Ausbildung der Parkett- und Bodenleger in der Ukraine

Berufsschulstart mit deutscher Hilfe

Anfang März 2012 wurde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ein Berufsschulzweig für das bodenlegende Handwerk eröffnet. Welchen Stellenwert der neue Ausbildungsgang hat, zeigte die Anwesenheit von Vertretern aus dem nationalen Ausbildungsministerium und der deutschen Botschaft. Bisher konnten Fähigkeiten in diesem Handwerk nur begrenzt in Lehrgängen und durch praktische Erfahrung im Betrieb vermittelt werden. Jetzt wird den Auszubildenden in einem zweijährigen, kostenlosen Schulaufenthalt theoretischer und praktischer Unterricht geboten. Zusätzliche Praktika können die angehenden Parkett- und Bodenleger in der Ukraine auf staatlichen Baustellen absolvieren.

Große Unterstützung leistete die deutsche Industrie. Neue Estrich- und Parkettschleifer von Wolff, Werkzeuge und Material von Pallmann und Uzin, sogar Tischsägen von Festool stehen bereit. Zudem kann sich Schulleiterin Olga Sherbak über aktive Unterstützung des hier zuständigen Uzin-Team freuen. Boris Schulmann, Uzin-Exportleiter Osteuropa, Tetyana Cheganovska vom technischen Uzin-Support, Dr. Yuri Rudchenko, technischer Sachverständiger, und der deutsche Anwendungstechniker Frank Zaunsegel haben sich aktiv in die Planung und Umsetzung eingebracht. Stefan Neuberger, Geschäftsführer der Uzin-Tochter JP Coatings: "Wir brauchen in der Ukraine für unsere hochwertigen Produkte fähige Verarbeiter. Deshalb ist die Unterstützung der Berufsschule in unserem eigenen Interesse."

Die deutschen "Entwicklungshelfer" stellten bereits in Minsk, Weißrussland, ihre Kenntnisse zur Verfügung - allen voran Heinz Brehm, Bundes-Lehrlingswart des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik, sowie Josef Heller, 2010 in den Unruhestand gewechselter Studiendirektor der Berufsschule Neustadt-Aisch. Die Berufsschule in Minsk, etwa 550 km von Kiew entfernt, gilt mit derzeit 25 Auszubildenden als zeitgemäßes Vorbild. Im Dezember 2011 hat sie ihre Arbeit aufgenommen.

Ein Kooperationsvertrag zwischen den Berufsschulen Minsk und Kiew macht die länder-übergreifende Organisation nun perfekt. Das ist sinnvoll, denn die drei ukrainischen Berufsschullehrer haben die gleiche intensive Schulung bei Uzin in Deutschland durchlaufen wie ihre Kollegen aus Minsk.

Der neue Unterricht an der Makarenko-Berufsschule in Kiew beinhaltet neben den Parkett- und Bodenlegerarbeiten auch die Bereiche Estrich und Fliese. "Die Verantwortlichen haben Sorge, dass die Auszubildenden ohne diese Vielfalt später keinen Job bekommen. Mir ist das zwar zu viel auf einmal", meint Heinz Brehm, "aber das müssen die Ukrainer selbst herausfinden." Darüber hinaus zollt er den Akteuren "großen Respekt, dass sie in so kurzer Zeit einen Ausbildungsgang mit derart umfangreichen Aspekten geschaffen haben". Und Josef Heller gibt der Hoffnung Ausdruck, "dass sich die Schule in vielen Bereichen für Weiterentwicklung öffnet".

Ganz ohne Hindernisse war die deutsche Beteiligung am Aufbau des Ausbildungsganges nicht. Verschiedenste Formen von Korruption im Osteuropageschäft sind kein Geheimnis und so berichten Teilnehmer an dem Projekt von Schwierigkeiten und Materialverlust an der Grenze. Das mittelfristige Ziel von Sponsor Uzin Utz ist jedoch bedeutsamer.
aus Parkett Magazin 03/12 (Handwerk)