Dr. Frank Gahlmann

"Massivdielen sind eine Herausforderung für den Klebstoffentwickler"

Mit einem geschätzten Anteil von 5 % stellen Massivdielen ein kleines, aber überaus feines Segment am Markt für Parkett und Holzfußböden dar. Der Klassiker liegt im Trend - mit wechselnden Präferenzen bei Formaten, Oberflächenstrukturen und bei den Farben. Ebenfalls im Wandel: die Verlegetechnik. Statt auf Unterkonstruktionen genagelt oder geschraubt zu werden, kommen immer häufiger Klebstoffe zum Einsatz. Was müssen diese Werkstoffe leisten, um Massivdielen auf Estrichen dauerhaft und schadensfrei zu befestigen? Dr. Frank Gahlmann erläuterte die komplexen Anforderungen bei einem Sachverständigentreffen des Bundesverbandes Estrich und Belag (BEB) in Schweinfurt. "Massivdielen stellen die größten Herausforderungen an den Parkettklebstoffentwickler", so das Fazit des Verlegewerkstoffexperten.

Massivdielen lassen sich auf verschiedene Weise einbauen:

- Genagelt oder geschraubt auf Lagerhölzern, schwimmend oder mit dem Untergrund fest verbunden oder auf Faserplatten mit eingearbeiteten Holzleisten.

- Verlegung auf Blindböden oder Holzwerkstoffplatten, kraftschlüssig geklebt, genagelt oder geschraubt, diagonal zum Blindboden.

- Schwimmende Klammer- oder Clipgurtverlegung. Das sei für Massivdielen grenzwertig und sollte laut Dr. Gahlmann eher mehrschichtigen Landhausdielen vorbehalten bleiben.

- Auf Estrichen mit Streifenfixierung im Abstand von etwa 10 cm mit elastischen 1K-PU- oder SMP-Klebstoffen wegen großer Spannungsspitzen

- Vollflächige Klebung auf sehr ebenen Estrichen mit hartelastischen Klebstoffen (Beschweren des Parketts mit Sandsäcken unerlässlich vom Einlegen bis zum Abbinden des Klebstoffs).


Dr. Frank Gahlmann, Geschäftsführer des Klebstoffherstellers Stauf in Wilnsdorf: "Die Klebstoffindustrie hätte eine harte Klebung am liebsten. Es gibt weniger Beanstandungen, weil der Boden langfristig ruhiger liegt." Doch so einfach stelle sich das Thema leider nicht dar, zumal bestehende Normen die vielen Parameter für Massivdielen und damit auch für passende Klebstoffe nicht abdecken würden.

Zulässige Maß- und Feuchteabweichungen

Die bisherige Stabparkett-Norm DIN EN 13226 beschreibt Massivholz-Elemente mit Nut und Feder für den Innenbereich. Hier liegt die Dicke bei gleich oder über 14 mm, die Länge bei gleich oder über 250 mm und die Breite bei gleich oder über 40 mm. Dagegen gebe es in der EN 13226 keine obere Begrenzungen für Dicke, Länge und Breite von Massivdielen. Dort gehe Stabparkett nahtlos über zu Massivdielen.

Die zulässige Querkrümmung ist bei Erstauslieferung mit maximal 0,5 % der Breite definiert. Das sind bei 160 mm Breite der Diele maximal 0,8 mm. "Das ist schon sehbar und fühlbar und optisch bereits störend", so Gahlmann. Auch in der Länge dürfe die Krümmung 0,5 % nicht überschreiten. Das sind bei 2.500 mm aber schon satte 12,5 mm. Noch problematischer: die erlaubte Längskrümmung der Schmalseite von 0,5 der Länge. All dies sei zulässig und werde in zunehmendem Maße gerade von ausländischen Herstellern ausgenutzt.

Beim Feuchtegehalt bei Erstauslieferung erlaubt die neue europäische Norm, wie der Klebstoffexperte darlegte, jetzt eine größere Bandbreite des Feuchtegehalts, nämlich zwischen 7 und 11 %, bei Kastanie und Seekiefer sogar zwischen 7 und 13 %. "Wir haben also mit unterschiedlichen Feuchten zu rechnen", gibt Dr. Gahlmann zu bedenken.

Die bisherige DIN EN 13629 gilt für massive und zusammengesetzte Laubholzdielen. Hier liegt die Dicke bei gleich oder über 10 mm, die Länge bei gleich oder über 400 bzw. 900 mm und die Breite bei gleich oder über 90 bzw. 110 mm.

Die zulässige Grenzabweichung für die Querkrümmung ist in der Laubholzdielen-Norm größer als in der Stabparkett-Norm, nämlich 0,7 % der Breite. Das sind bei 160 mm Breite maximal 1,12 mm. Die zulässige Längskrümmung ist identisch mit 0,5 %. Bei diesen Werten lasse sich die Diele kaum fügen, so wurde erläutert. Dass dieser Sachverhalt Beanstandungen zur Folge hat, ist unschwer nachzuvollziehen.

"Der Feuchtegehalt erreicht hier eine Spanne von 6 bis 12 %", sagt Dr. Gahlmann und er warnt: "Es muss daher mit erheblichen Maßänderungen gerechnet werden, besonders bei Raumluftverhältnissen, die sehr stark abweichen von der Holzfeuchte zum Zeitpunkt des Anlieferungszustandes. In diesem Fall ist klar, dass ich mit einem hochelastischen Kleber eine schlechte Maßhaltigkeit erhalten werde und damit ein schlechtes optisches Gesamtbild."

