Frühlings-Auktionen bei Nagel, Dorotheum, Rippon-Boswell und Christies
Hohe Preise für die Spitzenstücke
Der Auktionskalender ist in jedem Frühling vollgestopft mit Terminen. Sammler und Teppichinteressierte sind entsprechend viel unterwegs und nicht jeder schafft es, alle persönlich zu besuchen. Die Highlights der Teppichauktionen von Nagel, Rippon Boswell, dem Dorotheum und Christies haben wir deshalb hier für Sie zusammengefasst. Weitere Informationen zu den Auktionen erhalten Sie in unserer Schwesterzeitschrift Carpet Collector 3/12, die dieser Ausgabe von Carpet XL beiliegt.
NagelSammlerteppiche und Ethnologica wurden am 27. März 2012 bei der gleichnamigen Auktion bei Nagel in Stuttgart versteigert. Zum Aufruf kamen unter anderem 25 Stücke aus der Sammlung Dr. Loges, der sich als Sammler von turkmenischen Teppichen einen Namen gemacht hat. Stolze 40.000 EUR Hammerpreis brachte ein Knüpfpaneel mit zwei Kedschebe-Göls (Lot 18), das wohl dem Saryk-Stamm zuzuordnen ist. Der Schätzpreis lag bei 2.000 EUR.
Der höchste Zuschlag erfolgte jedoch für ein Doppelnischen-Teppich (Lot 14): 70.000 EUR Hammerpreis wurden für das seltene Stück aus dem 17. Jahrhundert aus der Uschak-Region aufgerufen. Das Besondere daran: Der Teppich zeichnet sich durch ein farbenprächtiges Bordürenmuster aus, bei der s-förmige Blätter mit einer Blüte verbunden sind. Die entspricht dem Musterkonzept der sogenannten Vogel-Uschaks. Jedoch als Bordüre mit zusätzlichen kleinen Wirbel-Ornamenten ist diese Ornamentik laut Nagel nur in sechs weiteren Teppichen bzw. Fragmenten bekannt.
DorotheumIm Wiener Dorotheum fand am 2. Mai 2012 die dritte Auktion "Teppiche, Textilien und Tapisserien" statt. Reges Interesse gab es an persischen Teppichen. Ein telefonisches Bietgefecht entbrannte jedoch unter den Liebhabern eines Ladiks aus Zentralanatolien (Lot 143) aus dem 18. Jahrhundert: Der 280 x 115 cm große Teppich wurde für 34.460 EUR inklusive Aufgeld und Mehrwertsteuer versteigert. Der Schätzpreis lag bei 4.000 - 5.000 EUR.
Rippon-BoswellBei der großen Frühjahrsauktion von Rippon-Boswell in Wiesbaden kamen überdurchschnittlich viele turkmenische Sammlerstücke zur Auktion. Ein absolutes Highlight war ein 325 x 260 cm großer Salor-Hauptteppich mit 6 x 12 Güls. Sowohl qualitativ als auch optisch dürfte dieses Stück eines der besten seiner Art sein. Die weiträumige Komposition und die tiefe Leuchtkraft der Farben weisen auf ein Stück aus dem 18. Jahrhundert hin. Details einiger Güls wurden in Seide geknüpft. Den Zuschlag bekam ein Sammler nach einem längeren Bietergefecht für 90.000 EUR Hammerpreis.
ChristiesChristies reine Teppich-Auktion Oriental Rugs and Carpets, die im April 2012 in London stattfand, lieferte schon im Vorfeld reichlich Gesprächsstoff. Der Grund war Los Nummer 100: ein 70 cm x 117 cm großes Fragment eines seldschukischen Teppichs aus dem 13. Jahrhundert. Es zeigt einen Teil der mächtigen Kufi-Bordüre und wäre laut Christies das erste Stück dieser teppichhistorisch bedeutenden Periode gewesen, das auf einer Auktion angeboten wird. Es kam aber nicht zur Versteigerung: Kurz vor der Auktion wurde das Fragment aus der Auktion genommen. Der Grund war eine fehlende C-14-Analyse, die jetzt nachgeholt werden soll.
Es gab aber noch weitere bemerkenswerte Stücke, die dann auch wirklich zur Versteigerung kamen. Das Highlight war sicherlich ein anatolischer Gebetsteppich, der um 1600 geknüpft wurde. Geschätzt auf 80.000 bis 120.000 GBP, wurde er schließlich für 229.250 GBP (ca 280.000 EUR) inklusive Aufgeld verkauft. Das Stück wurde höchstwahrscheinlich in Selendi in der Nähe von Uschak gefertigt und zeigt ein weißgrundiges Cintamani-Muster. Eine interessante Anekdote ist die Vermutung, dass dieses Stück Theodor Tudoc als Vorlage für eine umfangreiche Reparatur eines nur fragmentarisch erhaltenen Selendi diente.
aus
Carpet Magazin 03/12
(Teppiche)