Pro Massivparkett: Interview mit Dieter Karl Bonn und Frank Pielot
"Trend zu edlem und hochwertigem Wohnraum hält an"
Die Wertschöpfungskette wird beim Massivparkett von der Industrie hin zum Handwerk verlagert. "Und damit steht eine Renaissance der gut ausgebildeten Fachbetriebe bevor", prognostiziert Dieter Karl Bonn, Vertriebs- und Marketingleiter bei Asuso/Almarit. ParkettMagazin wollte die Thematik vertiefen. Im folgenden Interview machen Bonn und Frank Pielot, Obermeister der Innung Parkett und Fußbodentechnik in Hamburg, deutlich, dass es gute Gründe gibt, massiven Böden gegenüber mehrschichtigen Konstruktionen den Vorzug zu geben.
ParkettMagazin: Warum propagieren Sie Massivholzböden?
Dieter Karl Bonn: Uns liegt Massivparkett am Herzen. Wir hatten eigentlich vor, eine Initiative pro Massivparkett zu starten und damit diese individuelle Art von Holzfußböden verstärkt zu vermarkten. Geplant waren dazu Veranstaltungen, bei denen Massivparkett in den Mittelpunkt gestellt werden sollte. Leider gab es seitens der Massivparketthersteller nur wenig Interesse, sodass wir dieses Projekt nicht gestartet haben.
PM: Welche Bedeutung haben massive Böden für Ihr Unternehmen, Herr Pielot?
Frank Pielot: Massiv ist stark im Kommen, bei mir ist es sogar 50 : 50 im Segment Dielen. Im Stabbereich verarbeiten wir zu 70% zweischichtige Böden und zu 30% massive Ausführungen. Grund: Einige Hersteller geben sich sehr viel Mühe mit fertigen Oberflächen bei Massivparkett. Der Preis ist in solchen Fällen oft fast identisch mit Mehrschichtparkett, teilweise ist dabei mehrschichtiges Fertigparkett sogar teurer als Massivparkett bei gleichen Abmessungen. Im Objektbereich sind Hochkantlamellen und der Zweischichtstab sehr stark vertreten.
Der Trend geht dahin, dass die Formate immer breiter werden. Bei einem Vorzeigeobjekt in Hamburg liegen die Breiten beispielsweise zwischen 280 und 350 mm.
PM: Was verarbeiten Sie außer Eiche?
Pielot: Eiche läuft weiter ohne Ende, auch Bambus geht gut, ebenso Nussbaum und Kirsche. Das ist es dann im Wesentlichen.
PM: Gibt es eigentlich Vorteile bei der Nachhaltigkeit für Massivholzboden?
Pielot: Die reinen Holzverbrauchsmengen sprechen nur für massiv, weil Mehrschichtparkett schneller durch ist und nicht so aufgearbeitet werden kann. Alle 10 bis 15 Jahre werden die Böden in der Regel geschliffen. In Hamburg beispielsweise wurde ein Test gefahren mit Parkett in Aufzügen. Es stellte sich heraus: Die langlebigste und kostengünstigste Variante ist Massivparkett.
PM: Müssten Hersteller und Verarbeiter nicht ein Interesse an kurzen Lebenszyklen von Parkett haben?
Pielot: Wenn ich einem Kunden kurzlebiges Material anbiete, laufe ich Gefahr, dass Parkett gegen irgendeinen anderen Belag verliert. Ein massives Parkett ändert man aber nicht so einfach.
PM: Welche Vorteile bietet Massivparkett?
Bonn: Die Menschen wollen etwas Besonderes, etwas mit Charme. Das erhalten sie mit Massivparkett, denn jeder Massivparkettboden ist ein Unikat. Eine breite Palette von Holz- und Verlegearten sowie Möglichkeiten zur Farbgestaltung durch Kolorieren sind im Gegensatz zu industriell fertig behandelten Oberflächen möglich. Eine wirklich individuelle Farbgestaltung ist nur beim Massivparkett realisierbar. Massivholz lässt sich ölen, wachsen, lackieren und natürlich auch einfärben mit Lack- und Ölsystemen.
PM: Was ist an der handwerklich bearbeiteten Oberfläche besser als an der industriell hergestellten?
Bonn: Die Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit von handwerklich bearbeiteten Oberflächen ist besser. Bei der manuellen Oberflächenveredelung wird mehr Material Lack bzw. Öl aufgetragen als bei einer werkseitigen industriellen Applikation.
