Designbeläge
Der Kunde wird zum Gestalter
Unser Extra für Sie: FussbodenTechnik bietet hier ein umfassendes Spezial mit einem ausführlichen aktuellen Überblick über PVC-Designbeläge. Es ist inzwischen das dritte Spezial. Denn keine Belagsart hat in den vergangenen Jahren ein so starkes Mengenwachstum hingelegt, wie die Designbeläge. Verdoppelung des Marktanteils in Deutschland zwischen 2010 und 2012 von geschätzten 5 bis 6 Mio. m
2 auf 10 bis 12 Mio. m
2, Umsatzsprünge je nach Nutzschichtstärke von 24 bis 38 %, momentan das vielleicht beste Image aller Belagsarten in der Branche - Diese drei Aussagen charakterisieren den Wachstumsmarkt Designbeläge.
Seit einigen Jahren kennen die Absatz- und Umsatzzahlen der auch als LVT (Luxury Vinyl Tiles) bezeichneten heterogenen PVC-Beläge nur eine Richtung: steil nach oben. Zum Vergleich: Der Absatz elastischer Beläge insgesamt ist im vergangenen Jahr in Deutschland "nur" um 6,5 % gewachsen.
Trendbelag mit TraditionWieso sind Designbeläge so erfolgreich? Das liegt einerseits sicherlich an der geschickt gewählten Bezeichnung. Designbelag klingt überhaupt nicht nach PVC und schon gar nicht nach Weichmachern, um die immer wieder eine Diskussion hinsichtlich möglicher Gesundheitsgefahren aufflammt. Wobei: Debolon und Upofloor verzichten mittlerweile komplett auf Weichmacher aus der zum Teil als gefährlich eingestuften Gruppe der Phthalate. In dieser Richtung ist die Industrie also nicht untätig.
Außerdem gibt der Begriff Designbelag jedem Verkäufer in Handel und Handwerk das entscheidende Argument an die Hand, was den Erfolg der Beläge im Kern begründet: anspruchsvolle, individuelle und beinahe unerschöpfliche Gestaltungsmöglichkeiten auf Böden im Objekt oder - je nach Produktvariante - in jedem Raum in den privaten vier Wänden. Project Floors bringt das in seinen Seminaren auf den Punkt: "Designbeläge: Die Chance, anders zu verkaufen. Den Kunden zum Gestalter machen".
Das beschreibt den Kern und den Ursprung der Belagsgattung, die es bereits seit 50 Jahren gibt. Allerdings gelang der Sprung von England zum Festland erst in den 1990er-Jahren. Pioniere wie Amtico haben Designbeläge als eine Art Baukasten für den Bodenleger verstanden. Die Kollektionen beinhalteten facettenreiche, natürliche Oberflächen mit Holz und Stein perfekt imitierenden Designs sowie Fantasiedekoren in unterschiedlichen Planken- und Fliesenformaten. Hinzu kamen Intarsien, Bordüren, Schlüsselsteine und individuell angefertigte Logos und Schriftzüge.
Heute sind diese Eigenschaften von der Industrie soweit perfektioniert worden, dass die Beläge aufgrund ihrer vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten nicht nur in vielen Objektsegmenten zuhause sind. Die Möglichkeit, gleiche Dekore in unterschiedlichen Nutzschichtstärken - ob 0,3, 0,55 oder 0,7 mm - oder einen Design-Mix bei gleicher Nutzschichtstärke im selben Objekt zu verlegen, ist ein kaum zu überbietender Vorteil der LVT gegenüber anderen Belägen.
Auf dem Weg in deutsche WohnungenBranchenkenner gehen immer stärker davon aus, dass Designbeläge mittelfristig dem Laminat den Rang ablaufen werden - vor allem im Wohnbereich. Den Sprung aus den Privatwohnungen ins Objekt hat der Laminatboden nie wirklich geschafft; den umgekehrten Weg - vom Objekt in den Wohnsektor - haben die LVT-Anbieter jetzt eingeschlagen. Erste Erfolge machen ihnen weiter Mut: Immer mehr Raumausstatter und Fachhändler räumen Designbelägen Platz in ihren Ausstellungen ein - zu Lasten von Laminatböden.
