Einrichtungshaus Ullmann, Oldenburg
"Ohne Teppiche geht es nicht."
Das Einrichtungshaus Ullmann in Oldenburg gilt im Norden Deutschlands als eine der ersten Adressen für den Teppichkauf. Dieser Ruf kommt nicht von ungefähr, er wurde in den letzten mehr als einhundert Jahren mit viel Einsatz und Liebe von der Inhaber-Familie und den Mitarbeitern aufgebaut und gepflegt. Zutaten für das Erfolgsrezept Ullmann gibt es viele. Hervorzuheben sind zum Beispiel die vielen Kundenveranstaltungen im Zeichen des Teppichs. Aber auch die Einbindung von Teppichen in die Entwürfe der sieben angestellten Innenarchitekten sowie in die Dekorationen der anderen Abteilungen im Haus ist bemerkenswert.
Es ist ein besonders hoher Anspruch, der sich durch das gesamte Sortiment bei Ullmann im niedersächsischen Oldenburg zieht. Vom Boden bis zur Decke bieten sie alles für gehobenes Wohnen an, mit Ausnahme von Küchen, Bädern und Kinderzimmern. Bei diesem umfassenden Warenangebot können die Kunden alles erhalten, was sie für die Inneneinrichtung benötigen. Es dürfte nicht viele Einrichtungshäuser in Deutschland geben, die auch schon so lange existieren wie Ullmann: Mittlerweile gibt es das Geschäft seit 176 Jahren, die erste Teppichausstellung gab es vor genau 101 Jahren im September 1911. Dabei wirken heute weder Ware noch Verkäufer verstaubt. Im Gegenteil: Die Warenpräsentation ist professionell und modern, dabei mit Liebe zum Details gestaltet. Und immer ist es hochwertige Ware, die gezeigt wird. Um nur einige zu nennen: Bei den Möbeln Cassina, Bielefelder Werkstätten und Brühl. Miri und Jan Kath bei den Teppichen. Billigmarken gibt es hier auf den gesamten 2.200 m Verkaufsfläche keine. "Das", so Geschäftsführer Friedrich Schmidt, "würde auch gar nicht zu uns passen. Wir können nur hochwertig." Was sich anderswo unglaubwürdig oder von oben herab gesagt anhört, ist hier ganz und gar nachvollziehbar und wirkt sympathisch.
"Teppiche geben Räumen Leben", konstatiert Schmidt. "Es ist ein tolles Gefühl, wenn wir einen Teppich bei einem Kunden auslegen, uns gemeinsam auf das Knüpfwerk setzen und die Besonderheiten dieses einen Stücks besprechen und fühlen. Die strahlenden Gesichter zeigen uns, dass wir unsere Arbeit richtig machen." Im Gegensatz zu den Stoffen, bei denen 95% von Frauen ausgesucht werden, sind es bei den Teppichen laut Schmidt übrigens nur 50%. "Häufig sind es die Männer, die den Anstoß geben, ausgesucht wird dann gemeinsam."
Wichtige Details einer Einrichtung, wie eben abgepasste Teppiche, werden dabei von den 50 angestellten Mitarbeitern fest eingeplant und auch im gesamten Haus in der Dekoration gezeigt. Sieben angestellte Innenarchitekten - das bedeutet hohe Beratungskompetenz und lässt die Umsätze erahnen. Die Experten haben es in der Hand, Teppiche in die Inneneinrichtung zu integrieren und Kunden auf besondere Stücke der Raumgestaltung aufmerksam zu machen. Ein wichtiger Aspekt für Schmidt: "Wir bilden auch selbst aus, hier werden die Mitarbeiter geprägt und eingeschworen. Sie sind aus dem eigenen Stall, nicht vergleichbar."
Bevor der kostenlose Auslege-Testservice beim Kunden erfolgt, der laut Schmidt "ein Geschäft höchst wahrscheinlich macht und bei dem sich die Kunden von der persönlichen Seite zeigen", steht meist die Beratung in der Teppichabteilung. Mit Schmidt zusammen kümmern sie sich zu dritt um die potentiellen Kunden in diesem Segment, in dem auch ein Wasch- und Reparaturservice integriert ist. Statt auch hier ein Vollsortiment anzubieten, konzentrieren sie sich allein auf hochwertige Ware. Ein Schwerpunkt liegt auf Ware von Miri, dessen größter Vertriebsstützpunkt Ullmann in Deutschland ist. 25% des Teppichumsatzes werden allein mit diesen außergewöhnlich hochwertigen Teppichen aus dem Iran erzielt, weitere 25% mit Bestellware wie Jan Kath, Makalu, Paulig und Jab Anstoetz.
Klassische Teppiche wie Bidjar und Bachtiar gibt es hier keine mehr. "Sie haben sich einfach nicht verkauft", so Schmidt. Buchara und amerikanische Sarouk hingegen werden ebenso geführt wie südpersische Nomadenteppiche mit ihren leuchtenden Farben. "Sie geben den Räumen Frische, prägen sie. Und sie stehen als Kontrast zu den Möbeln, die unsere Kunden nachfragen." Einen Teppichtrend sieht Schmidt ganz klar bei Ware im Vintagelook, also Ware, bei der klassische Muster reduziert dargestellt werden. Für Patchwork-Teppiche hat man in Oldenburg dafür gar nichts übrig, hierbei handele es sich nach Schmidts Meinung schlicht um "Müll an Müll".