Pielot: Unsere handwerklich bearbeiteten Flächen halten deutlich länger als die industriell hergestellten Flächen. Wir müssen für das Handwerk nämlich anders gewährleisten, vier Jahre nach VOB, fünf Jahre nach BGB. Bei bloßem Verkauf eines Industrieproduktes reichen zwei Jahre Gewährleistung.
Bonn: Optische Beeinträchtigungen sind früher sichtbar bei Industrieprodukten. Das wird besonders schnell sichtbar auf den Laufwegen.
PM: Wie gut lässt sich Parkettholz angleichen, wenn Türen und Wände aus dem gleichen Material sind?
Bonn: Angeboten werden Kolorierungsmittel, Pigmentmassen oder Farböle, die sich auch untereinander mischen lassen. Damit ist eine optimale Möglichkeit zur Anpassung gegeben.
Pielot: Da bin ich anderer Meinung. Wir bekommen es nie hin, dass sich das gleiche Bild ergibt, wenn das Parkettholz nicht durchgängig eingesetzt wird, also gleich auch für Treppen etc.
PM: Welche Faktoren spielen denn nun die entscheidende Rolle bei der Wahl zwischen handwerklich oder industriell bearbeiteten Oberflächen?
Pielot: Ein perfekter Farbton wäre vor Ort nicht so einfach herstellbar. Da wäre mehrschichtiges Fertigparkett zu empfehlen. Auch die Bauhöhe spielt eine Rolle, Fugenbildung und Langlebigkeit. Ich lasse meinen Kunden da freie Wahl.
PM: Welche Pflegemittel empfehlen Sie?
Bonn: Die Zukunft liegt bei den wasserbasierten Wischpflegemitteln. Dem Parkettbodennutzer bieten wir wasserbasierte Dispersionspflegemittel für die Erst- und Unterhaltspflege sowie wasserbasierte Unterhalts- und Grundreiniger an. Grundreinigungs- und Einpflegemaßnahmen sollten immer von einem Fachbetrieb durchgeführt werden. Die Pflege- und Reinigungsmittel der CTA-Mitglieder sind untereinander geprüft und gegenseitig kompatibel.
PM: Ist Parkettqualität vom konstruktiven Aufbau abhängig?
Pielot: Man muss dem Kunden die Vor- und Nachteile fair gegenüber stellen und kann nicht sagen, das eine ist gut, das andere schlecht. Selbst dünne Deckschichten lassen sich renovieren, wenn man fachgerecht, also behutsam damit umgeht. Das individuelle Massivparkett ist aber gerade für ein Klientel gut, das nicht so viel Geld zur Verfügung hat. Schleifen und farbig ölen kostet bei einem bereits vorhandenen Massivparkett im Endpreis 30 EUR, viel weniger als bei einem nicht mehr renovierbaren Mehrschichtparkett. Das alte Mehrschichtparkett rauszureißen und durch ein neues Mehrschichtparkett zu ersetzen, würde einen Endpreis von etwa 80 bis 90 EUR pro m ergeben, also inklusive Material, Handwerksleistung und Vorarbeiten. Hinzu kommt noch eine andere Komponente: Es gibt Kunden, die sagen, sie haben bei Mehrschichtparkett ein schlechtes Gefühl. Sie haben Angst vor Emissionen und fehlender Wertigkeit.
PM: Ist Massivparkett eigentlich stabiler als Mehrschichtparkett?
Pielot: Die Rückbildung bei Wasserschäden ist bei Massivparkett wesentlich besser. Und es ist besser renovierbar als Mehrschichtparkett. Massivparkett hat viele Vorteile: Langlebigkeit, das Gefühl von hoher Wertigkeit, Deckschichtablösungen kann es nicht geben und Kanten sind eher geschützt. Dagegen hat jedes fertige Mehrschichtparkett offene Kanten. Das ist riskant. Bei der Renovierung von mehrschichtigen Parkettstäben muss gut gekittet werden, um mögliche Seitenverleimung bei nachträglicher Versiegelung zu minimieren.
PM: Wie hoch schätzen Sie den Anteil ein von Schäden durch Deckschichtablösungen bei Mehrschichtparkett?
Pielot: Wir haben sehr viele Schadensfälle, aber von der Menge des verlegten Mehrschichtparketts sind es vermutlich höchstens 2 % der Flächen. Durch die Schäden erleben wir aber einen Imagewandel: Es wird einen Turnaround geben hin zum Massivparkett und weg vom Mehrschichtparkett, weil uns jetzt die Deckschichten vermehrt um die Ohren fliegen, hauptsächlich nach meiner Erfahrung aber von Produkten aus dem Ausland.
