Umfrage zum Digitaldruck

Laminathersteller "voll im Thema"

Um einen ersten Eindruck zu gewinnen, wie Hersteller von Holzfußböden mit dem Digitaldruck umgehen, wurden zehn repräsentative Unternehmen befragt: Amorim Deutschland (Korkböden), Boen Parkett Deutschland, Classen (Laminat), Drüsedau + Müller (Parkett), Egger (Laminat), Hamberger Flooring (Parkett/Laminat), Jaso (Parkett), Meisterwerke Schulte (Laminat/Parkett), Parador (Laminat/Parkett) Unilin Flooring (Laminat/Parkett). von Ralf Eisermann

Kernfragen waren unter anderem:
- Wo setzen Sie schon heute Digitaldruck für Ihre Fußbodenoberflächen ein?
- Wer "designed" Ihren Digitaldruck?
- Wie verhalten sich die Kosten des Digitaldrucks im Vergleich zu konventionellem Druck?
- Sehen Sie einen optischen Unterschied zwischen Originalmaterial (Holz) und Digitaldruckausführung?
- Kann der Digitaldruck Holz oder andere Fußbodenmaterialien (Fliesen oder Stein) verdrängen?
- Wo sehen Sie die Vorteile beim Digitaldruck?
- Gibt es Nachteile?

Um die Vertraulichkeit zu wahren, fassen wir die Stimmungstrends aus den Antworten zusammen. Von einer Einzelauswertung wurde auch deshalb abgesehen, weil lediglich Tendenzen erkennbar sein sollten. Erstaunlich war, dass Classen und Hamberger grundsätzlich keine Stellungnahme zum Thema abgeben möchten. Dies gilt auch für Parador, obwohl das Unternehmen schon seit Jahren im Laminatbereich als Digitaldrucker bekannt ist. Bei Classen und Hamberger ist davon auszugehen, dass beide Firmen an entsprechenden Projekten arbeiten. Anders macht es wenig Sinn, nicht an der Befragung teilzunehmen.

Zu unserer großen Überraschung haben die reinen Parketthersteller zum Digitaldruck noch keine Meinung bzw. befassen sich noch nicht einmal damit, und zwar ausnahmslos. Alle anderen Hersteller vertreten eine klare Position, was - wie schon häufig in der Vergangenheit - die Innovationsfreude und Innovationskraft der Kork- und Laminatbodenindustrie unter Beweis stellt. Es ist somit davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren die stärksten Impulse aus dieser Richtung zu erwarten sind.

Beim Kernthema Oberflächenbeschaffenheit lässt sich noch kein eindeutiger Trend zu Lack oder Melamin ermitteln. Dazu waren die eingegangenen Antworten zu ausgeglichen. Bei der Designgestaltung bevorzugt man überall eine Mischung aus externen und hauseigenen Lösungen zur Entwicklung digitaler Motive. Bezüglich der Kosten sind die Antworten sehr eindeutig, denn der Digitaldruck wird als eine sehr teure Technologie angesehen. Das erstaunt, da entsprechende Maschinenbauer von Kostengleichheit gegenüber dem heutigen klassischen Dekordruck sprechen.

Zum Marktanteil der noch jungen Technologie konnte niemand genaue Angaben machen. Allerdings sind sich alle Hersteller einig, dass in fünf Jahren ein Marktanteil von mindestens 10 bis 20% erreicht wird. In zehn Jahren könnten es 50 % sein, schätzt ein Unternehmen. Die ästhetische Qualität wird kontrovers beurteilt. Einige sehen schon jetzt keinen optischen Unterschied mehr zum Originalmaterial Holz. Dies lässt natürlich auf interessante
Designs für die Zukunft hoffen. Erkennbar ist dadurch aber auch, wie viel Hoffnung die Industrie auf diese Entwicklung setzt, um ein authentisches Aussehen zu realisieren.

Was die Verdrängung von Holzfußböden etc. durch Digitaldruckimitate betrifft, erwarten fast alle, dass echtes Holz seinen Marktanteil eher halten wird. Es wird also eine klare Trennungslinie zwischen echtem Material und gutem Imitat gezogen. Das ist interessant, denn wenn wir einen Blick in die Bekleidungsindustrie werfen - die ja eine vergleichbare Entwicklung hatte mit Naturfaser vs. Kunstfaser - dann haben wir dort heute eine totale Durchmischung beider Materialien, wobei die Kunstfaser enormen Marktanteil errungen hat und somit eine Verdrängung der reinen Naturfaserbekleidung erfolgte.

Bemerkenswert ist, wo die wesentlichen Vor- und Nachteile im digitalen Druck gesehen werden. Übereinstimmend wird festgestellt, dass Ästhetik und Flexibilität die größten Vorteile dieser Technik sind. Einigkeit auch bei den Nachteilen: Genannt werden ausschließlich die hohen Kosten. Um dem entgegenzuwirken, sind also die Entwickler gefordert.

Nichtsdestotrotz ist von allen Laminatherstellern eine allgemeine Bereitschaft bekundet worden, weiter in diese Technik zu investieren, auch um ganz andere Materialien zu bedrucken. Abschließend bleibt somit aus dem Rückfluss der Befragung festzustellen: das Potenzial des Digitaldrucks ist von den großen Industrieunternehmen - im Kern alle Laminathersteller - bereits voll erkannt und man arbeitet kräftig an diesem Thema. Es bleibt daher spannend.

Die reinen Parketthersteller haben das Thema noch nicht als Chance erkannt und beobachten eher, als dass sie agieren. Niemand erwartet für Parkett einen rückläufigen Marktanteil. Dies erklärt vielleicht, warum die einschlägige Industrie auf diesen Zug noch nicht aufgesprungen ist.
aus Parkett Magazin 05/12 (Bodenbeläge)