Kinderkollektionen

Für den Nachwuchs nur das Beste

Die Ausstattung von Kinderzimmern, Kindergärten und Schulen hat erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Entwicklung von Kindern. Die richtigen Farben sorgen für Entspannung oder kreative Anregung. Wohngesunde Produkte verhindern, dass es beim direkten Kontakt mit dem Boden oder wenn die Gardine in den Mund genommen wird zu Krankheiten kommt. Wer das weiß, kann gute Geschäfte machen, denn kein Wohnraum wird so häufig umgestaltet wie das Kinderzimmer.von Jochen Lange

Für die Kinder nur das Beste. Das gilt auch bei der Ausstattung von Kinderzimmern, Kindergärten und Schulen. Vor allem das eigene Zimmer sollen die Kinder als Wohlfühloase empfinden, schreibt Jessica Stuckstätte in ihrem Buch "Kinderzimmer gestalten, renovieren, einrichten". Die Innenarchitektin mit Arbeitsschwerpunkt Kindermöbeldesign stellt darin zahlreiche Ideen vor, mit denen Eltern zusammen mit ihren Kindern ein "originelles und gemütliches Reich" für die Kleinen schaffen können: Angefangen bei den Bodenbelägen und Teppichen geht es über die Wandgestaltung mit Tapeten und Farben hin zu Beleuchtung, Sicherheitsaspekten, Möbeln sowie Dekoration.

Im Mittelpunkt alle Einrichtungsaktivitäten stehen die speziellen Bedürfnisse der Kinder in Bezug auf Beschaffenheit, Funktionalität, Farbe und Formen der Ausstattung. Der Nachwuchs soll sein Zimmer nicht nur als Raum wahrnehmen, sondern als eigene kleine Welt, in der er sich wohl und behütet fühlt. Deswegen wird die Unterteilung in vier Bereiche empfohlen: den emotionalen (Kuschelecke), den geistigen (Lernecke), den sozialen (Spielecke) und den körperlichen Bereich (Umkleideecke). Hier sollen Bodenbeläge, Tapeten, Sonnenschutz und Dekostoffe einerseits Fantasie, Kreativität und Bewegung anregen - mit Farben wie Rot, Orange und Gelb oder lebhaften Mustern und Figuren. Andererseits sorgen kühle Töne wie Blau, Grün und Violett in Ruhe- und Schlafbereichen für Entspannung und Beruhigung. Farben, speziell an den Wänden, gelten unter Experten als das wichtigste Gestaltungselement im Kinderzimmer. Sie sorgen maßgeblich für die Raumatmosphäre, sagt Martina Lehmann, Farbdesignerin bei Caparol, im Interview (siehe unten).

Das beschreiben auch die Autoren von "Schulen und Kindertagstätten" aus dem Ernst & Sohn-Verlag. Die Publikation beschäftigt sich mit Baukonzepten für moderne Schule. Anhand von Objekten aus dem Bildungsbereich werden Themen wie energieeffizientes Bauen, Sicherheit, Fabrgestaltung/Innenausbau, Beleuchtung, Bodenbeläge und Raumakustik behandelt. In Bezug auf die Wirkung von Farbe auf den Menschen heißt es hier, dass ein Raum in Rot/Orangetönen als durchschnittlich 3 bis 4 C wärmer empfunden wird als der selbe in blauen und grünen Farben. Orange und Rot regen den Stoffwechsel des Betrachters an.

So kann mit Hilfe der Ausstattung ganz gezielt auf die unterschiedlichen körperlichen und psychischen Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden. Wird ein Kind älter, ändern sich zwangsläufig auch die Erfordernisse an die Einrichtung seines Zimmers. Sind im Babyalter dezente Farben sinnvoll, mögen Ältere kräftigere Farben und lebendige Muster und Dekore. Die sich wandelnden Bedürfnisse der Kinder eröffnen Industrie und Handel ein attraktives Geschäftsfeld: Gute Kinderzimmer ändern sich mit ihren Bewohnern. Sie werden deswegen häufiger als andere Räume renoviert und umgestaltet.

Aus diesem Grund sollte etwa der Bodenbelag im Kinderzimmer besonders sorgfältig ausgesucht werden. In keinem anderen Raum änderten sich die Anforderungen an ihn im Laufe Zeit so stark, schreibt Innenarchitekten Stuckstätte in ihrem Buch. Die Haptik ist gerade in den ersten Jahren wichtig, wenn das Kind viel direkten Körperkontakt zum Boden hat. Später muss der Bodenbelag seine Robustheit und einfache Pflege unter Beweis stellen. Dann gilt es, Buntstiften, Bauklötzen, größeren Spielzeugen und Stuhlrollen Stand zu halten.

Und nicht zu vergessen: Besonders in Kinderzimmern, Kindergärten und Grundschulen müssen Bodenbelägen, Tapeten, Farben, Heimtextilien und Sonnenschutz für Kinder gesundheitlich unbedenklich sind.


Interview mit Martina Lehmann, Farbdesignerin bei Caparol

"Kinder brauchen Gestaltungsräume für ihre Fantasie"

Damit die Einrichtung von Kindergärten und Schulen auch perfekt auf die Bedürfnisse der künftigen Tagesgäste zugeschnitten wird, hat Farbenhersteller Caparol die Collagenbücher Lernwelten/Farbwelten entwickelt. Sie zeigen mögliche Wand- und Bodenkombinationen von Caparol und Forbo Flooring. Martina Lehmann, Farbdesignerin bei Caparol, erläutert, worauf Planer achten müssen.

