Pitchpine-Sanierung

"Alte Pitchpine-Böden wie ein rohes Ei behandeln"

Alte Pitchpine-Böden weisen eine unvergleichlich schöne Charakteristik auf. Deshalb erfreuen sie sich großer Beliebtheit und werden nach Möglichkeit erhalten. Und im Schadensfall sind gute Restbestände so wertvoll, dass sie aufgenommen, nummeriert und zur Neuverlegung gelagert werden. Was empfiehlt das Fachhandwerk für die Sanierung? Die Obermeister Heinz Brehm, Jörg Bickelmann-Follmar und Sönke Stoltenberg sowie der Lehrlingswart Dieter Heil berichten über ihre Erfahrungen.

Bundeslehrlingswart Heinz Brehm freut sich über jeden alten Pitchpine-Boden. "Diese besonders schöne Holzart hat uns schon oft veranlasst, viele Langriemenböden dieser Art vorsichtig aufzunehmen, zu nummerieren und seitlich zu lagern", berichtet der Obermeister für Parkett und Fußbodentechnik Mittel- und Oberfranken. Meist sei der Grund für eine Bodensanierung, dass sich die alten Balkendecken im Laufe der Jahrzehnte durchgebogen haben. Bei der Sanierung werden - nach Waage ausgerichtet - seitlich an die alten gebogenen Balken Ausgleichsbretter genagelt. Die Fehlbodenschüttung wird nach vorheriger Abdichtung des Fehlbodens wieder aufgefüllt. Auf die angenagelten Ausgleichsbretter werden dann die gesäuberten Pitchpine-Langriemen verlegt und verschraubt. "Natürlich waren vor dem Aufnehmen Fugen vorhanden, weil irgendwann der Kachelofen stillgelegt und Heizkörper installiert worden waren", beschreibt Brehm den Zustand, den er oft vor Ort angetroffen hat. Durch moderne Raumheizung werde der alte Boden stärker getrocknet, was dann die Fugenbildung bewirke.

Sonderbehandlung von Pitchpine lohnt sich

Selbst bei großflächigem Totalschaden von Pitchpine-Böden lasse sich noch die eine oder andere wertvolle Diele finden. Brehm erinnert sich an einen Fall: "Der Randbereich wurde von unserer Firma aufgenommen, wie ein rohes Ei behandelt und in eigenen Räumen zur Ergänzung von Fehlflächen eingelagert." Für diese Sonderbehandlung hat Brehm eine einfache Erklärung: "Nach der Oberflächenbehandlung liegt uns ein nordamerikanisches Holz zu Füßen, welches eine ungleich schöne Charakteristik aufweist."

Vom Ausfüllen der Fugen mit dunklem 2K-Material hält der Bundeslehrlingswart übrigens nichts. Erstens lasse sich mit methodischer Neuverlegung das Knarren beheben. Durch das Aufrichten der alten Balken mittels der seitlich anzuschlagenden Ausgleichsbretter könnten die Balkenabstände zudem gegenüber dem ursprünglichen Zustand verringert werden, was eine bessere Stabilität der Pitchpine-Langriemen bewirke. Und zweitens passe das Verstreichen der Fugen überhaupt nicht zum "Stil unseres Frankenlandes". Auch in Zukunft werde er die Kunden wieder davon überzeugen, ihre einmaligen Pitchpine-Böden wie oben beschrieben zu sanieren und eine neue Oberflächenbehandlung ausführen zu lassen.

Auch Obermeister Sönke Stoltenberg von der Landesinnung Parkett und Fußbodentechnik Schleswig Holstein hält nichts davon, die Fugen alter Pitchpine-Böden bei der Sanierung mit einer Fugenmasse zu schließen. Er rät: "Lassen Sie das Fugenbild der Dielen in der Regel wie es ist." Die üblichen Prüfungen vor Beginn der Arbeiten am Objekt müssten grundsätzlich erfolgen, ebenso wie eine ausführliche Beratung über die geplante Oberflächenbehandlung. Die Vorgehensweise für die auszuführenden Arbeiten orientiere sich an den festgestellten Gegebenheiten und Rahmenbedingungen. Bei entsprechender Handlungsweise gebe es bei Pitchpine normalerweise keinerlei Probleme.

Vorgehensweise bei der Lackierung von Pitchpine

Jörg Bickelmann-Follmar, Obermeister der Innung Parkett und Fußbodentechnik Pfalz, Rheinhessen und Saarland, lässt "Pitch-Pine, Red-Pine und Yellow-Pine Dielenböden", die seit über 60 Jahren genagelt auf den Rahmenhölzern oder Deckenbalken verlegt liegen, vor Ort maschinell schleifen und anschließend neu lackieren. Bei solchen Böden seien meist DD-Lacke und SH-Lacke in drei Schichten mit der breiten Bürste auf die Dielen aufgetragen worden. Diese Schichten müssen vollständig entfernt werden. Die meisten alten Böden dieser Art hätten immer noch Charme, um aufgearbeitet zu werden. Die Dielen würden meist in Längen von 4 - 5,50 m von Wand zu Wand liegen. Sehr breite Fugen könnten mit Massivstreifen aus der gleichen Holzart verleimt werden. Kitten sei in jedem Fall bei so hochwertigen Böden zu unterlassen. Je nach Kundenwunsch und nach eingehender Aufklärung zur Verarbeitung von stark lösemittelhaltigen Lacken könnten die Altbestände nochmals mit DD-Lacken behandelt werden, um eine dominante Holzfarbe und Wirkung "wie damals" zu erzielen. Auch Obermeister Jörg Bickelmann-Follmar sammelt übrigens von seinem Betrieb ausgebaute "Pine-Böden" zu Reparaturzwecken.

Und Lehrlingswart Dieter Heil von der Innung Parkett und Fußbodentechnik Baden-Württemberg-Nord empfiehlt für alte Pitchpine-Böden: In mehreren Schleifgängen bearbeiten, Fugen in der Regel belassen, meist ölen und wachsen. Wenn lackiert werden soll: Alkoholbasierte Grundierung mit Hinweis auf Lösemittel, anschließend wasserbasierter Lack. Seine Erfahrungen damit: "Nur gute!"
aus Parkett Magazin 05/12 (Bodenbeläge)