Holzterrassen fordern den Fachmann

Praxistipps zu Einbau und Pflege

Holzterrassen sind aktuell sehr beliebt. Sowohl bei Neubauten als auch bei Umbauten und Hausrenoierungen werden immer häufiger Terrassen aus Holz und Holzwerkstoffen geplant und eingesetzt. Entsprechend groß ist das Angebot aus dem Planer, Handwerker und Endverbraucher heute wählen können. Dabei kommen zunehmend Produkte für Holz-terrassen auf den Markt, die zum Teil eher als untauglich für den Außeneinsatz eingestuft werden müssen. Aber auch bei der Montage der Dielen können viele Mängel provoziert werden. Bernhard Lysser, Leiter ISP Technik und Mitglied der Schweizerischen Kammer technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperten, hat sich mit dieser Thematik umfassend auseinandergesetzt. von Bernhard Lysser

Wie bei allen neuen Produkten gibt es Verlege- und Handhabungsanleitungen der Hersteller. Das gilt auch für den Terrassenbereich.

-Wer aber liest derartige Hinweise und Montagerichtlinen vor dem Verarbeiten der Bauteile durch?
-Wer orientiert sich über die Eigenschaften der zu verlegenden Materialien, bevor er das Produkt anrührt?
-Wer erkundigt sich über die Anforderungen einer Unterkonstruktion vor dem Einbau?

Oft lautet die Antwort: "Keiner". Und genau dort beginnen in der Praxis die Fehler, die dann nicht selten zu Schadensfällen führen.

WPC-Dielen

Neue WPC-Produkte werden in großer Regelmäßigkeit und oft auch von neuen Anbietern auf den Markt gebracht. Wie etwa Dielen, die aus Reishülsen anstelle von Holzfasern hergestellt werden. WPC-Dielen erfordern bei der Montage immer ein Gefälle von mindestens 2 % in der Längsrichtung. So steht"s in allen Verlegeanleitungen. Leider wird das kaum je beachtet und eingehalten, was unweigerlich bei Dielen mit Hohlräumen während der Winterzeit zu Rissbildungen führt. Die Dielenkammern (Hohlräume) füllen sich nämlich mit Wasser, das gefrieren kann. Wasser dehnt sich dabei stark aus und sprengt die Kammern.

WPC-Produkte mit wenig Holz- oder Reishülsenanteil (unter 50%) und einem entsprechend hohen Kunststoffanteil (Bindemittel) neigen oftmals zu statischen Aufladungen im Sommer, also genau dann, wenn die Terrasse genutzt wird. Zu solchen Aufladungen kommt es in der sommerlichen Trockenwetterphase, die zu sehr tiefen Ausgleichsfeuchtigkeiten in allen hygroskopischen Materialien führt. Gleichzeitig herrschen in Innenräumen hohe Ausgleichsfeuchten. Beim Berühren von Metallgeländern oder anderen leitfähigen und mit dem Untergrund in Verbindung stehenden Materialien kommt es dann zu Entladungen, die der Mensch mehr oder weniger unangenehm zu spüren bekommt.

Massivholz-Dielen

Auch im Echtholzsortiment kommen verschiedene, auch neue Holzarten zum Einsatz. Anbieter von Holzterrassendielen nehmen vermehrt Abschied von Tropen-/Exotenhölzern und suchen nach Alternativen. Dazu werden verschiedenste "Neuheiten" angeboten wie zum Beispiel Stauseeholz. Darunter versteht man Dielen aus Stämmen, die viele Jahre auf dem Grund eines künstlich angelegten Stausees lagen. Oder Hölzer, die durch Acetylierungsverfahren sehr resistent gegen pflanzliche und tierische Schädlinge gemacht wurden.

Beide Holzarten vergrauen aber ohne Nachbehandlungen gleich wie "normale" Hölzer und verlieren ihre Ursprungsfarbe, z.B. beim Stauseeholz den anfänglich sehr schönen rot-braunen Ton. Die Rissanfälligkeit unterscheidet sich nicht von herkömmlichen Holzarten.

Weiterentwicklungen kommen aus dem Bereich Thermoholz, wo neben der bestens bewährten und geeigneten Esche öfter auch Weichhölzer wie Fichte und Lärche oder zusätzliche Harthölzer Verwendung finden. Ungünstig ist nach wie vor der Einsatz einer Buche im Außenbereich. Sie bricht nach kurzer Zeit auseinander.

Auch Bambus findet hier zunehmend Verwendung. Elemente aus gepressten Bambusfasern bieten mit großem Raumgewicht eine sehr hohe Festigkeit, die sich auf Schwind- und Quellverhalten günstig auswirkt. Bislang fehlen aber Erfahrungen zum Langzeitverhalten. Ausnahme: Bambusdielen können durch Witterungseinflüsse stark dunkelgrau bis fast schwarz werden.

Unterkonstruktionen

Viele Mängel ergeben sich aus mangelhaft eingebauten Unterkonstruktionen. Oft ist der Abstand der Unterlagen zu groß. Bei 60 - 70 cm Lattendistanz und einem kräftigen, lebhaften Tropenholz kann es zum Abscheren oder Ausreißen der Befestigungsschrauben kommen. Das führt dann zu sehr unregelmäßigen Fugen zwischen den Dielen.

Bei Dielen auf Umkehrdächern kann es bei mangelhafter Dachwasserabführung ebenfalls zu Schäden kommen. Vor allem dann, wenn unter der Lattenkonstruktion irgendwelche Vliese oder Gummigranulatmatten den Wasserabfluss und damit das Trocknen der Unterkonstruktionen be- oder verhindern. Das hat ständige und lange andauernde Auffeuchtungen der Terrassendielen von unten zur Folge. Die Oberseite trocknet dagegen unbehindert. Diese unterschiedlichen Feuchten führen zu extremen Verformungen / Schüsselungen. Deshalb ist als oberste Schicht über einem Umkehrdach bzw. unter der Holzterrassenkonstruktion, zwingend eine glatte Folie mit einem Gefälle von mind. 2 % auszulegen.

Empfehlung

Werden die Verlegeanleitungen der Systemlieferanten beachtet und eingehalten, sind Schäden weitgehend auszuschließen. Zur Sorgfaltspflicht eines jeden Holzterrassenmonteurs gehört es außerdem, den Auftraggeber vor Beginn der Arbeiten auf Unterhaltsarbeiten am neuen Outdoorbelag hinzuweisen. Wenn nämlich Reinigung und Pflege unterbleiben, vergraut jede Holzterrasse im bewitterten Bereich innerhalb kurzer Zeit, und entsprechende Verformungen, Rissbildungen sowie Aufrauhungen bleiben ebenso nicht aus.

Weitere Informationen können unter www.parkett-verband.ch im Bereich Merkblätter abgerufen werden. Zudem erteilt die ISP (Interessengemeinschaft der Schweiz. Parkett-Industrie) jederzeit und gerne technische Auskünfte per Telefon oder Mail unter isp@bluewin.ch oder Tel. 0041 33 438 06 40.
aus Parkett im Holzhandel 03/12 (Handwerk)