"Die Kunden", so Schmidt, "sehen, dass wir anders sind, dass es hier besondere Ware im Vergleich zu den klassischen Teppichabteilungen in Möbelhäusern gibt." Und sie sind auch bereit, entsprechend hohe Preise zu bezahlen. Das Verständnis seiner Kunden für den Teppich führt Schmidt unter anderem auf die Naturverbundenheit der landwirtschaftlich geprägten Region zurück: "Sie fühlen die Wertigkeit dieses handwerklichen Naturproduktes. Das ist heute nicht mehr überall selbstverständlich." Und während viele Einrichtungshäuser ihr Sortiment auch im Internet zum Kauf anbieten, dient die hochwertig gestaltete Webseite www.ullmann.de nur zur Vorabinformation. "Gute Beratung kann nur im persönlichen Gespräch erfolgen", ist man sich bei Ullmann sicher.
Bei aller Liebe zum Teppich ist Schmidt auch Realist und Kaufmann: "Teppiche alleine lohnen sich nicht. Es sind die Textilien, die Laufkundschaft ins Geschäft ziehen. Und darüber gelangen sie zum Teppich. Würde ich nur Teppiche verkaufen", da ist Schmidt sicher, "würde ich mir ein Einrichtungsgeschäft als Partner suchen." Stoffe und Bodenbeläge machen je gut 15% des Umsatzes aus, Tischen und Betten 10%, Möbel 45% - Teppiche nur die restlichen 10%. Dennoch ist man bei Ullmann mit "Leib und Leben dabei. Ohne Teppiche ist unser Geschäft nicht denkbar". Positiv stimmt ihn auch der Trend zu mehr Stoffen, Tapeten, Teppichböden und Teppichen, den sie hier in Oldenburg seit einem Jahr ebenso verspüren wie in der Filiale in Bremen, die gut 1.500 m Verkaufsfläche bietet.
Glänzende Augen bekommt Schmidt, wenn er von den vielen Veranstaltungen erzählt, die es im Hause Ullmann gibt. Veranstaltungen, die der Kundenpflege und Neukundengewinnung dienen, die Spaß machen, obwohl sie lange vorbereitet werden müssen und auch viel Arbeit bedeuten. Es sind Autorenlesungen, Podiumsdiskussionen und Vorträge zu den verschiedensten Themen, nicht nur zum Teppich. 500 und mehr Gäste werden so in das Geschäft in der Oldenburger Fußgängerzone gezogen. Die Räume sind offen gestaltet zwischen Erdgeschoß und erstem Stock, was dem Haus eine angenehme Weite gibt. Und dann gibt es noch sieben bis acht Veranstaltungen pro Jahr außer Haus. Landpartien, zum Teil hunderte Kilometer entfernt, eine Verkaufsausstellung mit Teppichen auf einem Gut im Rheinland oder auf Norderney. Sie gewinnen vor Ort neue Kunden - Interessierte, die nicht unbedingt im Rahmen dieser Ausstellungen bei Ullmann einkaufen, sondern Monate oder Jahre später. Und so lässt sich nicht immer gleich sagen, ob sich eine Veranstaltung auch finanziell gelohnt hat. "Wir müssen es einfach ausprobieren, erst dann wissen wir, ob ein Konzept funktioniert oder nicht. Testen ist wichtig - aber man darf sich auch nicht verrennen", stellt Schmidt fest.
Seit gut 50 Jahren ist die Nostalga in den Weser-Ems-Hallen in Oldenburg eine Konstante im Ullmannsche Werbekonzept: Auf der Kunst- und Antiquitätenmesse belegen sie eine eigene Halle, zeigen nicht nur Teile ihres Sortiments. "Viele Besucher werden durch den Duft unserer Teestube und des Gewürzstandes geradezu magisch angezogen." Bei einem Tee im aufgebauten Nomadenzelt, auf Nomadenteppichen sitzend, komme man mit den Besuchern ins Gespräch und wecke das Interesse am Teppich.
Auch über Anzeigen in Lokalzeitungen sowie einem eigenen Kundenmagazin hält Ullmann die Kunden auf dem Laufenden. Zusätzlich gibt es eine regelmäßige Zusammenarbeit mit den Lokal- und Regionalzeitungen auf redaktioneller Ebene: Friedrich Schmidt schreibt Artikel über seine Reisen in die Ursprungsländer. Berichte aus Teheran, Aserbaidschan, von Nächten in Nomadenzelten und von Nomadenhochzeiten finden den Weg sonst eher selten in die Presse. Es ist eine Win-Win-Situation: Die Zeitungen erhalten kostenlose Berichte über Themen, die die eigenen Redakteure aus Kosten- und Zeitgründen nicht bearbeiten können, Ullmann hingegen ist mit dem Firmennamen in der Zeitung vertreten. So einfach kann Werbung sein.
aus
Carpet Magazin 04/12
(Handel)