Die Norm DIN EN 13990 für die Nadelholz-Fußbodendielen mit Nut und Feder im Innenbereich nennt Feuchtegehalte bei Erstauslieferung von 9 +/- 2 % für geheizte Innenräume und von 17 +/- 2 % für andere Räume. Die Dicken reichen von 18 bis 34 mm, die Breiten von 70 bis 192 mm. Die Länge ohne profilierte Enden muss mindestens 1,5 m betragen und kann auch durch Keilzinkung erreicht werden.

Fazit: "Die" Massivdiele gibt es nicht

Massivdielen sind möglich als großes Stabparkett (DIN EN 13226) oder als massive Laubholzdielen oder Dielen aus zusammengesetzten Laubholz-elementen (DIN EN 13629) oder als massive Nadelholzdielen mit Nut und Feder und mit einer Keilzinkenverbindung in der Länge (DIN EN 13990). 84 Laubholzarten (DIN EN 13226) und 5 Nadelholzarten (DIN EN 13990) sind als Massivdielen einsetzbar und zwar mit und ohne Oberflächenbehandlung (DIN EN 13226, 13629 und 13990). Der Feuchtegehalt bei Erstauslieferung kann zwischen 6 und 13 % liegen.

Daraus folgert Dr. Gahlmann: "Es gibt nicht die Massivdiele, für die eine Klebstoffempfehlung ausgesprochen werden kann." Die Parameter der Normen lassen eine große Bandbreite bei Konstruktionen, Dimensionen, Maßtoleranzen, Oberflächenbehandlung, Feuchtegehalt und Holzarten zu. Das heißt: Es gibt sehr komplexe Anforderungen an die Verklebung, vor allem, wenn man in den Grenzbereich dessen geht, was die Norm erlaubt.

Einfluss des Holzbodens auf die Verklebung

Die Dimensionen der Holzbodenelemente, insbesondere das Verhältnis von Dicke zu Breite, beeinflussen die Verformung bei Aufnahme von Wasser oder Lösemitteln oder bei Änderung der Raumluftfeuchte. Das heißt für Massivdielen: Je größer die Dicke im Verhältnis zur Breite, umso besser ist die langfristige Maßstabilität. Die Konstruktion, nämlich massiv oder mehrschichtig, beeinflusst ebenfalls Verformbarkeit und Maßstabilität. Bei Massivdielen ist eher mit hoher Verformbarkeit und geringer Maßstabilität zu rechnen als bei Mehrschichtparkett. Dr. Gahlmann: "Deshalb ist für keine andere Art von Holzbodenbelag die Untergrundebenheit so wichtig wie für Massivdielen."

Anforderungen an Klebstoff und Untergrund

- Parkett-Klebstoffe sollen kein Quellen des Holzes verursachen
- Die Einstellung der Klebstoffe soll an den Untergrund angepasst sein
- Eine gute Sofortfixierung und schnelle Abbindung müssen gewährleistet sein
- Der Klebstoff soll Hohlstellen überbrücken können. Bei Polyurethanklebstoffen mit hartelastischen Eigenschaften ist daher ein definiertes Schaumverhalten im Bereich von Hohlstellen wünschenswert. Dispersionsklebstoffe eignen sich nur für kürzere Dielen. Eine hohe Unter-grundebenheit sei im Besonderen bei dieser Klebstoffart erforderlich, ebenso das Beschweren der Fläche in der Abbindezeit.

Dr. Gahlmann erläutert: "Nicht die Scherspannungen bei dicken Massivdielen, sondern die Querschüsselung ist das entscheidende Problem." Die sei beeinflussbar durch die Elastizität des Klebstoffs.



Elastische Klebstoffe von 1999 bis heute

Um die Jahrtausendwende brachte Sika die ersten elastischen Klebstoffe auf den Markt. Die Branche reagierte zunächst mit großer Skepsis. "Es herrschte die Meinung vor, Holz müsse möglichst fest und maßhaltig verklebt werden und plötzlich gab es einen kompletten Paradigmen-Wechsel", erinnert sich Dr. Frank Gahlmann.

Die anfängliche Skepsis gegenüber elastischen Klebstoffen sei in den vergangenen Jahren größtenteils gewichen. Um ein Allheilmittel würde es sich bei der Produkttype jedoch nicht handeln. Vielmehr müssten alle Einflussparameter der Massivdielenart, des Untergrundes und des Raumklimas berücksichtigt werden, um langfristig eine möglichst maßhaltige Verlegung der Massivdielen zu erreichen.

Genaugenommen sei aber die Einführung elastischer Klebstoffe schon Anfang der Neunziger geschehen, als die 2K-Polyurethanklebstoffe auf den Markt kamen. Damit habe sich der große Wechsel vollzogen: Weg von den bis dato üblichen überwiegend thermoplastischen Lösemittel- und Dispersionsklebstoffen.

Die damaligen 2K-PU-Klebstoffe seien aber etwa zwanzigmal härter als heutige Produkte gewesen. "Die waren so wenig elastisch, dass die Spannungen aus dem Parkett relativ ungemildert in den Untergrund weitergeleitet wurden", so Dr. Gahlmann. Das habe zu den bekannten Schäden in den Jahren 92, 93 und 94 geführt, als die Estriche die Schwachstelle bildeten.

Gahlmann schlussfolgert: "Betrachtet man alle Einflussgrößen, sollten Massivdielen bevorzugt hart-elastisch geklebt werden mit 2K-PU-Klebstoffen oder mit harten 1K-PU-Klebstoffen. Auch die neueren, deutlich höhermoduligen 1K-SPUR-Klebstoffe sind für viele Massivdielenklebungen einsetzbar."
aus Parkett Magazin 05/12 (Bodenbeläge)