BTH Heimtex: Wie gehen Sie vor, wenn eine Farbkonzeption für einen Kindergarten angefordert wird?

Martina Lehmann: Wenn es um ein bestehendes Objekt geht, schaue ich mir die Räume an und spreche mit den Beteiligten wie Kindergartenleitung, Erzieherinnen, Architekten und Handwerkern. Wichtig ist es, alle einzubeziehen, die Rahmenbedingungen abzuklären, ein Gefühl für die Örtlichkeit und die Nutzer zu bekommen. Meistens gibt es Vorgaben wie Bodenbeläge oder Möbel. Die bilden dann die Basis für das Farbkonzept. Wenn es keine Vorgaben gibt, stelle ich die drei Collagenbücher Lernwelten/Farbwelten vor, um Farbrichtungen zu erläutern.

BTH Heimtex: Was wird in den Collagenbüchern gezeigt?

Lehmann: Jedes präsentiert eine eigene Farbwelt innerhalb eines bestimmten Farbspektrums speziell für Kindergärten, Schulen, Fach- und Hochschulen. Die Collagen zeigen mögliche Wand- und Bodenkombinationen von Caparol und Forbo Flooring, abgestimmt auf die Altersstufen der Nutzer und die unterschiedlichen Raumfunktionen und Verweilzeiten.

BTH Heimtex: Worauf müssen Planer bei der Gestaltung von Kindergärten besonders achten?

Lehmann: Gruppenräume, in denen sich Kinder lange aufhalten, sollten farblich deutlich dezenter gestaltet werden als Flure. Hier dürfen kräftige Farben eingesetzt werden, die diesem Bereich einen anderen Charakter verleihen. In den Gruppenräumen gilt es, eine ruhige, ausgeglichene Atmosphäre zu erzeugen, die Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Eine ruhige Farbstimmung ist auch deshalb sinnvoll, weil viele Spielsachen sehr farbig sind und die einströmenden Reize noch nicht gefiltert werden können. Eine Überreizung wäre die Folge. Willkürliche und plakative Buntheit ist unbedingt zu vermeiden. Aber auch die Materialauswahl ist entscheidend. Zu empfehlen sind natürliche Materialien, denn die Raumgestaltung sollte ein Erfahrungsfeld für die Sinne sein. Diese - vor allem das Auge - wollen wandern und immer wieder etwas Neues entdecken. Putzige Wanddekorationen mit stereotypen Teddybären und ähnlichem können das nicht leisten. Kinder brauchen Gestaltungsräume für ihre eigene Fantasie.

BTH Heimtex: Welche Farbgebungen sind ideal für Kinder?

Lehmann: Es heißt oft, Kinder würden es doch bunt und knallig mögen. Dass sie spontan nach bunten Gegenständen greifen, bedeutet aber nicht, dass sich diese Vorliebe für kräftige Farben auch auf Räume übertragen lässt. Der Raum ist nur Hülle, er sollte für das kreative Spiel der Kinder offen bleiben. Die Kleinen erleben äußere Reize wie Farben viel intensiver als Erwachsene. Das erfordert Sensibilität bei der Gestaltung. Helle, zarte Pastelltöne mit einzelnen, sparsam dosierten Farbakzenten sind daher ratsam für Räume, in denen sich Kinder aufhalten.

BTH Heimtex: Gerade für kleine Kinder kommt auch dem Bodenbelag eine wichtige Rolle zu. Zu welchem Material raten Sie?

Lehmann: Sehr häufig sind Linoleumbeläge gewünscht. Manchmal sind es auch Kautschuk- oder Korkböden. Parkett wird leider aus Kostengründen seltener eingesetzt. Farblich empfiehlt sich ein Boden, der dunkler ist als die Wände und einen Kontrast zur Möblierung bildet. Der Boden ist eine große Fläche, auf der die Kinder häufig spielen und der ihre Bewegung beeinflusst. Sehr helle oder gar weiße Böden sind zu vermeiden, denn sie bieten keine Trittsicherheit. Auch von sehr intensiven Bodenfarben ist abzuraten, sie sind zu dominant. Farben mit Naturbezug sind meistens die beste Wahl.

BTH Heimtex: Wie gehen Sie mit Unstimmigkeiten im Beratungsgespräch um?

Lehrmann: Gespräche über die Farbgebung werden schnell sehr emotional. Deshalb ist es wichtig, den Verantwortlichen klar zu machen, dass es nicht um das private Wohnzimmer geht. Es gilt, sich die Lage und Sichtweise der Kinder zu versetzen und seine eigenen Farbvorlieben hinten an zu stellen. Wird der Fokus auf das Gebäude, die Kinder und die unterschiedlichen Nutzungsbereiche gelegt, kommt man ganz sachlich zu einer schlüssigen Farbauswahl. Ist die Farbe für den Boden definiert, sind die Wandfarben meist schnell ausgesucht. Wenn die Argumentation nachvollziehbar ist, gibt es normalerweise keine Schwierigkeiten. Ich versuche immer deutlich zu machen, dass sich die Farbgestaltung wie ein roter Faden durch ein Haus ziehen sollte, um der Kita ein geschlossenes, prägendes Gesamterscheinungsbild zu verleihen.
aus BTH Heimtex 07/12 (Handel)