ParkettMagazin Round Table

Dekorunikate durch neue Technologie


Mit dem Digitaldruck eröffnen sich für die Fußbodenindustrie neue Wege, Oberflächen individuell zu gestalten. Auf Einladung von ParkettMagazin haben Experten aus Industrie und Handel bei einem Round Table im Hafen-Klub Hamburg über die technischen Möglichkeiten des Digitaldrucks und die Marktchancen digital bedruckter Holzböden diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass es für Anlagenbauer und Farbenanbieter noch Hausaufgaben gibt und dass die Fußbodenhersteller - bis auf wenige Ausnahmen - eher zögerlich das neue Verfahren einsetzen. Und für den Handel ist letztlich das fertige Produkt wichtig, wie es produziert wird, sei kaum von Belang.

Teilnehmer des von Unternehmensberater Ralf Eisermann moderierten Round Table waren Michael Schmid (Vorsitzender des Verbandes der deutschen Parkettindustrie), Amorim-Geschäftsführer Tomas Cordes (Sprecher des Vorstands des Deutschen Kork-Verbandes), Paul De Cock (Unilin), Guido Schulte (Meisterwerke), Ansgar Igelbrink (Bauwerk) und Tobias Schreck vom Anlagenbauer Bürkle. Der Handel war durch Maik Möhle (Holzring), York Lemb (Holzland) und Ragnar Eggers (Hagebau) vertreten. Für das ParkettMagazin saßen Verleger Michael Steinert sowie die Redakteure Ulrich Baumert, Marc von Kopylow, Danny Duttke und Peter Mau am "runden" Tisch.

Bei der Einführung des Digitaldrucks in der Fußbodenindustrie wird Robert Bürkle in Freudenstadt eine Art Pionierposition zugeschrieben. Das Unternehmen gilt als erster Anbieter von serienreifen Großanlagen zum digitalen Bedrucken und Lackieren von Plattenmaterialien. Tobias Schreck, Produktmanager für Digitaldrucktechnik, gab den Teilnehmern einen Überblick über die Entwicklungsstufen, die diese Technologie im Forschungs- und Entwicklungszentrum am Stammsitz in Freudenstadt durchlaufen hat.

Alno-Küchen zählte 2005/06 zu den ersten Kunden, für den Möbelfronten bedruckt wurden. In Kooperation mit dem Digitaldruckspezialisten Durst wurde 2007 die erste industrielle Anlage zum digitalen Bedrucken von Fußböden auf der Ligna vorgestellt. Bürkle-Anlagen drucken direkt auf Spachtelgrundierungen, Papier oder auf Holz- und Holzwerkstoffplatten, die furniert sind, oder auf Kork sowie anderen plattenförmigen Werkstücke. UV-Tinte sei derzeit am weitesten verbreitet beim Digitaldruck. Kostensparende wasserlösliche Tinten gebe es zwar schon seit einiger Zeit, aber noch mit technischen Einschränkungen.

Durch den Digitaldruck, ist Tobias Schreck überzeugt, werde die partielle Aufwertung natürlicher Oberflächen stark zunehmen, aber es müsse noch weiter an der praktischen Umsetzung der Scanning-Technologie gearbeitet werden. Das Ausbessern von Ästen und farbliche Angleichen von nicht gewollten Erscheinungen der Oberfläche werde nach seiner Einschätzung beim digitalen Verfahren wichtiger als ausschließlich vollflächiger Dekordruck.


Tobias Schreck
Bürkle, Freudenstadt

"Digitaldrucktechnik erlaubt jedem Hersteller im eigenen Haus zu drucken, was viele logistische Vorteile mit sich bringt. Die Druckqualität ist mittlerweile auf so hohem Niveau, dass man mit dem bloßen Auge oftmals keinen Unterschied zum Original feststellen kann. Und: Der Digitaldruck erlaubt die Stückzahl 1."

Guido Schulte,
Meisterwerke Schulte, Rüthen/Meiste

"Es gibt nicht den Digitaldruck oder den Digitalboden, dafür aber verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten. Wir von Meisterwerke bedrucken Papier digital und machen daraus einen Laminatfußboden. Wie dass Papier bedruckt worden ist, ist dem Endkunden egal. Ihn interessiert nur die Optik. Wir nutzen unseren Produktionsprozess, um einen Laminatfußboden zu erstellen, der sich derzeit mit herkömmlichen Tiefdruck nicht machen lässt. Bunte Bilder auf dem Boden sind dabei nicht die erste Intuition. Mit Direktdruck auf HDF-Platten und Furnierboden haben wir aufgehört, weil das nicht erfolgreich gewesen ist."

Tomas Cordes
Amorim Deutschland, Bremen

"Bei uns steht nicht der Druck im Vordergrund, sondern das Material. Mir ist es völlig egal, ob ich auf ein Kork, Holz oder Stein drucke. Für uns ist der Digitaldruck ein Mittel, um unser Produkt Kork zu optimieren, Einsatzbereiche zu erweitern und die Zielgruppe zu vergrößern. Beim Designdruck habe ich digital die Möglichkeit, wesentlich flexibler zu sein. Die Losgröße 1 sehe ich jedoch nicht, da die Vorarbeiten für einen Druck enorm sind. Digital bedruckter Kork mit einer vernünftigen Oberflächenbehandlung ist heute der natürliche Designboden, mit einem deutlichen Trend zur Holzoptik."

