Witzig & skurril
Was unseren bekanntesten Sachverständigen so alles passiert
FussbodenTechnik arbeitete in den vergangenen 15 Jahren immer eng mit den Sachverständigen der Bodenbranche zusammen und wird dies auch in Zukunft tun. Anlässlich des Jubiläums von FussbodenTechnik fragten wir nach witzigen und skurrilen Schadensfällen. Das Ergebnis sind außergewöhnliche Fälle, wie man sie so sicherlich noch nicht gehört hat. Freuen Sie sich auf zehn Anekdoten der Sachverständigen Norbert Strehle, Heinz-Dieter Altmann. Richard A. Kille, Siegfried Heuer, Peter Schwarzmann und Joachim Barth.
Siegfried HeuerTacker, Schraube und Pilze statt Spiel, Satz und Sieg
Der Sachverständige Siegfried Heuer ist in der Bodenbranche sehr bekannt und fest verankert. Viele Sachverständige sind bei ihm in die "Lehre" gegangen, bevor sie ihre eigene Karriere starteten. Aus früheren Zeiten ist überliefert, dass er zu Baustellenterminen auch schon mal in einer knallgelben Corvette kam. Der von ihm geschilderte Fall zeigt, dass Pilze auch auf Tennisplätzen gedeihen können.
In einer neuen Freiluft-Tennisanlage eines bekannten Tennisprofis wurde ein Nadelvliesbelag auf einen Gussasphaltestrich geklebt. Eine Untergrundvorbereitung wurde durchgeführt. Handwerkliche Fehlleistungen und anwendungstechnische Problemstellungen führten dazu, dass die Nahkanten der nebeneinander liegenden Belagsbahnen nicht bündig hergestellt wurden. Genauso mangelte es an einer ausreichenden Verklebung. Der Verwalter der Mehrfeld-Tennisanlage rügte gegenüber dem Verleger die mangelhaften Leistungen, so dass es zu einer gutachterlichen Überprüfung kam.
Für eine komplette Sanierung der Bodenbelagsarbeiten fehlte die Zeit, da der Tennisprofi ein Eröffnungsspiel vor einem prominenten Publikum geplant hatte. Die Einladungen waren bereits verschickt worden, so dass es kein Zurück mehr gab. Der Verleger entschied sich kurzerhand, die mangehaften Nahtkantenbereiche zu nageln, zu verschrauben und zu tackern. Zusätzlich ließ man sich vom Baustoffgroßhandel Quarzsand-Granulat liefern, das auf einem Tennisplatz verteilt wurde, damit das Eröffnungsspiel stattfinden konnte.
Nach der Veranstaltung verlangte der Auftraggeber vom Verleger, dass alle Beläge herausgerissen werden müssten, da der Boden nicht funktionstüchtig sei.
Falsche Beratung eines VerkäufersDer Verkäufer der Tennisanlage argumentierte gegenüber dem Bauherrn, dass die Bodenbelagsbahnen nicht entfernt werden müssten, wenn ein ganz spezieller Quarzsand großflächig aufgetragen würde. Der Bauherr ließ sich überzeugen, der Quarzsand wurde aufgetragen.
In der Folge beschwerten sich die Tennisspieler, dass sie vor lauter Staubentwicklung den Tennisball nicht mehr treffen könnten. Dem Verkäufer wurde diese Mängelrüge vorgetragen. Im Rahmen eines Ortstermins beschwichtigte er die Beteiligten: "Sie haben einen Tennis-Außenplatz bestellt - und dieser muss selbstverständlich regelmäßig befeuchtet werden." So kam es, dass der Bauherr täglich über eine Sprinkleranlage die Tennisanlage wässerte.
Der besondere Aufbau der Bodenkonstruktion blieb unberücksichtigt. Unter dem textilen Bodenbelag befand sich der Gussaphalt, der verhinderte, dass die Feuchtigkeit ins Erdreich gelangte. Über Monate kam es zu einer starken Feuchtigkeitsanreicherung des bituminösen Untergrundes.
Pilze auf dem PlatzDurch die permanente Feuchtigkeit und Wärme entstanden Sporen und Pilzkulturen, die sich stark vermehrten. Der Betreiber der Tennisanlage beseitigte jeden Morgen in aller Frühe die neuen Pilze. Die raumklimatischen Bedingungen auf den Tennisplätzen waren so, dass sich die Pilze stark vermehrten und zudem ständig größer wurden. Im Rahmen eines Beweissicherungsverfahrens musste die Tennisanlage wegen toxischer Pilzkulturen sogar geschlossen werden.
In einem anschließendem Klageverfahren wurde der Verleger der Bodenbelagsarbeiten und auch der Verkäufer des Quarzsand-Granulates verurteilt, eine neue Fußbodenkonstruktion herzustellen. Alle Folgekosten mussten die genannten Parteien übernehmen.
aus
FussbodenTechnik 06/12
(Handwerk)