Sailer Galeria DArt, Santanyi, Mallorca

"Teppiche sind Aktien mit seelischer Dividende"

Die meisten Menschen gehen mit spätestens Ende 60 in Rente, genießen ihren Ruhestand, unternehmen lange Urlaubsreisen und freuen sich auf ihr zu Hause, das sie während ihres Arbeitslebens eher selten gesehen haben. Der Österreicher Franz Sailer hingegen siedelte im Jahr 2004 mit Ende 60 nach Mallorca um und wagte die Eröffnung seiner "Galeria DArt". Für die Teppichwelt kann Sailers Wunsch nach einem "aktiven Ruhesitz in wärmerem Klima, in dem ich nie wieder Schnee schaufeln muss" als Glücksfall gelten: Seine Galerie mit antiken Teppichen und Textilien sowie zeitgenössischer Kunst ist in einem wunderschönen mallorquinischen Natursteinhaus aus dem 17. Jahrhundert untergebracht, das er aufwendig renovieren ließ.

Die überwiegend antiken Kelims werden sehr großzügig, mit viel Luft präsentiert. So hängt beispielsweise ein 393 cmx205cm großer Kelim aus Mazanderan (Nord-Persien) von ca. 1900 allein an der 9 m hohen Wand hinter Sailers computerlosen Schreibtisch. Der Blick wird hier auf das Kunstwerk an der Wand konzentriert, ablenkende Elemente gibt es nicht. Überhaupt wirkt die Galerie sehr klar und strukturiert, reduziert - und dadurch einladend, kunstvoll und ausdrucksstark. Sailer möchte seinen Kunden Schönheit mit nach Hause geben, von der sie lange profitieren. "Was nutzt meinen Kunden das Geld auf der Bank? Davon haben sie persönlich nicht viel. Von meinen Kunstwerken profitieren sie viele Jahre - ich verkaufe ihnen Aktien mit seelischer Dividende," stellt er fest.

Den Vergleich mit anderen Teppichgalerien oder Teppichgeschäften lässt Sailer denn auch nicht zu. Der 75-jährige weiß, dass er hier etwas ganz besonderes geschaffen hat. Und so verwundert es nicht, dass er unübersichtliche Teppichstapel und vollgestopfte Teppichgeschäfte geradezu verachtet, dass er "Kommerzware nicht mehr sehen kann" und maschinengewebte Teppiche als Teppich nicht akzeptiert, "sie sprechen mich nicht an". Dabei gilt seine Liebe nicht nur Kelims aus Mazanderan, Konya, Tadschikistan, Senneh oder Bidjar, sondern auch präkolumbischen Textilien aus der Zeit 1200 v. Chr. bis 1450 n. Chr. sowie zeitgenössischer Kunst. Besonders nachgefragt sind derzeit alte Kelims mit modernem Touch.

Sailers klare Meinung zum Thema Teppich, seine zum Teil kompromisslose Haltung, wurde durch ein Leben im Teppich- und Kunsthandel geprägt. Seine ersten Erfahrungen in der Branche machte er bereits 1958 bei einem Teppichgeschäft. Zehn Jahre später dann die Übernahme eines Ladens in Vorarlberg, Österreich. 1976 folgt die Eröffnung einer Galerie in Salzburg, in der - ein Novum in der Branche - ausschließlich antike und alte Teppiche, Gewebe und Textilien präsentiert werden. Sailer und seine Frau Ingrid erarbeiten sich einen exzellenten Ruf, überzeugen mit ihrer Expertise, mit ihren international anerkannten Ausstellungen.

Das über die Jahrzehnte geschaffene Netzwerk macht sich auch am neuen Standort im Südosten Mallorcas bezahlt: Aus aller Welt kommen Teppichinteressierte in den kleinen Ort Santanyi, um die ca. 200 m große Galerie zu besichtigen und sich in Ruhe über die Teppiche auszutauschen, wozu der traumhaften Gärten hinter dem Haus einlädt. Noch vor 10 Jahren war laut Sailer wenig los in der Gegend, viele Häuser standen leer oder waren verfallen und es gab nur ein paar Geschäfte und Restaurants. "In den letzten Jahren hat sich die Stadt sehr gut entwickelt. Vor allem seit unserer Eröffnung 2004 haben sich viele kleine Boutiquen und Kunstgalerien niedergelassen," so Sailer.

Seine Kunden sind vor allem Sammler und Teppichliebhaber, Menschen mit Kunstverstand und / oder solche, die über ein gut gefülltes Bankkonto verfügen. Davon gibt es einige, die dauerhaft auf Mallorca leben. Viele jedoch verbringen nur ihren Urlaub dort, leben in exklusiven Hotels oder in ihrem eigenen Appartement oder dem Ferienhaus. Mittlerweile 26 Golfplätzen auf der Insel lassen das Potenzial erahnen. Der gute Ruf führt ihm ständig neue Kunden zu; zusätzlich schaltet Sailer in den hiesigen deutschsprachigen Zeitungen regelmäßig Anzeigen.

Auch - oder gerade -, weil Geld bei seinen Kunden eine eher untergeordnete Rolle spielt, verfolgt Sailer bei der Preisgestaltung eine klare Linie: Alle Stücke sind eindeutig ausgezeichnet, Rabattverhandlungen sind hier nicht erwünscht. In der Regel diskutiert die Klientel aber auch nicht über die Preise, sondern nimmt sie hin. Als ein Kunde seine Villa mit einigen sehr hochwertigen und teuren Kelims einrichten lassen wollte und nach Rabatt fragte, ist Sailer ausnahmsweise von seinem Pfad abgewichen. Doch weniger gezahlt hat der Kunde unterm Strich nicht, "seinen Rabatt hat er wie besprochen einer gemeinnützigen Organisation gespendet." Wenn Sailer von Händlern hört, die mit 80% Preisnachlass werben, findet er klare Worte: "Die Kunden werden an der Nase herum geführt."

Firmenprofil


Galeria Sailer
Calle Bisbe Verger 6
E - 07650 Santanyi Mallorca
Tel. & Fax: +34 971 16 34 38
www.galeriasailer.com

Gründung: 2004 durch Franz Sailer
Anzahl Mitarbeiter: 1
Größe Ladengeschäft: 200 m
Sortiment: Kelims aus Mazanderan, Konya, Tadschikistan, Senneh oder Bidjar, präkolumbischen Textilien aus der Zeit 1200 v. Chr. bis 1450 n. Chr., zeitgenössischer Kunst
aus Carpet Magazin 03/12 (Handel)