Paul De Cock
Unilin, Wielsbeke/B

"Digitaldruck ist eine Innovation. Innovationen setzen sich durch, wenn es in der Produktion billiger oder im Ergebnis besser wird. Im Kork- und Laminatbereich soll der Digitaldruck die vorhandene Technik ersetzen. Das sehe ich nicht, denn die herkömmliche Tiefdrucktechnik ist schon sehr gut. Wir sehen den Digitaldruck als Mittel, um den Entwicklungsaufwand für den Produzenten zu minimieren. Ein neues Dekor zu entwickeln, kostet heutzutage viel Geld. Es kann für bestimmte Produktsegmente billiger sein, auf digitales Drucken umzustellen. Noch aber hat sich der Digitaldruck nicht stark verbreitet, weil er noch nicht viele Vorteile für den Produzenten bietet."

Michael Schmid
Jaso, Kippenheim

"Der originale massive Parkettfußboden wird zunehmend haptischer und noch mehr dreidimensional, wie handgehobelte und sägeraue Oberflächen zeigen. Das kann man nicht drucken. Der Digitaldruck ist eine interessante Technik, hat aber gegenüber Massivparkett eine geringere Chance als erwartet. Einen Splint oder Ast zu überdrucken, ist nicht alles."

Ragnar Eggers
Hagebau, Soltau

"Für uns ist es egal, zu welchem Preis ein Produkt am Markt platziert wird. Es muss letztendlich funktionieren. Der Preis muss zum Nutzen und zur Story passen. Mit digitalem Direktdruck sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die neuen Verfahren und Produkte kommen aber on top zu den bestehenden hinzu. Es wird natürlich auch Verdrängung am Markt geben.

Ansgar Igelbrink
Bauwerk, Bodelshausen

"Es gibt unterschiedliche Zielgruppen. Da ist das Premiumbauen, das fängt bei 4.500 Euro Einkommen je Haushalt an. Darunter geht das Geschäft über Volumen. Der Druck auf die Mitte wird weiter wachsen. Bei den Premiumprodukten geht es um das Echte, das Wohngesunde und Natürliche. Beim Volumen geht es über den Preis und vielleicht noch um Haptik und Optik.

York Lemb
Holzland, Düsseldorf

"Unsere drei Zielgruppen im Handel sind der Einzelhandelskunde, der Handwerkskunde und der Architekt. Für mich gilt im Marketing: Was ist die Story? Deshalb sehe ich realistische Chancen für den digital bedruckten Holzfußboden nur dann, wenn wir dem Endverbraucher den Mehrwert dieser Böden als Story vermitteln können. Der Preis ist für uns im Fachhandel immer die schlechteste Geschichte. Der Trend geht derzeit ins Rustikale und gar nicht ins Perfekte. Es wäre wünschenswert, dass wir den Prada-Schuh-Effekt für den Fußboden hinkriegen."

Maik Möhle
Holzring, Bremen

"Es gibt eine Koexistenz zwischen Parkett und Laminat. Die Hersteller treiben die Entwicklung von neuen und besseren Oberflächen für das jeweilige Produkt voran. Den Wettbewerb wird es daher immer geben. Wenn ich Digitaldruck aber nicht positiv belegen kann mit Eigenschaften, die Parkett und Laminat schon haben, dann bleibt für digital bedruckte Böden nur noch die Nische."
Dekorunikate durch neue Technologie
Foto/Grafik: SN-Verlag, Danny Duttke
Ralf Eisermann, Moderator des Roundtables.
Dekorunikate durch neue Technologie
Foto/Grafik: SN-Verlag, Danny Duttke
Teilnehmer des ParkettMagazin-Roundtables zur Digitaldrucktechnik im Holzfußbodenbereich:
Marc von Kopylow (ParkettMagazin), Maik Möhle (Holzring), Ulrich Baumert (ParkettMagazin), York Lemb (Holzland), Michael Schmid (Jaso), Ansgar Igelbrink (Bauwerk), Ralf Eisermann (Industrieberater), Ragnar Eggers (Hagebau), Guido Schulte (Meisterwerke), Peter Mau (ParkettMagazin), Michael Steinert (ParkettMagazin), Tomas Cordes (Amorim), Tobias Schreck (Bürkle), Paul De Cock (Unilin).
Dekorunikate durch neue Technologie
Foto/Grafik: SN-Verlag, Danny Duttke
Was heute mit digitalem Druck machbar ist und wie schwierig es ist, digital bedruckte Holzoberflächen vom Original zu unterscheiden, zeigte sich anhand einer von Moderator Eisermann zusammengestellten Mustersammlung.
Dekorunikate durch neue Technologie
Foto/Grafik: SN-Verlag, Danny Duttke
Die Teilnehmer des Round Tables sollten digital bedruckte Holzböden, analog bedruckte Laminatböden und Massivholzböden richtig zuzuordnen und hatten dabei große Schwierigkeiten. Eine erste Bewertungsrunde ließ nur Sichtkontakt zu,...
Dekorunikate durch neue Technologie
Foto/Grafik: SN-Verlag, Danny Duttke
in der zweiten Runde durften die Oberflächen auch berührt werden.
aus Parkett Magazin 01/13 (Bodenbeläge)