiger ist für den HP-Betreiber, eine Statistik zu bekommen, aus der er viel über seine Interessenten erfährt. Diese Datensammlung kann anonym erfolgen, mit dem unsichtbaren Web-Counter also. Google, facebook etc. machen es nicht anders.
ParkettMagazin: Da Sie Google und facebook erwähnen - Was halten Sie von einer Verlinkung auf der Homepage des Parkettbetriebs?Stapf: Eine Verlinkung mit sozialen Netzwerken wie facebook und Twitter oder mit Google, die ja Millionen von Mitgliedern haben, kann zu einer Vielzahl von Kontakten führen. Die Einrichtung eines Kontos ist leicht zu bewerkstelligen. Weniger sinnvoll erscheint mir allerdings, den Usern die Möglichkeit zu geben, auf facebook etc. die Website zu beurteilen. Wer möchte das schon?
aus
Parkett Magazin 03/12
(Handel)