Witzig & skurril
Was unseren bekanntesten Sachverständigen so alles passiert
FussbodenTechnik arbeitete in den vergangenen 15 Jahren immer eng mit den Sachverständigen der Bodenbranche zusammen und wird dies auch in Zukunft tun. Anlässlich des Jubiläums von FussbodenTechnik fragten wir nach witzigen und skurrilen Schadensfällen. Das Ergebnis sind außergewöhnliche Fälle, wie man sie so sicherlich noch nicht gehört hat. Freuen Sie sich auf zehn Anekdoten der Sachverständigen Norbert Strehle, Heinz-Dieter Altmann. Richard A. Kille, Siegfried Heuer, Peter Schwarzmann und Joachim Barth.
Joachim BarthOrtstermin endete mit Feuerwehreinsatz
Als Sachverständiger ließ Joachim Barth nicht unversucht, um die Ursache für Zigarettenrauch zu ermitteln. Nebelmaschine und Räucherstäbchen sorgten nach den Tests dafür, dass die Feuerwehr und Polizei vor der Tür stand.
Es war ein ganz normaler Auftrag vom Gericht. Gegenstand der Begutachtung war ein um 1910 verlegtes Eichenparkett im Fischgrätmuster. Die breiten und langen Stäbe waren auf den Blindboden einer Holzbalkendecke genagelt. Die neu eingezogene Mieterin reklamierte, im Schlaf ständig durch Zigarettenrauch belästigt zu werden, der durch offene Fugen im Parkett aus der unter ihr gelegenen Wohnung drang. Meine Aufgabenstellung lautete festzustellen, ob dieser Tatbestand vorlag und ob die angegebene Ursache vorliege, gegebenenfalls, welche andere Ursache gegeben sei.
Beim Ortstermin stellte sich heraus, dass die Mieterin als Schlafstelle eine auf das Parkett gelegte Matratze nutzte. Der Parkettboden wies, wie bei alten Parkettböden auf Holzbalkendecke häufig vorzufinden, Fugenbreite von bis zu 10mm auf. Anhand von Riechtests in den Fugenbereichen war kein Tabakgeruch wahrnehmbar.
Die Wohnung der Mieterin befand sich im 1. OG. Bei Betreten der darunter liegenden Wohnung im EG war sofort feststellbar, dass sie offensichtlich von einem starken Raucher bewohnt wurde. Der Raucher wurde gebeten, zusammen mit seinen anwesenden, ebenfalls rauchenden Freunden bei geschlossenen Fenstern und geschlossener Zimmertür zu rauchen. Nach 30 Minuten stand eine dichte Rauchwolke in dem Zimmer. In den Fugenbereichen des Parketts war nichts festzustellen.
Test mit Nebelmaschine und RäucherstäbchenBei einem zweiten Ortstermin wurde eine Nebelmaschine eingesetzt, wie sie in Diskotheken Verwendung findet. Zusätzlich zündete mein Gehilfe in der Raucherwohnung eine große Menge Räucherstäbchen an, ohne den anderen Beobachtern und mir in der Wohnung darüber das Aroma vorher mitzuteilen. Vorsorglich wurden die Kanarienvögel des Rauchers evakuiert.
Obwohl vor lauter Dampf in dem betreffenden Raum der Blick zum Fenster komplett versperrt war und die Konzentration des Aromas der Räucherstäbchen den darin verweilenden Beobachtern nach fast einer halben Stunde langsam aber sicher den Atem nahmen, war in dem darüber liegenden Raum nichts wahrnehmbar. Der Versuch wurde abgebrochen und in der unteren Wohnung wurden die Fenster geöffnet.
Feuerwehr stand vor der TürKnapp zehn Minuten später standen die Feuerwehr mit zwei Löschzügen und Rettungswagen und die Polizei vor der Tür. Ein besorgter Bewohner eines gegenüber liegenden Hauses hatte den Nebel als vermeintlichen Rauch ausgemacht und Alarm geschlagen.
Bleibt noch anzumerken, woher der Rauch tatsächlich kam: Der zog aus der Erdgeschosswohnung durch die nicht dicht schließende Wohnungstür über das Treppenhaus ins 1. OG. Von dort zog er unter der ebenfalls nicht dicht schließenden Wohnungstür durch, drang über den kleinen Flur in das Zimmer und erreichte die auf der flachen Matratze Schlafende.
aus
FussbodenTechnik 06/12
(Handwerk)