Nadelvlies wird vielseitiger

Kratzbürstig, aber allseits geschätzt

Die Zeiten sind vorbei, in denen Nadelvlies ein graues und langweiliges Image hatte. Hersteller und Anbieter, die auf dem mengenmäßig relativ stabilen, bis zu 28 Mio. m großen deutschen Markt agieren, hauchen dem robusten Belag Leben ein. Ob im Objekt oder im Wohnbereich - hochwertiger Nadelvlies aus Polyamid kommt heute mit einem breiten Farbspektrum, Zusatzausrüstungen und Extras wie Intarsien oder Metallapplikationen daher.

Nach starken Verlusten bis zum Jahr 2010 hat sich die Absatzmenge von Nadelvlies in Deutschland stabilisiert auf geschätzte 28Mio.m in 2011.*) Zu den 10Mio.m im Wohnbereich und den 13Mio.m, die im Objekt abgesetzt wurden, kamen noch ca. 5Mio.m des so genannten Nadelvlies-Rips, der häufig im Messebau eingesetzt wird.

Im Wohnbereich findet sich Nadelvlies vor allem als Outdoor-Belag ("textiler Rasen") für Balkone und Terrassen sowie für Bereiche, die wenig genutzt werden wie Kellerräume oder als Übergangslösung. Mehr als 60% der Gesamtmenge wird über Bau- und Fachmärkte vertrieben, rund ein Fünftel via Fachhandel und Handwerk.

Im Objektbereich werden Nadelvliesbeläge heute vor allem in Büros, öffentlichen Gebäuden, Schulen, Universitäten, im Messebau sowie in speziellen Bereichen des Ladenbaus wie etwa in Technikmärkten (Media-Markt, Saturn u.a.) eingesetzt. Hier gehört der Belag momentan zu den Gewinnern. 2011 gab es ein sattes Plus von 13% auf 13Mio.m. Auch für das laufende Jahr geht die Studie des SN-Verlags abermals von einem ordentlichen Zuwachs in Höhe von 7,5% auf dann 14Mio.m aus. Frühere Mengen - 2007 wurden im Objekt noch 16Mio.m absetzt - werden Branchenkennern zufolge aber wohl nicht wieder erreicht; stattdessen werde sich das jetzige Niveau stabilisieren.

In Objekten sind die Vertriebswege andere als im Wohnbereich: Hier bringen Objekteure rund die Hälfte (45%) in den Markt. Fachhandel und Handwerk sind für ein Drittel verantwortlich.

Angesichts der Stagnation im Gesamtmarkt berichtet die Industrie von Mengenverschiebungen zwischen den einzelnen Wettbewerbern. "Diese basieren zum einen auf einem kontinuierlichen Wandel im Produktmix hin zu hochwertigen Qualitäten", schätzt Kai Schippmann ein, Marketingleiter bei Hersteller Findeisen. Andererseits befänden sich manche Anbieter derzeit in einer schwierigen strukturellen oder wirtschaftlichen Situation. Er gehe deswegen davon aus, dass sich der Verdrängungswettbewerbs auch in Zukunft auf den Nadelvliesmarkt auswirken werde.

Im Zuge der gestiegenen Nachfrage nach hochwertigeren Nadelvlies-Qualitäten aus Polyamiden - anstelle von Polypropylen-Ware - registrieren die Hersteller höhere Anforderungen an den Belag seitens der Kunden. "Nadelvlies ist nicht mehr ein nur kratziger, langweilig grauer Bodenbelag", hebt Stefan Pöpper, Vertriebsleiter Bodenbelag und Fashion/Marketing bei der Filzfabrik Fulda hervor. In dem Produkt stecke heute viel technisches Know-how. Bauherren würden mittlerweile nicht nur die funktionalen Eigenschaften wie Strapazierfähigkeit, Langlebigkeit, gutes Anschmutzverhalten, Stuhlrolleneignung, Tritt- und Raumschalldämmung sowie Staubbindung schätzen.

Weil Firmen wie die Filzfabrik Fulda, Findeisen oder auch Armstrong DLW ihre Nadelvlies-Kollektionen mit immer mehr Farbstellungen, Dessinierungen sowie Gestaltungselementen anbieten, müssen Bauherren, Architekten und Planer auch im Hinblick auf Design und Gestaltungsmöglichkeiten immer weniger Abstriche machen. Qualitäts-Nadelvlies, der mit dem Blauen Engel zertifiziert ist, kann im Zusammenspiel mit seiner Langlebigkeit zudem in Sachen Nachhaltigkeit punkten, weil nachhaltiges Bauen nach DGNB und LEED im Objektbereich einen immer höheren Stellenwert einnimmt.

*) Quelle: Studie des SN-Verlags "Der Bodenbelagsmarkt Deutschland/Österreich/Schweiz bis 2013. Absatz und Distributionswege"
aus BTH Heimtex 09/12 (Bodenbeläge)