Interview mit Sönke Stoltenberg, Parkettlegermeister und Sachverständiger
"Maßhaltige Großdielen müssen dick genug sein
Großformatige Dielen kommen immer mehr in Mode. Breiten von 300 mm oder mehr sind keine Seltenheit und bei der Länge ist mit 5 m das Maximum noch nicht erreicht. ParkettMagazin wollte wissen, was bei der Verlegung der XXL-Varianten zu beachten ist. Sönke Stoltenberg, Parkett-Sachverständiger aus Kiel und Geschäftsführer von Stoltenberg & Arnold, einem Meisterbetrieb für Parkett und Fußbodentechnik in der Fördestadt, nahm zu dem Themenkomplex in dem nachfolgenden Interview Stellung.
Stoltenberg & Arnold gehört zu den elf ersten parkettverlegenden Betrieben in Deutschland, die vom TÜV Rheinland als "Fachbetrieb für Fußbodentechnik" zertifiziert wurden und damit einen besonderen Qualitätsstandard nachweisen. Im Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik ist Sönke Stoltenberg Vorstandsmitglied und Obmann für den Bereich Sachverständigenwesen.
ParkettMagazin: Gibt es eine Definition, ab welchen Längen und Breiten von "Großdielen" gesprochen wird?
Sönke Stoltenberg: "Großdielen" ist kein genormter Begriff. Es werden hier üblicherweise alle möglichen Namen wie Schlossdiele, Burgdiele, Landhausdiele, Gutsböden und anderes mehr geprägt. Die Fantasie der Werbebranche kennt da kein Grenzen. Nach DIN EN 13990 für Nadelholz-Fußbodendielen zum Beispiel werden Deckbreiten bis 181 mm bei 9 % Holzfeuchte aufgeführt, das bei Dicken bis 34 mm. Alles andere kann vereinbart werden.
PM: Wie schätzen Sie den Marktanteil großformatiger Dielen ein?
Stoltenberg: Mir liegen keine statistischen Werte in Bezug auf die Absatzzahlen des gesamten deutschen Marktes unter dem Begriff "Großdielen" vor. Fakt ist jedoch, dass die Nachfrage nach breiteren und längeren Elementen steigt, wie sich für unser Unternehmen nachweisen lässt.
PM: Wo sehen Sie die Grenzen der Abmessungen massiver bzw. mehrschichtiger Dielen?
Stoltenberg: Ausschlaggebend ist bei massiven Dielen vor allem das Verhältnis Breite zu Dicke. Je dünner die Diele also ist, desto höher ist die Gefahr der Verformung. Grundsätzlich sollte das Verhältnis von Breite/Dicke kleiner als 6:1 - 7:1 sein. Aber auch die Festigkeit des Holzes muss berücksichtigt werden. Bei einem sehr festem Holz kann das Verhältnis auch 9:1 oder 10:1 betragen; bei sehr instabilem Material sollte es 4:1 sein.
PM: Wo sehen Sie technische Grenzen großer Formate?
Stoltenberg: Das ist grundsätzlich immer - mit Ausnahme bei der Massivdiele - eine Frage des Aufbaus. Nach meiner Auffassung sollten bei den Breitenabmessungen die natürlichen Eigenschaften des Materials immer Berücksichtigung finden. Kommen Riftschnitte (massiv) zur Anwendung, bei denen die Zuwachszonen möglichst rechtwinklig (aufrecht) zur Brettbreite liegen, auch "Einschnitt mit stehenden Jahresringen" genannt, lässt sich das Stehvermögen des Holzes verbessern und das Verziehen von Holzquerschnitten vermeiden. Das ist allerdings grundsätzlich auch eine wirtschaftliche Frage.
PM: Müssen bei Großdielen Mindestdicken eingehalten werden?
Stoltenberg: Das ergibt sich schon aus der vorstehenden Abhandlung. Der Aufbau von Mehrschichtparkettelementen verhält sich analog zu gutem Sperrholz. Ich meine, dass wir uns einig sind, wenn sogenannte Großdielen, Schlossdielen etc. mehrschichtig produziert werden, dann sollten die Nutzschicht und der Gegenzug gleich dick sein und nicht nur aus holztechnologischer Sicht jeweils mindestens 5 mm aufweisen. Wie anders wollen Sie ansonsten die "Wertigkeit" eines solchen Produktes verkaufen? Das geht doch ganz augenscheinlich nicht, wenn man solche Produkte unter Umständen in Nutzschichtdicken mit billigen Baumarktprodukten vergleichen kann. Der Verkauf dieser Produkte geht doch über Emotionen.
