FussbodenTechnik Streitgespräch
Mit Ernst Wohlleb (Uzin), Markus Lesinski (Mapei), Moderator Torsten Grotjohann (iff), Rainer Mees (Project Floors) und Manfred Krapp (Sachverständiger) gab es auf der Domotex geballte Kompetenz auf der Bühne der FussbodenTechnik -Streitgespräche. Im Blickpunkt zweier Diskussionsrunden standen einerseits die unterschiedlichen Klebstoffsysteme für Designbeläge, andererseits die Oberflächenbeschaffenheit dieser erfolgreichen Belagsart.
Diskussionsrunde 1: Brauchen wir bei Designbelägen so viele verschiedene Kleber-Systeme?
Rollkleber, Trockenkleber, Haftkleber und Nasskleber - wenn es um die Verklebung von PVC-Designbelägen geht, hat der Bodenleger die Qual der Wahl. Moderator Torsten Grotjohann fragte deshalb bei den FussbodenTechnik-Streitgesprächen: "Sind alle diese Kleber-Systeme überhaupt erforderlich? Wer braucht diese Vielfalt?"
Ernst Wohlleb, Leiter Technik bei Uzin Utz, wies darauf hin, dass jedes Klebersystem für einen gezielten Einsatzbereich steht. Bei Trockenklebern und Rollfixierungen seien die Einsatzmöglichkeiten begrenzt. Wohlleb persönlich favorisierte die Nassbettklebstoffe. Er empfahl den Bodenlegern, genau abzuwägen, wo die jeweiligen Klebstoffsysteme ihre Vorteile und ihre Grenzen haben.
Grotjohann berichtete, dass er immer wieder von Bodenlegern hört, dass das Handling von Klebstoffen wichtig sei: "Bei Trockenklebern besteht der große Vorteil in der Wiederaufnehmbarkeit." Gleichzeitig behauptete er, dass Trockenkleber in der Praxis auf vielen Flächen zum Einsatz kommen, wo diese Eigenschaft gar nicht gefordert würde. Dem widersprach Wohlleb: "Nach meiner Erfahrung ist die Wiederaufnahmefähigkeit des Trockenklebers gerade in Altenheimen und im Ladenbau ein schlagkräftiges Argument. Dort sei es nach Jahren immer noch wichtig, dass sich der verlegte Belag leichter wieder entfernen ließe und der darunter liegende Boden wieder nutzbar sei.
Rollkleber sind eigentlich RollfixierungenGrotjohann hakte nach: "Wenn ich schon Nasskleber und Trockenkleber habe, welche Vorteile bringen zusätzlich noch die Rollkleber?" Wohlleb bezeichnete letztere Gattung lieber als Rollfixierung, da sie nicht die Maßstabilität eines Nassklebers bringen könne: "Meiner Erfahrung nach, haben wir auf Baustellen bei widrigsten Bedingungen schon hervorragende Verlegeergebnisse mit der Rollfixierung erzielt." In Bezug auf die Trockenkleber gab Wohlleb aber zu, dass es oftmals die klimatischen Bedingungen nicht zuließen, diese einzusetzen.
Mit einer provokanten Frage brachte Grotjohann Markus Lesinski von Mapei ins Spiel: "Ist Mapei nicht in der Lage, einen Rollkleber zu entwickeln?" Lesinski erklärte, dass Mapei einen anderen Weg gehe: "Wir bevorzugen die vollflächige konventionelle Verklebung, darum haben wir keine Roll- und Trockenklebstoffe." Bei der Vielzahl der Rückenstrukturen von Designbelägen, die von benetzungsfreundlich bis zu überhaupt nicht zu benetzen reichen, sei dies eine Frage der Sicherheit für Verleger und Endkunden.
Grotjohann leitete schließlich auf die geeignete Untergrundvorbereitung für die Designbelagsverlegung über. Er stellte die Frage, ob bei einer Neuverlegung tatsächlich alle Restschichten entfernt werden müssten. Beide Gesprächsteilnehmer bejahten dies grundsätzlich. Lesinski wies aber darauf hin, dass es vor fünf oder zehn Jahren die dafür notwendige Werkzeugtechnik noch gar nicht gab. Heute seien die Klebstoffsysteme allerdings so reaktionsfreudig, dass man auf die komplette Entfernung von Altuntergründen nicht mehr verzichten könne.
Wohlleb stellte auf ein ganz anderes Problem ab: "Wir stellen verstärkt fest, dass es auf Altuntergründen zu Beanstandungen wegen Gerüchen kommt." Gab es früher Reklamationen bei Textilbelägen, so seien es heute eher die elastischen Beläge. Als Gründe nannte er "Alkalitäten, Feuchtigkeiten und Wechselwirkungen mit alten Klebstoffen".
Lesinski wies darauf hin, dass bei der Verlegung von Designbelägen eine ausreichend Dicke der Spachtelmasse von 2 besser 3 mm erforderlich sei. Darüber herrschte Einigkeit. Grotjohann brachte es auf den Punkt: "Der Name Designbelag sagt es eigentlich schon, dass ich eine ordentliche und korrekte handwerkliche Leistung schulde." Neben der oft nicht ausreichenden Dicke der Spachtelmassen wies Wohlleb auf eine manchmal nicht ausreichende Trocknungszeit hin. Lesinski fragte sich: "Warum funktioniert das mit den Trockungszeiten in der Schweiz, Österreich und Frankreich, aber nicht bei uns?" Man müsse einer 3 mm dicken Spachtelmasse einfach 24 Stunden Zeit zum Trocknen geben, dann habe man keine Probleme.
