Bambus gegen Holz
"Bambus ist das Holz des 21. Jahhunderts - Soll das ein Scherz sein?"
Eigentlich sollte die Holzbranche in der Außendarstellung an einem Strang ziehen. Aber Holz ist nicht gleich Holz und Bambus ist ein Gras. Daher belebt Konkurrenz nicht nur das Geschäft, sondern giftet sich auch an. Zum Beispiel, wenn es um die ökologischen Vorteile von Rohstoffen geht. Für Bambus spricht, wie schnell es nachwachsen kann, dass es sehr nachhaltig ist und viel CO2 aus der Luft aufnimmt. Holz wächst weitaus langsamer, nimmt aber auch CO2 auf, ist dauerhaft und bildet im Wald die biologische Basis. Also werfen Holzbefürworter dem Bambus vor, in unnatürlichen Monokulturen gepflanzt zu werden, wo früher vielleicht wertvoller Regenwald stand. Die Plantagen müssten mit Wasser und Dünger versorgt werden, heißt es, und die Verarbeitung zu einem Endprodukt wie Fußboden benötige eine Menge Energie, was mehr Ausstoß von CO2 bedeute.
Für Bambus spricht trotzdem einiges. Für Furore in der Öffentlichkeit und der Verbraucherpresse reichen wenige Argumente. Das asiatische Gras hat eine faszinierende Wirkung. Etwas exotisch Geheimnisvolles umweht dieses biegsame und doch feste Material.
Bei Schöner Wohnen liest man: "Bambusmöbel sind eine äußerst ökologische Alternative zu Holz. Der Rohstoff wächst extrem schnell nach, produziert viel Sauerstoff und bindet Kohlendioxid. Bambus kann außerdem die Bodenerosion in Tropenländern stoppen. Kein einziger Baum wird abgeholzt. So hilft jeder, der sich für Bambusmöbel entscheidet, den Druck auf die Wälder zu mindern." Und das Magazin Living at home schreibt: "Besonders als Fußbodenbelag ist Bambus kaum zu schlagen. Bambusparkett ist 27% härter als Parkett aus Nordischer Roteiche. Ob Geschmack, ökologische Haltung oder Qualitätsbewusstsein beim Kauf regieren - es spricht viel für den Tausendsassa Bambus."
Stimmen solche Pauschalurteile? Nein, sagt Rupert Oliver, Umweltberater des Verbandes der amerikanischen Laubholzexporteure (AHEC): "Schnelles Wachstum gibt keine Garantie, dass ein Bambus-Endprodukt mehr CO2 enthält als im Herstellungsprozess verbraucht wurde. Man kann Bambus und Holz nicht gegeneinander aufrechnen. Einige Bambusprodukte fördern sicher den CO2-Haushalt und werden auch umwelt- und sozialverträglich angebaut. In anderen Fällen wiederum ist nachhaltige Holz- und Forstwirtschaft die bessere Option. Eine ehrliche Bewertung kann nur erfolgen, wenn man jedes einzelne Endprodukt über seinen gesamten Lebenszyklus betrachtet.'
aus
Parkett Magazin 05/12
(Nachhaltigkeit)