Peter Fendt

Formstabilität von Mehrschichtparkett


Verformungen von mehrschichtigen Parkett-Elementen können verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören fehlerhafte Konstruktionen oder Produktionsmängel, aber auch nicht fachgerechte Verlegung und falsche Nutzung. Peter Fendt, stellvertretender Bundesinnungsmeister im Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik, berichtete aus seiner Praxis als vereidigter Sachverständiger bei einem internationalen Sachverständigentreffen in Schweinfurt. Welche Verformungen gibt es, welche Toleranzen sind zu beachten, welchen Einfluss hat Feuchtigkeit und wann kann falsche Verlegung zu unzulässigen Verformungen führen?

Verformungsarten

Verformungen zeigen sich als Veränderung der geometrischen Form während Bearbeitung, Trocknung und Lagerung, im Gebrauch oder in der Nutzung eines Holzstückes. Parkettelemente entwickeln dadurch Wölbungen in Längs- oder Querrichtung. Diese sind in Längsrichtung meist produktionsbedingt und lassen sich vernachlässigen, da solche Unregelmäßigkeiten vor und während der Verlegung aussortiert werden können. Anders Querverformungen: Hier werden muldenartige Schüsselungen (konkav) und hochgewölbte Bombierungen (konvex) unterschieden.

Zulässige Grenzabweichungen

In der DIN EN 13489 ist für Mehrschichtelemente zum Zeitpunkt der Erstauslieferung eine Querkrümmung je nach Elementart von 0,2 bzw. 0,3 % der Elementbreite zulässig. Raumklima- und damit bedingte Holzfeuchteschwankungen im Gebrauch von rund 4 % bewirken eine ggf. zusätzliche Querverformung, die für verlegte Holzfußbodenelemente eine darüber hinausgehende Querverformung der Elementbreite ergeben können. Bei diesen Gegebenheiten können waschbrettartige Erscheinungsbilder entstehen, die dann in aller Regel bemängelt werden. Entscheidend ist jedoch der Gesamteindruck.

Ursachen für Querverformungen

Querverformungen von Mehrschichtparkett können folgende Ursachen haben: Einseitige Einwirkung von Quellmitteln auf Ober- und Unterseite des Parkettstabes; unsymmetrischer Aufbau; unterschiedliche Jahrringlage / Rohdichte an Ober- und Unterseite; Einsatz ungeeigneter Holzarten; Einsatz ungeeigneter Klebstoffe für Mehrschichtparkett und Einsatz ungeeigneter Klebstoffe bei der Verklebung des Parketts auf dem Estrich. Auch eine nicht normengerechte Lieferfeuchte ist als mögliche Ursache in Betracht zu ziehen.

Einwirkung von Quellmitteln

Als Quellmittel gelten Wasser, Luftfeuchtigkeit, aber auch Lösemittel. Konvexe Verformungen können ausgelöst werden durch Wasserschäden oder hohe Raumluftfeuchten. Sie treten aber auch bei untertrockneten Parkettelementen oder bei zu frühem Abschleifen nach Verlegung auf. Konkave oder konvexe Verformungen können sich entwickeln infolge Abtrocknung eines Wasserschadens, bei dem die Deckschicht dauerhaft schüsselt; bei zu feuchtem Reinigen; bei Klebstoffen mit hohem Wassergehalt, bei Lösemittelklebstoffen, bei zu hohem Klebstoffauftrag, aber auch bei zu wenig saugenden Untergründen; bei zu feuchten Untergründen; bei Estrichen mit Fußbodenheizung, die vor Parkettverlegung nicht fachgerecht aufgeheizt wurden und - tendenziell eher selten - bei überhöhter Restfeuchte aus der Betondecke. Aufsteigende Quellmittel aus Klebstoffen können sich zusätzlich in dünnen Deckschichten mehrschichtiger Parkettelemente sichtbar abzeichnen.

Unsymmetrischer Aufbau / Holzarten

Das unterschiedliche Schwind- und Quellverhalten verschiedener Holzschichten mehrschichtiger Elemente kann ebenfalls Querverformungen auslösen. Das wird gerade bei Mehrschichtparkett sichtbar, dessen Unterlage aus Holzwerkstoffen besteht. Ein Feuchteangleich innerhalb des Elements kann bereits eine starke Schüsselung hervorrufen.

Das Verformungsverhalten hängt außerdem von der Dicke der Deckschicht der verwendeten Hölzer ab, aber auch von der Holzfeuchte während der Produktion. Mehrschichtparkett, bei dem Hölzer und Holzwerkstoffe mit zu geringer Rohdichte oder zu geringem E-Modul als Zwischen- bzw. Unterlage verwendet werden, neigt bereits bei geringsten Feuchteänderungen zu Querverformungen oder Rissbildung. Bei Mittellagen sollten holzphysikalische Werte der Fichte als Orientierungswerte für geeignete Holzarten gelten.

Jahrringlagen

Hölzer mit stehenden Jahrringen schwinden quer zur Faserrichtung weitaus geringer als Hölzer mit liegenden Jahrringen. Deshalb sollten bei Mehrschichtparkett Gegenzüge bzw. Mittellagen aus Vollholz mit stehenden Jahrringen bevorzugt werden, um Abzeichnungen auf der Oberfläche zu vermeiden.
Ungeeignete Klebstoffe für mehrschichtigen Aufbau

Zur Vermeidung übermäßiger Querverformungen und für ein gutes Stehvermögen von Mehrschichtparkett sind folgende Eigenschaften der Klebstoffe notwendig: hohe Eigenfestigkeit, um Spannungen aufnehmen zu können; geringe Elastizität, jedoch nicht spröde/hart sowie hohe Festigkeit und geringe Elastizität auch bei hohen Temperaturen (z.B. durch Heizung und Sonneneinstrahlung).

Ungeeignete Klebstoffe zur Verklebung auf Estrich

Nicht geeignet bzw. problembehaftet zur Verklebung von Mehrschichtparkett auf Estrich sind Klebstoffe mit hohem Anteil an Quellmitteln, mit geringem Stehvermögen, mit zu elastischer Einstellung und mit zu langer Abbindezeit.

Quellmittel können zu Verformungen und Abzeichnungen der Trägerschicht führen. Klebstoffe mit geringem Stehvermögen verlaufen frühzeitig und gewährleisten daher keine ausreichende Verklebung. Eine zu elastische Einstellung kann bei Abtrocknung und Schwinden des Parketts immer wiederkehrende Querverformungen auslösen. Und bei zu langer Abbindezeit kann sich eine zu hohe Luftfeuchtigkeit/Baufeuchte bleibend auf die dadurch verformten Parkettelemente auswirken.
aus Parkett Magazin 06/12 (Bodenbeläge)