Obwohl mit ähnlichen technischen Produktions- und Drucktechnologien ausgestattet, setzen Laminathersteller zu 80 bis 90 % auf die Reproduktion von Holzoptiken - von denen wiederum gefühlt 80% Eiche imitieren. Die Designbelagsanbieter trauen sich hier schon mehr: Von den Dekoren in diesem Heft imitieren zwar 64% Hölzer. Steinoptiken (26%) und vor allem kreativen Fantasiedekoren (7%) - beispielsweise mit 3D-Effekt oder Verfremdungen - räumen die Unternehmen aber verhältnismäßig viel Platz ein. Der Rest sind Leder- und Metallnachahmungen sowie einfarbige Böden.
Außerdem punkten Designbeläge mit vielfältigen Formaten, die in Breite und Länge vom Mainstream abweichen - auch jenseits vom rechten Winkel wie beispielsweise Armstrongs Serie Designcut.
Preise bleiben vorerst obenVielen Unkenrufen zum Trotz gibt es bei den Designbelägen vorerst keinen ruinösen Preisverfall, wie ihn Laminat erlebt hat. Im Vergleich zum letzten Designbelagsspezial von FussbodenTechnik vor einem Jahr sind die Preise bei einigen Anbietern sogar gestiegen, in der Regel um 3 bis 4 %. Auch die enge Abstufung der Nutzschichtstärken und damit der Preisklassen scheint die Beläge bisher vor der Preisspirale nach unten zu schützen. Allerdings spürt der eine oder andere Vertriebs- oder Verkaufsleiter Marktveränderungen aufgrund des gestiegenen LVT-Angebots und berichtet, dass man immer öfter vom empfohlenen VK-Preis abrücken muss.
Es wird sich zeigen, wie lange das vorhält. Kam vor ein paar Jahren die Mehrheit der Qualitäten aus Fernost, errichten immer mehr europäische Anbieter eigene Produktionslinien auf dem Kontinent beziehungsweise bauen sie aus. Zukünftig werden weniger Produkte aus Asien kommen. Selbst Unilin, bisher nicht einmal als Importeur von LVT in Erscheinung getreten, will ein Werk im belgischen Wielsbeke bauen.
Außerdem hat sich im Vergleich zur Spezial-Veröffentlichung vor einem Jahr die Anzahl der Kollektionen zum Klicken 2012 fast verdoppelt, von 46 auf über 80. Das mag nicht repräsentativ sein. Die Zahlen zeigen aber, dass sich eine nicht unerhebliche Anzahl der Anbieter auf den Weg in Richtung Fachmärkte, Discounter und Baumärkte macht.
Neben den vielen Gestaltungsmöglichkeiten, die Designbeläge bieten, sind ihre Gebrauchseigenschaften (siehe Kasten auf S.26) die zweite Säule des Markterfolgs: Sie sind aufgrund des weitgehend dichten und porenlosen Nutzschichtmaterials PVC und der darauf befindlichen Polyurethan-Oberflächenvergütung strapazierfähig, reinigungs- und pflegeleicht, leise beim Begehen, fußwarm und elastisch. Über 90% der im tabellarischen Teil aufgeführten Beläge sind mit 0,3 (35%), 0,55 (44 %) oder 0,7 mm (12 %) PVC-Nutzschicht ausgestattet. Je nach Stärke sind die einzelnen Eigenschaften unterschiedlich stark ausgeprägt. Zudem eignen sie sich im klassischen Aufbau ohne Träger aufgrund der geringen Gesamtdicke von in der Regel 2 bis 2,5 mm ideal für Renovierung und Sanierung durch Verkleben.
Verlegewerkstoffe: Nass, trocken oder aufgerolltAuch wenn es immer mehr LVT zum Klicken gibt. Die große Mehrheit der Kollektionen sind Profiprodukte für den Fachhandwerker zur vollflächigen Verklebung. Wer an diesen dauerhaft Freude haben möchte, muss sich für die passenden Verlegewerkstoffe entscheiden. Es gibt drei Verlegeverfahren, die sich bewährt haben: die Nassverklebung, die Trockenverklebung und die Verklebung mit Rollkleber.
Nach überwiegender Meinung sind die Nassbett-Klebstoffe in vielen Fällen die bevorzugte Variante. Sie sind unter Designbelägen universell einsetzbar, außerdem sicher in der Anwendung und bei der Belagsnutzung. Zu den Nassbett-Klebstoffen zählen auch Haftklebstoffe. Das Haftklebeverfahren ist allerdings mit einem erheblichen Risiko für Resteindrücke und Maßänderungen verbunden. Dieses Verfahren entspricht daher heute nicht mehr den Anforderungen.
