Keramische Fliesen: Trends von der Fachmesse Cersaie
Bodenfliesen erstmals ohne Kleber
Die Cersaie im italienischen Bologna ist für die Hersteller keramischer Fliesen die wichtigste Messe in Europa. Seit 30 Jahren präsentiert die Branche dort ihre Neuheiten für Boden und Wand. 2012 gab es in den Messehallen besonders große Formate zu sehen, authentische Nachbildungen von Holz, Beton und Naturstein sowie ein Revival der Farbe. Technisch interessant: Gleich vier Unternehmen präsentierten Verlegesysteme, bei denen auf Kleber verzichtet werden kann. BTH Heimtex wirft den berühmten Blick über den Tellerrand und stellt die wichtigsten Trends vor.Oberflächen: Holz ist "in"
Der Digitaldruck hat auch die keramische Fliese erreicht. Das eröffnet den Herstellern ganz neue Möglichkeiten bei der Gestaltung von Oberflächen. Sie nutzen diese genau wie die Produzenten von elastischen oder Laminatböden vor allem für die Nachbildung von Hölzern. Offenbar verlangt der Verbraucher nicht unbedingt nach dem Naturprodukt, wohl aber nach Holzoptik. Und die können die modernen Fliesenkollektionen perfekt imitieren, wobei die Dessins bis zu "Used"-Ausführungen reichen, die den Eindruck jahrelanger Benutzung hervorrufen.
Aber natürlich ist nicht alles "Holz". Auch bei der Imitation von Naturstein oder Beton ist der Digitaldruck ein wichtiges Hilfsmittel geworden.
Unterstütz wird das neue Design von dreidimensionalen Oberflächen, wie es sie bislang bei keramischen Fliesen noch nicht gab.
Formate: Größer und dünner
Den immer naturgetreueren Nachbildungen vor allem im Holzbereich folgen nun auch die Fliesenformate. Was so aussieht wie Parkett, soll auch die gleiche Form haben und so nehmen Längsformate zu. Dabei gilt: Je länger, desto besser.
Ohnehin gibt es einen deutlichen Trend zu XXL-Formaten. Kantenlängen von 90 cm und mehr sind keine Seltenheit - egal ob im Quadrat oder als schmales Rechteck.
Damit die einzelne Fliese nicht zu schwer wird, haben viele Hersteller vermehrt dünnere Produkte im Sortiment, die es nur noch auf 4,8 mm bringen.
Ob sich beide Trends wirklich durchsetzen werden, ist derzeit offen. Entscheidend scheinen hierbei nicht die technischen Möglichkeiten in der Herstellung oder die Wünsche der Kunden zu sein, sondern die Verarbeitung durch den Handwerker. Die scheint angesichts solcher Formate an ihre Grenzen zu stoßen.
Verlegung: Klebstoff adieu
Was sich seit einiger Zeit schon ankündigte, ist jetzt zur Marktreife gebracht worden: Neben drei italienischen Hersteller präsentierte auch das deutsche Unternehmen Korzilius ein Trockenverlegesystem: Kora Dry Floor. An der Unterseite haben die Fliesen eine 2 mm dicke und an den Rändern 1,5 mm überstehende Korkschicht, die sich bei der Verlegung an den - festen und ebenen - Boden saugt. Verfugt werden muss nur die keramische Fläche. Das geht schnell und ohne viel Schmutz und macht den Belag daher vor allem für Renovierungen attraktiv. Weiterer Vorteil der Korkschicht: Sie sorgt für eine akustische und mechanische Entkopplung vom Untergrund, reduziert so Trittschall und macht das Begehen angenehmer. Beim Rückbau lassen sich die Fliesen einfach wieder aufnehmen und können nach der Reinigung von Fugenresten wieder verwertet werden. Auch Korzilius setzt auf große Formate von bis zu 90 cm Seitenlänge.
Wand: Farbig und kleinteilig
Je variantenreicher und damit attraktiver die Bodengestaltung mit keramischen Fliesen wird, um so mehr orientieren sich die Hersteller von Wandfliesen bei Farben und Oberflächen an den Fußbodentrends. Wahlweise entsteht so ein harmonisches Gesamtbild oder man setzt bewusst Gegensätze. Insgesamt wird es nach Schwarz, Weiß und Braun wieder bunter. Dazu passen florale Motive. Und es bleibt kleinteilig. Mosaike sind nach wie vor angesagt.
aus
BTH Heimtex 01/13
(Bodenbeläge)