Pflege und Reinigung von Holzböden
Was bringen Pflegeverträge?
Über den Sinn und Zweck von Pflegeverträgen gibt es offensichtlich in den Innungen der Parkett- und Bodenleger kein einheitliches Meinungsbild. Einige Obermeister berichteten über Neukunden, mit denen fixe Pflegeverträge für Parkettböden abgeschlossen werden konnten. Andere warnen vor Verträgen dieser Art: Sie seien für eine langfristige Kundenbindung kontraproduktiv. ParkettMagazin hat sich umgehört.Einige Mitgliedsfirmen der Landesinnung Hessen, die Pflegeverträge abgeschlossen haben, konnten durch diesen Service den einen oder anderen Kunden hinzugewinnen," berichtet Obermeister Herbert Schäfer aus Hessen Die Mehrzahl der Betriebe habe aber keine Pflegeverträge abgeschlossen - der Kunde rufe bei Bedarf an - und dann werde der Auftrag ausgeführt. "Oft ist es dann für die Pflege schon fast zu spät", hat Schäfer mehrfach erfahren müssen.
Obermeister Jörg Bickelmann-Follmar von der Innung Parkett und Fußbodentechnik Pfalz, Rheinhessen und Saarland lehnt Pflegeverträge grundsätzlich ab. Auch die öffentlichen Auftraggeber im Saarland würden sich auf keine derartigen Verträge einlassen. Grund sei die angespannte Haushaltslage. "Keiner in unserem Freundes- und Bekanntenkreis mag diese Art der Vertragsbindung", ist Bickelmann-Follmar überzeugt. Eine unter Zwang gesteuerte Kundenbindung habe für den Fußbodenfachmann eher einen unangenehmen Beigeschmack. Diplomatischer sei, dem Kunden vor Ablauf eines Jahres eine neue Flasche Reinigungs- oder Pflegemittel vor Ort zu überbringen. "Ein nicht unter Vertrag stehendes nettes und gutes Gespräch bringt - so mache ich es seit vielen Jahren - viel mehr und schafft weiterhin seriöses Vertrauen zum alten Kunden" betont der Saarländer.
Anders in Schleswig-Holstein: Obermeister Sönke Stoltenberg bietet seinen Kunden grundsätzlich auch die Pflege und Wartung des neuen Parkettbodens an. "Allerdings ist immer auch der Einzelfall entscheidend für die Vorgehensweise - schon aus Gewährleistungsgründen", unterstreicht Stoltenberg. Im Objekt oder gewerblichen Bereichen werde diese Variante der Dienstleistung allerdings so gut wie gar nicht angenommen. "Fixe Pflegeverträge sind hier noch schwerer abzuschließen und haben keine Bedeutung", führt das Vorstandmitglied des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik weiter aus. Aber, allein schon das Angebot eines Pflegevertrages sei werbewirksam und werde vom Kunden auch wahrgenommen.
Bundeslehrlingswart Heinz Brehm empfiehlt, bei geölten Böden die Kunden zu fragen, ob sie sich mit solchen Böden auskennen oder welche Böden sie bereits von der Pflege her gewohnt sind. Kunden sollten über den Aufwand der Reinigung und Pflege besonders von geölten Holzböden aufgeklärt werden. Wenn das unterbleibe, sei die Reaktion auf Kundenseite programmiert: "...wenn wir gewusst hätten, dass geölte Böden eine aufwändige Pflege wie zu Omas Zeiten benötigen, hätten wir unsere Böden lieber versiegeln lassen."
aus
Parkett Magazin 06/12
(Handwerk)