Fazit: Klebstoff-Varianten haben ihre BerechtigungGrotjohann fasste die erste Diskussionsrunde zusammen: "Jedes Klebersystem für Designbeläge hat seine Bedeutung und seine Berechtigung am Markt." Jede Klebergattung habe aber auch ihre Vor- und Nachteile. Es sei in erster Linie Aufgabe des Handwerkers, die Kunden zu beraten. Will ein Kunde auf keinen Fall Fugen in seinem Designbelag, dann muss ein Nasskleber eingesetzt werden. Steht für den Kunden im Vordergrund, den Belag irgendwann leicht wieder zu entfernen, könnte ein Trockenkleber die richtige Wahl sein.
Diskussionsrunde 2: Welche Oberflächenbeschaffenheit sollten Designbeläge haben?
In der zweiten Runde der FussbodenTechnik-Streitgespräche ging es um die Oberflächenbeschaffenheit von Designbelägen. Rainer Mees, Anwendungstechniker von Designbelagsanbieter Project Floors, befürwortet die generelle Einpflege von bereits werkseitig mit Polyurethan ausgerüsteten Designbelägen. Er vertrat die Meinung, dass sich die Bodenbelagsindustrie eines der besten Argumente für eine nachträgliche Ersteinpflege beraube. Durch eine zusätzliche Opferschicht könne man den Belag immer wieder in einen Neuzustand versetzen. Stattdessen behaupten einige Belagshersteller, die werkseitige Beschichtung halte ein Leben lang. Nach Ansicht von Mees könne das bei einem mechanisch beanspruchten Gewerk nicht funktionieren.
Der Sachverständige Manfred Krapp berichtete, dass er gelegentlich zu Streitfällen gerufen werde, wo Beläge schlecht gepflegt und dann reklamiert werden. Mit einer kurzen Reinigungseinweisung sei das Problem meistens schnell gelöst. Zuschauer Frank Wehrmann von Maschinenhersteller Wolff brachte es auf den Punkt: "Im Grunde steht und fällt das Problem mit der Unterhaltsreinigung. Wenn die Unterhaltsreinigung gut gemacht ist, funktioniert das mit und ohne Beschichtung."
Moderator Torsten Grotjohann brachte einen weiteren Aspekt ins Spiel: "In der Sachverständigenpraxis geht es ja häufig auch um Gebrauchspuren wie Kratzer." In früheren Zeiten ohne PU-Beschichtung sei es einfacher gewesen: "Da haben wir die Opferschicht entfernt, in aller Regel war der Kratzer auch weg und haben eine neue Schicht wieder aufgebaut."
Manfred Krapp wies auf die Bedeutung der Reinigungs- und Pflegeanleitung hin, die der Bodenleger deutlich ernster nehmen müsse: " Die Erläuterung einer Reinigungs- und Pflegeanleitung kann ja einhergehen mit dem Verkauf von Pflegeprodukten. Ich sehe da auch Chancen." Durch die jetzt PU-beschichteten Designbeläge sei dem Bodenleger ein Zusatzgeschäft genommen worden.
Rainer Mees sah die Herausforderung eher darin, den Handwerker ordentlich und ehrlich aufzuklären. Er zog einen interessanten Vergleich: "Hersteller von Waschmaschinen werben damit, wie man die Maschinen vor Kalk schützen kann. In der Bodenbranche hingegen scheint die Pflege nicht so wichtig zu sein."
Grotjohann erklärte die Bedeutung der Reinigungs- und Pflegeanleitung für den Bodenleger: "Ich kann jedem Verleger nur empfehlen, die Reinigungs- und Pflegeanleitung nachweislich und rechtzeitig zu übergeben." Nachweislich bedeutet, er muss später durch Quittung, Einschreiben/Rückschein o.ä. belegen können, das die Übergabe erfolgt ist. Genauso wichtig sei die rechtzeitige Übergabe: "Arbeitet man in einzelnen Bauabschnitten, dann kann die Übergabe zusammen mit der Schlussreinigung schon zu spät sein." Grund: Zu diesem Zeitpunkt könnte in den übrigen Flächen schon ein Schaden entstanden sein.
Auch bei der zweiten Diskussionsrunde stand als Fazit das Thema Aufklärung im Mittelpunkt. Der Bodenleger muss vor der Verlegung wissen, welche Nutzung der Belag später haben wird. Es macht einen großen Unterschied, ob ein Designbelag in einem Altenheim, einem industriell genutzten Flur, einer Boutique oder in einem Privathaus verlegt wird. Dazu Krapp: "Ich halte nachträglich eingesetzte zweikomponentige PU-Versiegelungen für eine interessante Geschichte, wenn ich weiß, dass große Belastungen auftreten werden." Auch in diesem Fall ist die Beratung des Endkunden das zentrale Thema.
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FussbodenTechnik 02/13
(Handwerk)