1. Halbjahr 2012 Textileinzelhandel

Mehrheit mit Umsatzminus

Das erste Halbjahr ist für den Modefachhandel mäßig gelaufen. Es gab zwar viele Umsatzschwankungen und große Unterschiede zwischen den Geschäften - auch regional. Im Durchschnitt hat der Modefachhandel aber das Vorjahr wohl nur knapp verfehlt. Der BTE geht aktuell davon aus, dass der Textileinzelhandel in den ersten sechs Monaten eine 'rote Null" erzielt hat.

Am besten lief es dabei für die Herrenbekleidung mit einem Plus von einem Prozent. Die Damenmode kam nur auf ein Umsatzpari. Im Minus liegen dagegen Kinderbekleidung und Haustextilien. Absolute Renner waren im ersten Halbjahr bei den Herren die Mäntel, Sakkos und Strickwaren. Bei den Damen konnten Jacken, Strick- und Strumpfwaren zulegen, aber nur im einstelligen Bereich. Verlierer war die Lederbekleidung, sowohl bei den Damen als auch bei den Herren, die zweistellig an Umsatz verlor. Diese Daten werden auch von verschiedenen anderen Berichtskreisen bestätigt, die Durchschnittswerte zwischen +1 und -2 Prozent errechnet haben. So hat z.B. das Statistische Bundesamt in seiner aktuellen amtlichen 5-Prozent-Stichprobe für den Bekleidungsfachhandel ein vorläufiges Umsatzplus in Höhe von 0,2 Prozent ausgeworfen. Für den Handel mit Textilien (Meterwaren, Handarbeiten, Heim- und Haustextilien) errechnete die Behörde ein Umsatzminus in Höhe von 1,1 Prozent.

Trotz des knappen Pari-Umsatzes des gesamten Modehandels dürfte die eindeutige Mehrheit aller Textil- und Modegeschäfte im ersten Halbjahr ein Umsatzminus eingefahren haben. Getroffen hat es vor allem kleinere Geschäfte in frequenzschwächeren Lagen, die zahlenmäßig die Mehrheit der Branche stellen. Da viele Erhebungen jedoch bei ihrer Durchschnittsberechnung eine Umsatzgewichtung vornehmen, gehen die Ergebnisse dieser Kleinbetriebe weniger stark in den Mittelwert ein. Dagegen haben größere Mittelständler und Platzhirsche nach BTE-Erkenntnissen erneut überdurchschnittlich abgeschnitten.

Auch einige andere betriebswirtschaftliche Kennzahlen haben sich im ersten Halbjahr unbefriedigend entwickelt. Nach einer aktuellen BTE-Umfrage, an der sich auch einige Schuh- und Lederwarenhändler beteiligten, war die Kundenfrequenz bei zwei Dritteln der Händler rückläufig. Dagegen stiegen die Preisabschriften bei 55 Prozent der Teilnehmer, davon bei 21 Prozent um mehr als einen Prozentpunkt. Einen Rückgang der Preisabschriften verzeichneten lediglich 24 Prozent. Dementsprechend entwickelte sich die Spanne im ersten Halbjahr oftmals negativ. 52 Prozent der Teilnehmer beklagten eine Spannenverschlechterung, davon 28 Prozent um mehr als einen Prozentpunkt. Bei jeweils 24 Prozent blieb die Spanne stabil oder konnte gesteigert werden. Die Kosten erhöhten sich sogar bei 78 Prozent der Teilnehmer.

Manche Textil- und Modehäuser versuchen mittlerweile, Umsätze aus (neuen) Online-Aktivitäten zu generieren. Dass sich das Versandgeschäft aber von der allgemeinen Konsumstimmung nicht abkoppeln kann, zeigt die Entwicklung des 'Versand- und Internethandel mit vorwiegend Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren", dessen Umsatz im ersten Halbjahr laut Statistischem Bundesamt um 1,1 Prozent fiel. Zum Vergleich: Die benachbarten Branchen haben im ersten Halbjahr 2012 besser als die Textilbranche abgeschnitten. Die amtliche Statistik errechnete für den Schuhfachhandel ein vorläufiges Umsatzplus in Höhe von 2,3 und für den Sportfachhandel von 7,9 Prozent. Der Lederwarenfachhandel soll per Ende Juni sogar 11,8 Prozent über dem Vorjahr liegen, was der Bundesverband Lederwaren (BLE) jedoch als eindeutig zu hoch einschätzt.
aus Haustex 10/12 (Handel)