PM: Welche Dicken sind üblich für Großdielen?
Stoltenberg: So vielschichtig wie das Angebot dieser Produkte ist der jeweilige Aufbau, hinter dem in der Regel immer auch eine entsprechende Firmenphilosphie steht. Es gibt keine Allgemeingültigkeit für diesen Ansatz, um das richtige Produkt zu beschreiben außer: Es muss sich in der Realität unter hartem Einsatz bewähren. Ansonsten wäre es ein für den vorgesehenen Einsatz schlecht gewähltes Produkt.
PM: Massiv oder mehrschichtig, was meinen Sie?
Stoltenberg: Wir sind in unserem Unternehmen Verfechter von Massivdielen. Tatsächlich muss man jedoch sagen, dass es darauf ankommt, wie sorgfältig und ausgewogen das Produkt hergestellt ist. Wenn alle Parameter stimmen, dann sind mehrschichtige Elemente nicht unbedingt schlechter als das Original, allerdings bei aufwändiger und hochwertiger Produktion auch nicht billiger. Um die Emotionen aber noch einmal zu berühren: Eine massive Diele macht eben auch den massiven Unterschied.
PM: Sind bei der Auswahl von Schnittholz für großformatige Dielen besondere Kritierien zu beachten, um Verwerfungen zu verhindern?
Stoltenberg: Es versteht sich doch wohl von selbst, dass bei hochwertigen Produkten keine "Abfallhölzer" verwendet werden dürfen. Die technischen Eigenschaften und Schnittrichtungen des eingesetzten Materials sind selbstverständlich zu berücksichtigen.
PM: Was ist bei der schwimmenden Verlegung von Großdielen zu beachten?
Stoltenberg: Schwimmen können Sie bei uns in Schleswig-Holstein in der Ostsee oder - wenn das Wasser da ist - in der Nordsee. Ein hochwertiges Produkt sollte auch entsprechend wertig eingebaut, nämlich auf Estrich oder ähnlich verklebt werden. Bei Massivdielen alternativ auf eine Holzunterkonstruktion selbstverständlich auch geschraubt. Das unterscheidet doch den Hobbybastler vom Fachmann.
PM: Müssen besondere Kleber bei Großdielen verwendet werden?
Stoltenberg: Das sollte in enger Abstimmung mit dem jeweiligen Klebstoffhersteller des Vertrauens abgestimmt werden.
PM: Gibt es besondere Anforderung an die Spachtelung bei Großdielen?
Stoltenberg: Die heute einzusetzenden hochwertigen Spachtelmassen-Produkte geben alle notwendigen Anforderungen her. Ein gut vorbereiteter Unterboden, insbesondere in der Ebenheit, ist entscheidend, um ein Werk gelungen abzuliefern.
PM: Sind Großdielen empfindlicher bei Feuchteeinwirkung?
Stoltenberg: Wenn Sie damit mögliche Verformungen in den Dielen meinen, dann gilt: je kleiner die Elemente, umso kleiner das Risiko einer Verformung oder einer Spannung im Element.
PM: Muss die Oberflächenbehandlung bei Großdielen anders ausgeführt werden?
Stoltenberg: Die Wahl der Oberflächenbehandlung wird doch aus ganz anderen als holztechnischen Gründen mit dem Kunden abgestimmt. Wenn ein Dielenboden gewählt wird, dann muss dieses Produkt eine Versiegelung in gleichem Maße "vertragen" wie eine Ölbehandlung oder anderes mehr. Hier ist doch auch der Wunsch des Kunden entscheidend.
PM: Gibt es typische Schadensfälle bei Großdielen?
Stoltenberg: Häufig liegen Verlegefehler vor. Das hat in der Regel seltener mit dem Produkt, sondern tatsächlich mehr mit der Verarbeitung zu tun.
PM: Wie lassen sich solche Schäden vermeiden?