PM: Wie sieht es mit dem Kleben aus? Zu Massivdielen gibt es doch gegensätzliche Meinungen. Welchen Klebstoff verwenden Sie, hartelastisch, weichelastisch oder hart?
Pielot: Beim Kleber geht man individuell vor. Bei Mosaikparkett ist Dispersionskleber gut geeignet. Das setzt gut saugenden Untergrund voraus, also sollte zusätzlich gespachtelt werden. Viele kleben aber auch direkt auf Altklebstoffe. Das ist zwar nicht fachgerecht, wird aber gemacht.
Bonn: Die Auswahl des geeigneten Klebers ist von vielen Kriterien abhängig. Man muss nach Parkettart, Holzart und Untergrund unterscheiden.
Pielot: Heute will man mit SMP einen Kleber für alles bieten. Bei Massivdielen brauchen wir Kleber, die schnell anziehen. Die meisten Massivdielen sind nämlich nicht perfekt gerade. Das gilt auch für den Untergrund: So gut kann keiner spachteln, dass es keine minimalen Unebenheiten gibt. Deshalb müssen alle Parkettböden bei vollflächiger Klebung anschließend beschwert werden.
PM: Sie behaupten, mit massiven Böden könne man neuesten Trends folgen. Mit Fertigparkett nicht?
Pielot: Fertigparkett wird wegen geringer Nutzschicht und damit verbundener Angst vor Durchschliff bei erforderlicher Sanierung meist nach 15 Jahren, manchmal erst nach 20 Jahren renoviert. Wenn man da neuen Farbtrends in entsprechend kurzen Zeitintervallen folgen will, wird es schwierig. Massivparkett hingegen lässt sich jederzeit schleifen und nach Wunsch bearbeiten.
Dieter Karl Bonn (CTA): Die Individualität eines Massivholzfußbodens
"Es besteht ein Trend zur Urbanisierung mit edlem und hochwertigem Wohnraum. Die wichtigsten deutschen Ballungsgebiete werden in den nächsten Jahren weiter wachsen. Kompromissloses Wohnambiente gewinnt immer mehr an Bedeutung und die Kunden werden anspruchsvoller", zeigt sich Dieter Karl Bonn überzeugt. Hier der gekürzte und redaktionell überarbeitete Beitrag des Vertriebs- und Marketingleiters von Asuso/Almarit.
Kombinationen aus Sichtbeton, Spachtelflächen, Stein, Stahl, Glas und anderen modernen Materialien in Verbindung mit Holz setzen völlig neue Trends in Gegenwart und Zukunft. Massivholzböden im Einklang mit anderen baulichen Elementen setzen Akzente. Ästhetik und Optik finden zu einer einzigartigen Gemeinsamkeit. Massivholzböden werden zu Hauptgestaltungselementen von Räumen und verändern das Ambiente maßgebend. Ein Naturholzboden schafft eine natürliche Ausstrahlung und trägt auch zur Verbesserung des Raumklimas bei.
Massives Holz immer beliebterEine Veränderung der räumlichen Wirkung kann durch abgestimmte Holzarten, Holzfarbtöne und Holzdimensionen erzeugt werden. Als Material bietet Holz eine optimale Kompatibilität und trägt zu einer harmonischen Gesamtgestaltung bei. Eine Vielfalt an Holzarten, Verlegearten und Verlegemustern im Massivbodenbereich erlauben es dem Fachhandwerker, auch auf individuelle Wünsche seiner Kunden eingehen zu können.
Die vielfältigen Möglichkeiten von unterschiedlichen Oberflächenveredelungen wie Lack, Öl, Ölwachs und Kolorierungen (Einfärbung) tragen ebenfalls zum Besonderen bei. Der Fachhandwerker kann seine Kunden trendabhängig und -unabhängig mit einem Massivholzboden bedienen.
Wohnqualität durch gutes HandwerkEin handwerklich hergestellter Massivholzboden ist wertbeständig, hat Charme und Charakter. Jeder handwerklich verlegte Massivholzboden ist ein Unikat.
Die Verlegung eines solchen Bodens erfordert vom Handwerker entsprechende Fachkenntnis gepaart mit fachlichem Können, im Gegensatz zu industriell vorgefertigter Ware. Die Wertschöpfungskette wird beim Massivparkett von der Industrie hin zum Handwerk verlagert. Da der Massivholzfußboden als Naturprodukt an Bedeutung wesentlich gewinnt, ist eine Renaissance der gut ausgebildeten Fachbetriebe zu erwarten.
aus
Parkett Magazin 04/12
(Bodenbeläge)