Reine Nassbett-Klebstoffe hingegen ziehen im System mit geeigneten Spachtelmassen sehr schnell an. Sie können innerhalb der ersten Stunde bereits mehr als 50 % ihrer Endfestigkeit erreichen. Das unterstützt die hohe Sicherheit und ein optimales Verlegeergebnis.
Bei Spezialanforderungen kann der Trockenklebstoff seine Vorteile ausspielen. Für ihn sprechen schnelle Verarbeitung und sofortige Belastbarkeit, Verlegung auf Altbelag, keine Baustellenbeeinträchtigung sowie rückstandsfreies Entfernen nach der Nutzung.
Auch der Rollkleber hat sich in den vergangenen Jahren Marktanteile sichern können. Sein großer Vorteil: Der Verleger kann ihn bequem im Stehen auf die grundierte Fläche aufbringen. Da bei dieser Methode nur 80g/m
2 aufgetragen werden, ist die Bezeichnung Rollfixierung eigentlich korrekter. Sie kommt für einfache Anforderungen und nur für maßstabile Beläge in Frage.
Eines haben alle drei Verlegearten gemeinsam: Eine normgerechte Untergrundprüfung und Untergrundvorbereitung ist Grundvoraussetzung für eine Designbelagsverlegung. Die Vorgaben der DIN 18365 sind zwingend einzuhalten, insbesondere hinsichtlich Trockenheit, Ebenheit und Festigkeit des Untergrundes. Die Mehrheit der Belagshersteller empfiehlt das Spachteln der zu verlegenden Fläche - mindestens 2, besser 3 mm dick. Die Spachtelmasse sollte vorzugsweise gerakelt und entlüftet werden, damit die Oberfläche absolut planeben wird. Jegliche Unebenheiten des Untergrundes könnten sich ansonsten später an der Belagsoberfläche abzeichnen.
Profile und Leisten: Dekorgleich zum perfekten Abschluss und ÜbergangZum ersten Mal ist auch das Angebot der Hersteller von Leisten und Profilen Teil des Designbelags-Extras, denn auch sie profitieren vom LVT-Boom. Viele Hersteller haben reagiert und investieren in neue Digitaldrucktechnologie. Mit deren Hilfe und teilweise in Kooperation mit den Belagsanbietern fertigen sie ihre Profile und Leisten dekorgleich zu den Böden und auch kundenindividuell in kleinen Losgrößen. Damit sind ein perfekter Wandabschluss sowie Übergang zwischen Räumen und unterschiedlichen Belagsarten und Einbauhöhen garantiert.
Wohin geht der Trend?
zu längeren und breiteren Formaten
zu abstrakten, postmodernen Dessins
zu optisch und haptisch immer naturgetreueren Holz- und Steinimitationen in allen Farbgebungen
zu Fantasiedekoren, die auf natürlichen Optiken aufbauen und verfremdet werden
zu dünneren Nutzschichten (Schwerpunkt 0,55mm und 0,3mm)
zu Kollektionen mit Klicksystem, auch wenn die Mehrheit der Anbieter weiterhin auf Beläge zum Verkleben setzt
Designbeläge - Vorteile
Dekorvielfalt (Holz, Stein, Metall, Fantasie u.a.)
Formatvielfalt (Planken, Fliesen, Sonderformen, Intarsien, Bordüren und Schlüsselsteine)
gleiche Dekore in unterschiedlichen Nutzschicht-Stärken
unterschiedliche Dekore mit gleicher Nutzschicht-Stärke und Aufbauhöhe
geringer Pflege- und Reinigungsaufwand: Ersteinpflege bei entsprechender technischer Ausstattung obsolet
Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit (in Abhängigkeit von Einsatzbereich und Nutzschicht-Stärke)
günstigere Trittschalleigenschaften als Laminatböden und andere Hartbeläge
Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit
niedrige Einbauhöhe, ideal für Sanierung
einfaches Austauschen beschädigter Elemente
fußwarm
elastisch
Designbeläge - Grenzen
Designbeläge ohne HDF-Träger sind bei großer Wärme bzw. Kälte nicht völlig dimensionsstabil.
Verklebte Designbeläge erfordern absolut ebene Untergründe.
Designbeläge auf HDF-Träger sind weniger feuchteresistent.
PVC kommt als Produkt der Chlorchemie aufgrund der enthaltenen Weichmacher immer wieder in die Kritik.
aus
FussbodenTechnik 04/12
(Bodenbeläge)