Stoltenberg: Es gibt keine Generalregeln und an dieser Stelle sicher keinen Kurz- oder Intensivkurs von mir, um Dielen oder Parkett fachgerecht auf den Boden zu bringen. Gelernte Parkettleger haben mit der fachgerechten Verarbeitung dieser Produkte in den seltensten Fällen Probleme. Die Arbeit für die Sachverständigen bringen die Unerfahrenen und nicht gelernten Kräfte, weil die Werbung für diese angesprochenen Materialien alles andere so einfach aussehen lässt. Hochwertige Produkte gehören in die Hände des Parkettfachmanns, um werthaltige und dauerhafte Resultate für unsere Kunden zu schaffen.
Plädoyer für Massivdielen
Sönke Stoltenberg plädiert grundsätzlich dafür, Massivdielen zu verarbeiten und keine Kompromisse einzugehen. Zwei zusätzliche Leimschichten bei Mehrschichtdielen bedeuteten auch zwei zusätzliche Risikofaktoren. Bei Mehrschichtparkett und Furnierböden auf Nadelholzträger sei die Leimschicht die Sollbruchstelle. Leimschichten und Träger würden aufgrund des Leimauftrages immer Risiken bergen. Zum Beispiel sei das Thema "Leimbenetzung und Kontaktstellen" ein klassisches Problem. Bei Verwendung von Hartholz als Trägermaterial ergebe sich häufig schon ein besserer Verbund wegen der besseren Maßhaltigkeit und Dichte dieses Materials. Zudem sollten Deckschicht und Gegenzug bei gleichem Material und je nach Aufbau des Elementes der Großdiele jeweils gleich dick sein mit dann je 5 mm Mindestdicke.
Massives Parkett habe demgegenüber eine viel bessere "Standfestigkeit". Große Längen bereiteten in der Regel geringere Probleme als Überbreiten. Letztere beginnen marktüblich bei etwa 160 mm und reichen bis mehr als 450 mm. Bei diesem Extrem ist die Holzausbeute von Baumstämmen aber eher gering, wodurch sich das nutzbare Angebot verteuert.
Stoltenberg & Arnold
Stoltenberg & Arnold ist ein nach ISO 9001 geprüfter Fachbetrieb. Mit rund 20 Mitarbeitern werden alle Leistungen rund um Fußboden und Dekoration ausgeführt. Dazu gehören auch textile und elastische Beläge sowie Gardinen und Wandbespannungen. Der Schwerpunkt liegt aber seit 1964 auf Bodenbelagsarbeiten und Massivholz-Parkettbau. Zum Kundenkreis gehören Krankenhäuser, Banken, Versicherungen, Einzelhandel, viele Bereiche der öffentlichen Hand sowie Privathaushalte.
Seit einigen Wochen gehört Stoltenberg & Arnold zu den elf ersten Parkettbetrieben in Deutschland, die vom TÜV Rheinland als "Fachbetrieb für Fußbodentechnik" zertifiziert wurden und damit einen Vorsprung beim Qualitätsstandard nachweisen. Ähnlich wie beim Qualitäts-Management-System nach ISO 9001 wird bei der TÜV-Prüfung durch ein externes Audit nachgewiesen, dass Dokumente und Abläufe nach einem selbst entwickelten Managementsystem organisiert werden, hier vom Angebot über die Verlegung bis hin zur Rechnungstellung. Damit wird ein hohes Niveau an fachgerechter Auftragsabwicklung sichergestellt.
Darüber hinaus prüfen die Auditoren der TÜV Rheinland Cert GmbH bei unangekündigten Stichproben in Gesprächen mit dem Fachbetrieb folgende Aspekte: Kenntnis über die aktuellen gesetzlichen und technischen Regelwerke, regelmäßige Weiterbildung, Benutzung geeigneter und sicherer Ausrüstung, Geräte und Messtechnik, Verwendung zugelassener Stoffe wie beispielsweise Kleber, festgelegtes Verfahren bei Reklamationen, Ermittlung der Kundenzufriedenheit, Dokumentation der kontinuierlichen Verbesserung sowie Bewertung der Verfahren durch die Betriebsleitung. Das TÜV-Zertifikat gilt für einen Zeitraum von vier Jahren und wird zwischenzeitlich überprüft.
Stoltenberg & Arnold Raumgestaltung GmbHMeisterbetrieb für Parkett und Fußbodentechnik
Lise-Meitner-Straße 1, 24145 Kiel
Telefon 04 31 / 71 10 61
Mail: Service@stoltenberg-arnold.de
Internet: www.stoltenberg-arnold.de
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Parkett Magazin 05/12
(Bodenbeläge)