New York International Carpet Show, The Rug Show @ Javits, Orica Market Week, Metro Market Week

Alle guten Dinge sind vier

Die New Yorker Messelandschaft hat im September 2012 Zuwachs bekommen: Als nun vierte parallel stattfindende Teppichmesse wurde die Rug Show @ Javits eingeführt. Entstanden ist sie durch die Abspaltung einiger Aussteller von der New York International Carpet Show (NYICS). Mit sich brachte die räumliche Trennung auch eine grobe Aufteilung bei den ausgestellten Qualitäten: Hochwertige Ware aus Afghanistan und Pakistan gab es bei der Rug Show, überwiegend zeitgenössische Nepalknüpfungen und ausgewählte antike Orientteppiche auf der NYICS. Beide Messen waren gut besucht, die Nachfrage nach High-End-Ware zieht seit einigen Monaten in den USA wieder stark an.

Auch in diesem September fanden wieder einige Teppichmessen in New York statt: Die New York International Carpet Show (NYICS), The Rug Show @ Javits, Orica Market Week und die Metro Market Week. Neu hinzugekommen ist The Rug Show @ Javits, die durch die Abspaltung einiger Aussteller von der NYICS entstanden ist. Die Messen unterscheiden sich deutlich beim ausgestellten Sortiment. Dass die Messen während des Jahrestages zu den Anschlägen vom 11. September 2001 stattfanden, war weniger problematisch als noch im vergangengen Jahr: Zum 10. Gedenken an die Anschläge herrschte gespenstische Stille in der Stadt. An diesem Tag wurden die Messen gemieden. Im September 2012 schien das Leben in New York weitestgehend normal weiterzulaufen. Die Messen innerhalb der Stadt waren gut besucht. Etwas ruhiger ging es hingegen bei der Orica Market Week und Metro Market Week zu. Hier werben mehrere Importeure gemeinsam für sich und veranstalten Hausmessen in ihren vorhandenen Showrooms.

Überwiegend High-End-Einzelhändler und Innenarchitekten kamen nach New York, alle händeringend auf der Suche nach Neuem. Einig waren sich Einkäufer und Aussteller, dass die US-Wirtschaft wieder zulegt - und mit ihr die Nachfrage nach hochwertiger bzw. einzigartiger Ware. Entsprechend positiv war der Ausblick in die Zukunft. Fertigungen auf Kundenwunsch nehmen hier mittlerweile eine sehr große Rolle ein. Entsprechend gut gelaunt waren die Aussteller dieser Produktgruppe. Der klassisch gemusterte Orientteppich hat es derzeit nicht nur in Europa, sondern auch jenseits des Atlantiks schwer.

Ob vier zeitgleich stattfindende Messen an unterschiedlichen Orten innerhalb New Yorks bzw. vor den Toren der Stadt (Orica Market Week) Sinn machen, sei dahin gestellt. Ein kostenloser Shuttle-Service, der im Halbstunden-Takt verkehrt, verbindet die Messen. Um den Transport müssen sich die Besucher also nicht kümmern; Zeit kostet der Transport dennoch. Die künftige Konzentration auf eine Messe, das wurde in einigen Gesprächen mit Besuchern und Ausstellern deutlich, sei positiv.

NYICS

Die achte Ausgabe der von Dennis Dodds organisierten NYICS hat unter veränderten Vorzeichen stattgefunden. Zum einen gab es mit einem Teil der Aussteller der vergangenen Jahre wohl unterschiedliche Auffassungen über die Ausrichtung der Messe - was zur eingangs erwähnten Aufspaltung in zwei Messen führte. Ein Kritikpunkt war unter anderem die mangelnde Deckenhöhe, die für einige Aussteller eine ansprechende Warenpräsentation unmöglich machte. Mit 36 Ausstellern war der Veranstaltungsort trotzdem erneut ausgebucht, der frei gewordene Platz sei "rasch vergeben gewesen", so Dodds.

Zum anderen fand die Messe zum letzten Mal im 11. Stock des Gebäudes 7 W statt, einem Handelszentrum für Einrichtungsprodukte, das direkt gegenüber des Empire State Building liegt. Grund hierfür: aus den Ausstellungsräumen sollen Büroräume entstehen, die sich teurer vermieten lassen. "Wir suchen mit Hochdruck nach neuen Räumen. Große, bezahlbare Flächen mit hohen Decken sind in New York schwer zu finden. Aber wir führen vielversprechende Gespräche", berichtet Dennis Dodds.

Gezeigt wurde vor allem sehr hochwertige Nepal-Ware in "amerikanischen" Dessins und Farben - großflächige und Ton-in-Ton-Dessins in pastelligen Grau-, Braun- und Beigetönen. Als einer der wenigen Anbieter zeigte Tamarian seine modernen Dessins auch in kräftigen Farben, die in Europa verkäuflich sind. Bei moderner Ware schien Andersartigkeit der Hauptkaufgrund zu sein, alt hergebrachte Dessins in dieser Warengruppe waren weniger nachgefragt. Auch alte Teppiche bzw. auf alt gemachte Ware erfreute sich großer Beliebtheit. Sehr hochwertige Nachknüpfungen alter Dessins in zeigte Woven Legends mit ihrer Alcaraz Collection, bei der alte spanische Dessins mit einem spanischen Knoten geknüpft werden.

Während Ikat-Muster erneut an vielen Ständen zu sehen waren, spielten Patchworkteppiche und Teppiche im Vintagelook kaum eine Rolle. Neben dem Design ist den amerikanischen Kunden auch weiter das Thema Custom-order wichtig: Bei Formaten und Farben müssen sich Anbieter sehr flexibel zeigen, der Preis spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Und während in Europa nur wenige Übermaßteppiche nachgefragt werden, ist das in den USA ein sehr großes und wichtiges Thema.

Rug Show @ Javits

Per Bus-Shuttle gelangte man innerhalb weniger Minuten von der NYICS zur Rug Show @Javits im Jacob K. Javits Convention Center im Westen Manhattans. In diesem in den 80er Jahren angelegten Messe- und Tagungscenter kam die Messe im Untergeschoss unter. Bei Bedarf könnte die Ausstellungsfläche deutlich erweitert werden. Ein großer Vorteil sind die hohen Decken, die eine hängende Präsentationen von Übermaß- Teppichen ermöglichen. Anbieter wie Ariana Rugs und Amadi mit ihrer sehr feinen afghanischen Ware nutzten diese Möglichkeiten entsprechend. Vom Erfolg dieser Anbieter hatten sich einige Anbieter inspirieren lassen - und präsentierten offen ihre Nachknüpfungen. Es sind meist pastellige, zurückhaltende Farben, die diese Qualitäten ausmachen. Quasi als farblicher Gegenpol zeigten einige Aussteller feine Qualitäten mit bunten Ikat-Mustern aus Pakistan.

Metro Market Week

Die Metro Market Week ist ein Zusammenschluss von Importeuren, die ihre Showrooms in New York gemeinsam bewerben. Gut 25 von ihnen beteiligten sich und luden ihre Kunden ein, die neuesten Produkte vor Ort zu entdecken - mitunter bei lockerer Atmosphäre im Rahmen einer Showroom-Party.

Orica Market Week

Eine gute halbe Stunde Autofahrt vom Javits Convention Center außerhalb New Yorks liegt die Kleinstadt Secaucus. Hier ist der Sitz des US-Verbandes für Orientteppiche ORICA (Oriental Rug Importers Association). Gut 30 Anbieter haben hier permanent ihre Showrooms. Diese sind das gesamte Jahr über geöffnet. Während der Teppich- Woche in New York beteiligen sie sich aktiv an den Werbeaktionen und profitieren vom geballten Besuch der Einkäufer zu dieser Zeit. Allerdings ging es diesmal relativ ruhig zu. Ein Grund dafür ist die Kaufzurückhaltung durch den Konsumenten bei klassisch gemusterter Ware - und die wird überwiegend angeboten von den in ORICA ansässigen Importeuren. Ein weiterer Grund ist das Embargo der US-Regierung für Produkte aus dem Iran, das auch die Einfuhr von neuer und antiker Ware iranischen Ursprungs verbietet. Entsprechend knapp wird die Ware. Dennoch zeigten sich die Aussteller dort einigermaßen zufrieden über das Käuferinteresse. Gefragt waren vor allem sehr hochwertige Qualitäten wie Ghoum oder Nain.
aus Carpet Magazin 01/13 (Teppiche)